Als vor ein paar Wochen die Nachricht bekannt wurde, dass Königin Elizabeth II. in Balmoral gestorben war, versetzte dies ganz Großbritannien in einen totalen Schock. Wie ich haben die meisten von uns nie ein Leben in Großbritannien oder Europa ohne den Oueen als Staatsoberhaupt gekannt. So sehr verändert, seit sie vor über 70 Jahren ihren Untertanen aus Großbritannien und dem Commonwealth ihr Versprechen gegeben hat.

Königin Elizabeth II., Buckingham Palace, 1952

Dass sie ihr ganzes Leben, sei es lang oder kurz, damit verbringen würde, uns mit Würde und Stolz zu dienen, und so war es. Die Königin hat all dies stark überstanden, die unzähligen Umwälzungen, königlichen Skandalen, nationalen Tragödien und zuletzt der Coronavirus-Pandemie von 2020.

Sie war im Chaos unseres nationalen und persönlichen Lebens eine ständige Präsenz. Bis zum Ende wankte sie nie in ihrer unerbittlichen Hingabe an Pflicht und Respekt.

Ist es Schicksal oder eine Zuversicht, dass Königin Elizabeth gerade lange genug durchgehalten hat, um Liz Truss zu bitten, in ihrem Namen eine Regierung zu bilden, die so wenig Störungen wie möglich hinterlässt, bevor sie sich entschied, uns für immer zu verlassen? So hat sie die ganze Zeit über regiert, immer ein bisschen vorausgedacht und so getan, als hätte sie es nicht gewusst. Die Königin widmete ihr Leben ihrem Volk, ihre vertraute Präsenz war so beruhigend für andere und für viele, die nicht einmal britische Staatsbürger waren. Sie war ein Teil von uns allen, eingenäht in die DNA des modernen Großbritanniens und des Rests der Welt.

Das Leben ohne sie – und die Zweifel an dem, was kommen wird – fühlt sich bereits seltsam und beunruhigend an, und sie ist erst seit ein paar Wochen weg.

„Like so many, Michelle and I are grateful to have witnessed Her Majesty’s dedicated leadership, and we are awed by her legacy of tireless, dignified public service.“

Die Queen war natürlich mein Chef, als ich sechs Jahre lang als Militärmusiker in der britischen Armee diente. Wir wurden gebeten, an den Feierlichkeiten zum Silberjubiläum teilzunehmen, und reisten für drei Wochen nach London, um für eine zweistündige Marschparade zu üben.

Am Anfang der ersten Wochen kam Prinz Charles jeden Morgen zu unserem Proben und wir waren alle erstaunt, wie klein er in echt war. Ich muss zugeben, man konnte nichts als Stolz empfinden, wenn man mit all den Touristen und Fernsehkameras durch die Mall marschierte mit allen, die für dich jubeln. Es hat sich wirklich gelohnt und in diesem Moment wusstest du, wie gut du wirklich bist, sonst wären wir nie gefragt worden, ob wir mitmachen würden. Bei der Horse Guards Parade mitten in London postiert zu sein, war wie in einer anderen Welt. Ganz zu schweigen von all dem Pomp, dem wir begegneten, als wir all diese berühmten und nostalgischen Gebäude betraten. Wir als Musiker feierten und teilten gemeinsam den Erfolg der Queen. Wir waren alle Teil einer großen, glücklichen Familie und diese Erfahrung wird mir für immer in Erinnerung bleiben.

Die Königin und ihre geliebten Corgis, Windsor Castle, 1996

Elizabeth II. war in einer Welt voller Aufruhr und wiederholter Gleichgültigkeit und Hass ein konstant positiver Mensch. Ein leuchtendes Beispiel für uns alle, wie man ein Leben führt, eine Pflicht erfüllt und gleichzeitig ein anständiger Mensch ist. Ich bin mir ziemlich sicher, dass viele Länder, die kein Staatsoberhaupt haben, wünschten, sie hätten eine Figur wie Elizabeth, die ihnen beigestanden hätte, ihre Pflichten über viele Jahre hinweg auf ihre pflichtbewusste, liebevolle Art erfüllte und diese Liebe zur Pflicht mit ihrem Volk teilte. Queen Elizabeth wird sehr vermisst werden, sie war eine erstaunliche Führerin sowohl des Vereinigten Königreichs als auch dessen, was vom britischen Commonwealth übrig geblieben ist. Sie hatte einen großartigen Sinn für Humor; auch hatte sie nichts dagegen, einen Witz mit jemandem zu teilen, egal woher der Mensch kam. Einmal, als sie mit ihrem Leibwächter im Schlepptau mit ihren Corgis auf dem Gelände von Balmoral in Schottland spazieren ging, wurde sie von einem südafrikanischen Touristen, der sie überhaupt nicht erkannt hatte, gefragt, ob sie die Königin persönlich kenne. Sie erwiderte ruhig, er solle ihren Gefährten fragen, der ihrer Meinung nach mehr über die Königsfamilie wisse als sie selbst.

Wir sind gesegnet, sie als unsere Königin zu haben, und sollten für ihren Dienst danken und ihrem beispielhaften Beispiel mit anderen folgen.

"She led the country though some of our greatest and darkest moments with grace, decency and a genuine care and warmth" (Elton John 9.09. 2022)

Aufgewachsen in einem westindischen Familienhaushalt in England, war die königliche Familie von Anfang an ein großer Teil unserer Erziehung. Und allein diese Tatsache sollte nicht unterschätzt werden, denn unsere Eltern wussten alles über sie und sprachen oft offen über ihre Missbilligung darüber, wie die Royals manchmal behandelt wurden. Ich kann mich als Kind sehr gut daran erinnern, dass das einzige, was im Fernsehen nie verpasst wurde, die Rede der Königin um 15 Uhr am Weihnachtstag war. Als Kinder mussten wir alle um den Fernseher sitzen und schweigend lauschen, was die Queen in ihrer Weihnachtsrede zu sagen hatte. Und als die Rede zu Ende war, wurden wir alle gefragt, ob wir alles verstehen würden, was sie gesagt hatte. Es war, als wäre die Königin unsere Großmutter, die uns sagte, wie wir uns verhalten und Respekt vor Älteren und anderen haben sollten. Sogar die Schwester meiner Großmutter, Tante Dell, die 1948 von Jamaika nach England kam, um in London zu leben, war mehr als ein hingebungsvoller Fan der Queen, sie liebte sie. Ich kann mich erinnern, dass sie nur zwei Fotos an der Wand ihrer gemütlichen Wohnung in der Old Street hatte. Eins war von Winston Churchill und das andere von Queen Elizabeth.

Gott segne Sie, Ihre Majestät. Sie haben uns wie versprochen gedient und werden sehr vermisst. Nun geh und genieße deine wohlverdiente Ruhe mit deinem geliebten Philipp.

Danke Ma'am

(Honest John, Sept. 2022)