Von , 15.04.2020

Corona Corner KW 16

Grüße von der Insel #2

1A Pancakes zum Selberbacken

(mex) Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. So schallt es derzeit aus allen Kanälen und man weiß es doch auch eh inzwischen selbst. Deshalb, ich koche jetzt. Das ist nicht neu aber doch häufiger. Und wie so oft im Leben, je länger etwas dauert, je öfter sich tägliche Vorgänge wiederholen und in trockene Routine überzugehen drohen, desto mehr Kreativität ist gefragt. Beim ewigen Jazzsolo über Standard-Songs wie „Autumn Leaves“ oder „Summertime“, bei Freistoßtricks im Fußball oder beim eintausendundersten Interview mit dem Coronavirus in der unendlichen televisionären Brennpunktspezialtalkshow.
Zu Hause, beim Thema Essenszubereitung, fängt das dann gegebenenfalls schon beim Frühstück an. Eivarianten sind durch. Mal 5, mal 8 Minuten, mal gespiegelt, mal gerührt. Käse, Wurst, Marmelade sind ok, aber hallo, wir gehen in die fünfte Woche. Also, schon mal über American Pancakes nachgedacht. Wer die fluffigen Teile schon einmal im Original von Ahornsirup hat durchsuppen lassen, der ist seitdem auf der Suche nach den wahren Dingern. Wie oft hat man es hierzulande in den entsprechenden Läden bereits versucht, wie oft hat man die Möchtegern-Diner mit einem schmerzhaften Gefühl der Nichtbefriedigung verlassen? Authentisch-klebrige Kunstlederersitze mögen sie ja alle noch haben, doch schon die unendliche Kaffeetasse wird selten ernst genommen und an der geliebten Teigware scheitern sie fast ausnahmslos kläglich. Und auch daheim misslingt sie zuverlässig, sogar Verzweiflungsversuche mit ökologisch inkorrekten Plastikversionen zum Schütteln und integrierter Gelingt-Immer-Garantie bleiben erfolglos. Lange Rede, kurzer Sinn, hier die Rettung, das ultimative Pancake-Rezept, mit lieben Dankeschön und besten Grüßen an eine gute Freundin mit detaillierter US-Erfahrung. Man nehme:
3 Eier, 500 ml Buttermilch, 250 g Weizenmehl, 60 g zerlassene Butter, 1 Esslöffel Zucker, 2 Prisen Salz, 1 Teelöffel Natron
Eier trennen. Gelb zu Schaum. Weiß zu Schnee. Buttermilch, Mehl, Natron und Zucker zum Gelb. Vermischen (nicht zu lange). Zerlassene Butter unterrühren. Weiß unterheben. Kurz noch einmal mischen und fertig ist der Teig. Kellenweise in beschichteter Pfanne ohne Fett backen (wenden nicht vergessen). Das ergibt in etwa eine Portion für vier normalhungrige Menschen.


