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6 ohrenschmauch   na dann... 14/2021 Ohrenschmauch
 Musikschaffenden unter den mög- lichen LeserInnen muss ich nicht beschreiben wie schwer es ist, einen Verlag/Label/Vertrieb für das eigene Werk zu finden. Besonders, wenn es nicht um Eintagsfliegen-Single- Veröffentlichungen in virtueller Form, also ohne physischen Träger geht. Da wird Selbstausbeutung zum Normal- zustand.
Auch wenn Mann sehr fleissig ist. Wie z.B. der Cellist Valentin Ceccaldi. Er kommt hier gleich 2mal zum Zug, im Trio mit Sylvain Darrifour am Schlagwerk und Manuel Hermia am Sax. Aufgenommen im Oktober 2019 servieren diese drei Rock-Jazz in sehr ungewohnter Besetzung. Riffs wie Schwermetall (das Cello kann..), drückende Rhythmen und lautstarke Melodielinien im Wechsel mit sanft lyrischen Passagen und avantgardis-
tische freien Ausflügen aller drei In- strumente. DARRIFOURCQ, HERMIA, CECCALDI ist schwere Kost, muss m/f hören wollen, befreit aber die Ohren wirksam von der ständigen Suche nach der Wohlfühl-Akkord-Folge.
Im Frühjahr des gleichen Jahres hat er im Trio mit Bruder Theo, Violine und Guillaume Aknine, Gitarre, im THEO CECCALDI TRIO die mutig moderne Hommage „Django“ eingespielt. Der
Titel lässt es vermuten, es geht im Wesentlichen um Kompositionen der Gypsy Jazz Ikone Django Reinhardt, denen hier in 8 Titeln die moderne Reverenzerwiesenwird.Auchhiergeht es nicht vorrangig um den Schönklang oder den z(s)wingenden Rhythmus. Vielmehr dehnt und streckt das Trio die Harmonien, zerlegt die Takte und fügt den bekannten Melodien ungewöhn- liche Momente hinzu. Von abstrakt zu dramatisch, dabei handwerklich vorzüglich in die Tat umgesetzt.
AMIGO THE DEVIL ist absichtlich keinfreundlicherKünstlername.Danny