Kartoffelhefe, langsam öffnen und...bumm

Wo wir gerade beim Backen sind. Ich mach meine Hefe jetzt selber. Muss ja sein, ist weggehamstert. So geht´s: 2 Kartoffeln kochen, zerreiben, mit je einem Teelöffel Bier und Zucker mischen, ab in ein sauberes Glas, Deckel drauf und drei Tage stehen lassen. Und fertig ist der Teig... äh, die Hefe. Oder? Werde gleich den Prototypen öffnen. Habe ein wenig Angst. Auf jeden Fall nur mit Schutzmaske.
Wenn wir bisher eines gelernt haben, in dieser mit Lektionen wirklich verschwenderisch umgehenden Zeit, dann vielleicht, dass der Mensch ja nicht vom Brot allein lebt. Die Kultur, das wird nun immer häufiger beschworen, behauptet und bedauert, die fehlt doch gewaltig. Und auch wenn sie es offiziell noch nicht zur Systemrelevanz gebracht hat, allmählich, mit zunehmender Dauer des öden Ausnahmezustandes, dämmert es einer wachsenden Anzahl Daheimbleibender, welchen Luxus man über Jahre hinweg und für alle Ewigkeit als selbstverständlich vorausgesetzt hat. Der Gang ins Theater, das Konzert, den Club, das Kino... gerade einmal einen Monat dauert der angeordnete Verzicht und doch setzen langsam deutliche Erscheinungen eines Entzuges ein, der, wenn nicht bereits zu unkontrolliertem Zittern, aber doch zumindest zu einer gewissen inneren Beunruhigung führen. Kein Wunder also, dass immer mehr „Kulturschaffende“ und entsprechende Institutionen über Alternativen zum traditionellen, aktuell stillgelegten Zugang und über die ersatzweise Füllung des entstandenen Vakuums nachdenken. Denn die Junkies, soviel ist sicher, sind auf der Suche und für neuen Stoff absolut zugänglich. Das Maxim Gorki Theater, beheimatet im Berliner Bezirk Mitte, unweit der Prachtstraße „Unter den Linden“, hatte beispielsweise eine gute Idee. Jeden Mittwoch ab 18 Uhr streamt das Theater für 24 Stunden unter dem anschaulich auf der Homepage verbreitetem Motto „als getroffene Hunde sollten wir jetzt mal langsam mit dem Bellen beginnen“ eine Aufzeichnung eine seiner aktuellen Produktionen. An diesem Mittwoch, dem 15. April, wird, das Stück „Grundgesetz“, ein chorischer Stresstest der polnischen Regisseurin Marta Górnicka, gegeben. Passend wie die Faust auf´s Auge in der aktuellen Debatte um mögliche Anpassungen des Selbigen in Zeiten wie diesen. Wer es diese Woche versäumt, am nächsten Mittwoch geht es zur gleichen Zeit mit dem quälend aktuellen Sein oder Nichtsein weiter. Es kommt Shakespears „Hamlet“ in der Version von Christian Weise. Stay tuned unter: www.gorki.de/de/gorki-stream
Und der Maxim, der große russische Dichter, Denker und Namensgeber des kleinsten der Berliner Staatstheater, hatte einst in weiser Voraussicht auch noch einen unbezahlbaren Tipp für die Nachwelt parat. Wenn man so will, exklusiv adressiert an die Zeitgenossen dieses bislang so erbärmlichen 2020. Der prangt nun unter anderem auch an der Eingangstür eines kleinen, um sein Überleben kämpfenden und seinen Bringedienst anbietenden Buchladens in der hiesigen Nachbarschaft. Und strahlt hinaus in die vorbeiziehende, fast leere Welt. Als Inspiration und Hilferuf gleichermaßen:
„Liebt das Buch. Es wird euch freundschaftlich helfen, sich im stürmischen Wirrwarr der Gedanken, Gefühle und Ergebnisse zurechtzufinden“ (Maxim Gorki)
Na dann, nur zu.


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Music’N Nature

Musikalisches Biotop : »Dort finden Menschen völlig ungezwungen Platz, wie Streuobst auf einer Wiese.«

Sebastian Netta bringt die Bühne gleich mit, um an idyllischen Orten Musik zu machen. »Music’N Nature« heißt das Projekt des bekannten Schlagzeugers aus Münster und seiner Wald- & Wiesen-Konzerte. Zusammen mit anderen Künstlern bringt er anspruchsvolle Musik – Klassik, Akustik Folk-Jazz, brasi­lianischen Bossa Nova, Improvisationen, Lesungen und mehr – zu den Menschen aufs Land.

In Corona-Zeiten verändert sich gerade die gesamte Kulturszene: Fallen jetzt auch die Wald- und Wiesen-Konzerte flach?

Natürlich betrifft Corona unser Zusammenleben in weiten Teilen. Wir Künstler sind damit aber aufgefordert, uns kreativ dieser Aufgabe zu stellen. Die WuW-Konzerte sehe ich als eine gute Chance, dass wir das schaffen. Unsere Musiker sind alle weiterhin dabei und können das auch, dank der staatlichen Unterstützungen. Ich bin sehr froh über diese Entwicklung. Die Leute von der Bezirksregierung und aus der Politik sind wirklich hilfsbereit und offen. Dafür sage ich an dieser Stelle einfach „Danke“!
Wir veranstalten Konzerte und Lesungen in der Natur, in der weiten Feldflur oder am Waldrand. Deshalb werden wir voraussichtlich gar nicht so viel ändern müssen.

Wie kann man sich das vorstellen?

Die mobile Bonsai-Bühne sieht aus wie ein überdimensionaler Strandkorb, nur neun Quadratmeter klein, aber mit allem ausgestattet, was professionelle Musiker brauchen. Damit sind wir autark und können Musik machen, wo immer und für wen immer wir möchten und dürfen, sozusagen ein musikalisches Biotop, das man in jede Natursituation stellen kann. Dort finden Menschen völlig ungezwungen Platz, wie Streuobst auf einer Wiese. Sie können frei entscheiden, wie sie zuhören möchten: ob beobachtend, die Umgebung wahrnehmend, kontemplativ oder aktiv, aber den gebotenen Abstand einhaltend tanzend oder nur sitzend.
Was die Konzerte angeht, bin ich optimis­tisch. Wir können an den meisten geplanten Konzerten festhalten. In Absprache mit den Veranstaltungspartnern vor Ort werden Programm und Musiker ausgewählt. Wenn die Einschränkungen aufgehoben werden, hoffentlich mit tollem Publikum. Auf jeden Fall werden die Konzerte gestreamt und ins Netz gestellt.

Was liegt Dir dabei besonders am Herzen?

Die Reihe Musik & Alter, bei der wir vor Seniorenheimen spielen. Und es ist eine tolle Erfahrung, mit Pflanzen zu musizieren. Dabei werden die elektrischen Impulse der Pflanze in digitale Musik umgewandelt. Was da rauskommt, ist chaotisch und mystisch zugleich, hört sich aber – von professionellen Musikern umgesetzt – ziemlich gut an.
Und noch etwas: Nicht der Hype oder tausende Zuschauer sind das Ziel, sondern eine kontinuierliche Präsenz und künstlerische Authentizität. Ich spiele Musik, weil das Spiel selbst interessant und spannend ist. Mich fasziniert die unaufgeregte Virtuosität, Kunstfertigkeit. In Westfalen weiß man diese Unaufgeregtheit zu schätzen. Das ist super!

Interview: Luise Richard,
freie Journalistin, Drensteinfurt


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Digitales zusammenrücken

Mein „View out of the window“

Endlich Ferien und Urlaub! Ein halbes Jahr habe ich mich auf diese Woche gefreut. Die aktuelle Lage hat dann alles umgeworfen. Meine Töchter sind bei ihrem Vater für diese Woche, wie geplant. Ich allerdings sitze alleine Zuhause und muss zusehen, dass aus einem »Alleinsein« kein »Einsamsein« wird.
Zum Glück leben wir in einem Zeitalter der digitalen Möglichkeiten.
Meine Reisegruppe und ich haben am Samstag zum eigentlichen Urlaubsbeginn in der Sonne und am Meer zusammen via Videochat ein LAN-zarote mit »Stadt - Land - Vollpfosten« begangen. Es war ein tolles Gefühl, die fünf Mitreisenden Gesicht zu Gesicht zu sehen und zusammen einen geselligen Abend zu verleben. Via App haben wir uns in die Wohnzimmer der anderen ge­schaltet und ein paar unbeschwerte Stunden zusammen verbracht.
Auch soziale Netzwerde wie Facebook ver­ändern das Hier und Jetzt ab und an.
Facebook besuche ich generell täglich, um mal eben durchzuscrollen. Ich poste kaum etwas, lese aber gerne und verfolge das Leben meiner Freunde und Bekannten, die teils über die ganze Welt verstreut sind. Eine Freundin aus England gab mir den Tipp, mir die Seite »View from my window« anzusehen. Ich bin der Gruppe beigetreten und seitdem überwältigt mich der Blick aus den Fenstern wildfremder Menschen jedes Mal. Es ist berührend zu sehen und zu lesen, wie die ganze Welt still steht. Wie in vielen Städten gelitten, gehofft und innegehalten wird. Wie z. B. in New York um 19 Uhr auf Töpfe und Pfannen geschlagen wird, um die vielen Helfer und Retter zu feiern. Wie vielerorts für spazierende Kinder Zeichen in die Fenster gestellt werden, so dass sie sie »jagen« können und als Geste, dass sie nicht alleine sind. In Bocholt malen wir Regenbögen an die Fenster, in Chicago habe ich gelernt, setzen sie Teddybären in die Fenster. Die Menschen auf der ganzen Welt sind Zuhause, manche von ihren Familien getrennt. Manche trauern um Angehörige, manche haben in letzter Minute vor dem kompletten Shut Down noch ihre Lieben erreicht. In Finnland, Island und Alaska liegt noch Schnee, während in Neuseeland langsam der Herbst und in China der Frühling beginnt. Die Natur kehrt langsam in Australien zurück nach den Buschbränden, die Känguruhs zeigen sich wieder. Durch das Fehlen der geschäftigen Menschen werden u.a. in Kalifornien wieder Bären in Dörfern gesichtet, Orte an Meeren melden die Rückkehr von Fischen, Schildkröten und Seeottern. Und auf jeden Ort der Welt scheint dieselbe Sonne auf die Menschen, sei es auf Moorea, in Kuala Lumpur, Salinas, Rethymno oder Tehran. Der Blick durch die Fenster und die Berichte sind herzerwärmend und geben einen Einblick in die Leben anderer. Die Menschen auf der Welt durchleben alle dasselbe zur selben Zeit und es unterscheidet sie in nichts. Die Hoffnungen, Unsicherheiten und Ängste sind dieselben. Eines haben alle Bilder gemein: sie einen uns alle in dem Wunsch, die Kurve flach zu halten und zeigen, dass wir in der Isolation nicht alleine sind. Die Welt rückt digital ein Stückchen zusammen.
So lässt sich das Alleinsein hier Zuhause sehr gut aushalten und nicht in ein Einsamsein umschlagen. Nichtsdestotrotz bin ich froh, wenn meine Töchter Samstag wiederkommen und das Haus wieder mit Leben und echten Umarmungen gefüllt wird. Eine reale Berührung kann keine digitale ersetzen.

Britta Schiffmann,
langjähriges Mitglied im Team na dann ...


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Theater für junges Publikum

Theaterpädagogischer Workshop in einem Jugendzentrum

Es gibt viele Einrichtungen in Münster, die kulturelle Angebote für und mit Kindern durchführen. Freie Theaterensembles, die für und mit dieser Altersgruppe arbeiten, haben sich in Münster zum Arbeitskreis der Freien Kinder und Jugendtheater zusammengeschlossen.
Die Kulturministerin des Landes Nordrhein-Westfalen Isabel Pfeiffer-Poensgen formulierte 2017 in der Aachener Zeitung: »Theater gehören zur Identität einer Kommune.« Münster ist durch seine lebendige Theater­szene eine vielfältig schillernde Kulturlandschaft. Ganz vorne mit dabei: das Theater für junges Publikum. Gerade die freie Szene beheimatet viele, seit Jahren professionell arbeitende Gruppen mit ihren individuellen künstlerischen Herangehensweisen. Sie set­zen Stückvorlagen, Romane oder Kinderbücher um oder entwickeln eigene Stücke. Um dabei nah an ihrem jungen Zielpublikum zu sein, gibt es in ihren Probeprozessen oftmals Recherchephasen in Kitas und Schulen. Ihre professionelle Qualität bezeugen Festivalein­ladungen und Preise, ihre Arbeiten strahlen weit über die Grenzen Münsters hinaus. Heim­spielstätte ist meist das Theater in der Meerwiese in Münster-Coerde. Im vergangenen Jahr hat der Arbeitskreis der Freien Kin­der und Jugendtheater eine weite­re Spielreihe entwickelt, die Aufführungen auch in anderen Stadtteilen Münsters ermöglichen soll.
Kraft der Szene: Statt konkurrierender Ellen­bogenmentalität streben die Gruppen nach einem kollegialen Miteinander. In regelmäßigen Abständen trifft sich der gemeinsa­me Arbeitskreis, um kulturpolitische Themen zu besprechen und sich untereinander auszutauschen.
In einer weiteren, ensembleübergreifenden Kooperation stärkt seit 2017 eine gemeinsame theaterpädagogische Honorarkraft die Zusammenarbeit zwischen Pädago­ginnen und Pädagogen und den einzelnen Theaterschaffenden. Das Angebot umfasst die Unterstützung in der Planung und Durch­führung eines Theaterbesuchs sowie vorbereitende Workshops. Diese werden von einem Theaterpädagogen direkt in den Schulen und Kitas durchgeführt. Produktionsbegleitende Mappen mit Übungen und Informationen zu den einzelnen Stücken und Theaterensembles werden ebenfalls angeboten. Dank der langjährigen Unterstützung durch das Kulturamt Münster bleiben diese Service­leistungen für Lehrkräfte und Erzieherinnen und Erziehern kostenfrei.
Auch in der aktuellen Situation ist die theaterpädagogische Honorarkraft der Frei­en Kinder- und Jugendtheater weiter für interessierte Lehrkräfte da und bietet eine kostenfreie zweistündige Online-Fortbildung »Theaterpädagogische Methoden in der Grundschule« an.

Informationen zum Arbeitskreis der Freien Kinder- und Jugendtheater Müns­ter gibt es auf www.kjt-muenster.de oder als Mail­an­frage an tp@kjt-muenster.de.


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Ein Ort des wilden Denkens

Nachgespräch für Kinder nach dem Besuch eines Theaterstückes

Seit einiger Zeit verfolgt der Arbeitskreis ge­meinsam mit weiteren Münsteraner Künstlerinnen und Künstlern die visionäre Idee des Kinderkulturhaus Münster.
Das Kinderkulturhaus soll ein Ort sein, der sich ausschließlich der Kultur für und vor allem mit jungen Menschen und ihren Potentialen widmet. Ein Haus, das Probestätte, Experimentierfeld, Anlaufstelle und vor allem Aufführungsort für die professionellen Kinderkulturgruppen Münsters ist und zugleich Kinder und Jugendliche bei künstlerischen Experimenten unterstützt und ihnen eine Auseinandersetzung mit aktuellen, gesellschaftlichen Themen ermöglicht – ein Ort des wilden Denkens.
Kinder und Jugendliche sollen mit ihren Themen und ästhetischen Interessen als voll­wertige Mitglieder unserer Gesellschaft ernst genommen werden. Sie können im Kinderkulturhaus gleichberechtigt mit professionellen erwachsenen Künstlerinnen und Künstlern diskutieren, schaffen und planen.
Im Zentrum des künstlerischen Dialogs stehen die verschiedenen Sparten Theater, Tanz, Musik, Medien, Bildende Kunst und Literatur. Für alle Kinder bietet sich hierbei eine Vielzahl an Möglichkeiten: Theater
sehen, selber spielen und sich darüber austauschen. Neben Konzerten fwür junge Menschen soll das Angebot Tanzkurse und Tanz-/Tanztheateraufführungen umfassen. Im Be­reich der bildenden Kunst können sie ihre eigenen Projekte in Ateliers, Ausstellun­gen und Workshops verwirklichen. Ebenso sind Schreibwerkstätten denkbar, in denen Kinder sich ausprobieren.
Neben einem künstlerischen Austausch sollte das Kinderkulturhaus vor allem ein Ort sein, dessen Programm von den Kindern dialogisch mitgestaltet werden kann. Vorbilder gibt es bereits: So hat beispielsweise das Berliner Grips Theater mit dem »TheaterRat« ein beratendes Gremium eingerichtet, das die programmatische Ausrichtung des Hauses begleitet. Wiederum bei der Errichtung eines Kinderkulturhauses in Kopen­hagen wurden die Ideen der Kinder bereits während der architektonischen Gestaltung berücksichtigt.
Das Kinderkulturhaus wäre bei all dem Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche aller Altersgruppen, auch für die Allerkleinsten, dann natürlich gemeinsam mit Ihren Eltern.
Mit dieser inklusiven Institution soll eine nachhaltige Infrastruktur zur Verfestigung der künstlerischen Arbeit für und mit jungen Menschen geschaffen werden. Die ersten Schritte sind bereits getan: So bewilligte der Rat der Stadt einen Bürgerantrag um bis zum Ende des Jahres mit finanzieller Unterstützung u. a. in verschiedensten Arbeitsgruppen, Workshops mit Kindern sowie während eines Fachsymposiums mit Expertinnen und Experten ein nachhaltiges und zukunftsweisendes Konzept für ein Kinderkulturhaus in Münster zu erstellen.

Weitere Infos zum Kinderkulturhaus für Müns­ter: Arbeitskreis der Freien Kindertheater Münster, tp@kjt-muenster.de.


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Bitte keine Abgesänge!

Kino als Gemeinschaftserlebnis: »Weil man neugierig ist auf die neuen Filme. Und die Spannung gemeinsam teilt. Weil man ausgehen möchte. Zusammen.«

Die Kinos sind geschlossen. Mindestens bis zum 19. April. Vielleicht länger. Aber das ist noch nicht alles: Alle Dreharbeiten sämtli­cher Produktionen sind gestoppt, die Premie­ren großer Blockbuster und vieler kleiner Filmperlen wurden auf Herbst oder Winter verschoben. Mindestens. In Hollywood stehen die Kameras auf Pause. Wer weiß für wie lange. Entlassungswellen und Rezession dro­hen. Als allererstes betrifft dies wohl die Kul­turbranche. Was bedeutet diese Situation für das Kino, für die Kinofans, für die Kinobetreiber? Das Ende?
Vor allem für kleinere Häuser hat die Corona-Pandemie massive Folgen. Fakt ist, ein Virus stürzt vor allem die Film- und Fernsehproduktion, die Betreiber der Lichtspielhäuser und Verantwortlichen der Produktionsgesellschaften in eine nie dagewesene Ausnahmesituation. »Ich denke, dass es eine Pleitewelle mit einigen Schließungen geben wird«, mutmaßt beispielsweise Michael Rösch, Geschäftsführer von Kinostar, die zahlreiche Kinos in Deutschland betreiben. »So eine Lage gab es seit Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr.« Das klingt nach End­zeitstimmung, nach Abgesang.
Hatten wir das nicht schon einmal? Den Abgesang des Kinos? Ja. Öfter. Wenn es eine Einrichtung gibt, die immer mal wieder totgesagt wird, dann ist es das Kino. Das Kino – das Steh-auf-Männchen der Kulturindus­trie? Das Kino wurde erfunden, und schon hieß es: Das Kino hat keine Zukunft. Der Tonfilm kam auf, und es hieß: Das Kino hat keine Zukunft. Das Fernsehen begann seinen Siegeszug, und es hieß: Das Kino hat keine Zukunft. Videorecorder fanden Verbreitung, und es hieß: Das Kino hat keine Zukunft. Nach den Terroranschlägen 9/11 hieß es: Nie mehr Action im Kino. Nun sind neue Techniken auf dem Markt, Video on demand, und es heißt: Das Kino hat keine Zukunft.
Klar, dass die Menschen während der Corona-Krise mehr Zuhause sind. Das spielt jetzt den Video on demand Diensten, den Streamingplattformen in die Karten. Ein Punktsieg also für die Konkurrenz, wie Netflix, Amazon Prime und Co.. »Vielleicht ein kurzfristiger Punktsieg. Streamingplattfor­men generieren jetzt mehr Abos und Umsatz«, so Michael Rösch von Kinostar weiter. Nur ein Punktsieg? Oder doch ein K.O.-Schlag? – Nein, wer jetzt jammert, das Kino ist tot oder habe keine Zukunft, muss sich zweierlei fragen. Erstens, was das Kino eigentlich ist und warum es bewahrt werden muss. Und zweitens, was am Kino zu verbessern wäre und warum das trotzdem nicht passieren wird oder soll.
Kino ist …? Mit schönen Frauen schöne Dinge tun, wie Truffaut sagt. Der Welt eine Vorstellung unterschieben, die mit unseren Wünschen übereinstimmt, wie Bazin sagt. Ja – aber zuerst einmal heißt Kino, dass man das Haus verlassen muss, »sich« dann in einen dunklen Saal begibt, die Welt und ihre Möglichkeiten mit anderen Augen sieht und dann darüber redet oder schweigt. Warum Fernsehen keinen Ersatz darstellt, wenn »außer Haus« zur Zeit keine Option ist? Weil im Kino das Bild und der Ton in den meisten Fällen besser sind. Und weil das Erlebnis direkter, gewaltiger ist. Weil man neugierig ist auf die neuen Filme. Und die Spannung gemeinsam teilt. Weil man ausgehen möchte. Zusammen. Was wäre, wenn man die neuen Filme auch zum Start zu Hause sehen könnte, mit noch besserem Bild und Ton – was beim Zustand der meisten Kinos nicht schwierig wäre? Bleibt das Gemeinschaftserlebnis, das es zu bewahren gälte.


Autokino: »Geschützt hinter Metall und Glas – vor Corona«

Das Kino hat also wieder einmal keine Zukunft. Ja, es mag unvollkommen sein, aber der Mensch ist es auch. Und solange das Kino davon zu erzählen versteht, solange hat es auch Zuschauer. Und wenn man Glück hat, dann trifft man dort die Frau seines Lebens. Noch ist dies bald wieder möglich. Viel­leicht erst einmal im Autokino. Geschützt hinter Metall und Glas – vor Corona. Popcorn und Gemeinschaftserlebnis inklusive. Auch in Münster. Zuhause habe ich dies nicht. Lasst uns für das Kino kämpfen! Wir werden NICHT die Generation sein, die das Kino zu Grabe trägt. Totgesagte leben bekanntlich länger! Wir sehen uns bald wieder – nach der Erholungspause – natürlich im Kino.

Christian,
langjähriges Mitglied im Team na dann ...


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Aufbruch in die neue Wirklichkeit

Wir stehen jetzt auf, wir gehen weiter, wir haben viel vor, wir wollen die neue Wirklichkeit gestalten - Arno Tilsner

Ostermontag 2020, liebe Leserinnen, liebe Leser. Heute hat die Nationale Akademie der Wissenschaften, Leopoldina, einen Fahrplan vorgelegt, wie der gesellschaftliche Shutdown schrittweise gelockert werden könnte.
Zentraler Punkt bleibt das Abstand halten (mindestens 2 Meter). Wo das nicht möglich ist (z.B. in Bussen und Bahnen) soll ein Mund-Nasen-Schutz verhindern, andere unbewusst und ungewollt anzustecken. Etwas mehr öffentliches Leben, dafür ein gewisser Infektionsschutz (mindestens für die Gegenüber) vorm Gesicht.
Wir wissen nicht, ob das Virus sich in absehbarer Zukunft in den Rahmen von Normalisierungsplänen pressen lässt, oder ob es durch lokale oder regionale Ausbrüche immer wieder die Rückkehr zu planbarem gesellschaftlichem Alltag stört.
Deshalb nehmen wir die Situation, wie wir sie Woche für Woche vorfinden als die neue Wirklichkeit, der wir unser Geschäft (die na dann...) anpassen. Wir planen ein schlankes Heft ohne Kino mit kleinem Veranstaltungskalender und einer zunächst überschauberen Menge Kleinanzeigen.
Aus 'ohne', 'klein' und 'überschaubar' wird kein Heft. Deshalb werden wir, die wir seit Jahrzehnten bei na dann... in Lohn und Brot stehen, zu Schreiberinnen und Schreibern. Ich meine nicht, dass Tobi, der Schneider & Verteiler, jetzt Schriftsteller wird. Aber Tobi ist auch Familienvater und Weinhändler, der erlebt wie wir, was es bedeutet, wenn der Staat die Bürgersteige hoch zieht. Es ist nicht lustig. Es ist sehr ernst und es kann - wenn mensch nicht auf der Hut ist - ganz schnell existenziell werden.
Wir als Team-na dann... schreiben darüber, wie wir selbst oder andere, die wir beobachten, den Aufbruch in die neue Wirklichkeit bewerkstelligen. Ich bin dabei ein Antreiber, der sich nicht mit nostalgischen Rückblicken aufhält. Gelebt ist gelebt.


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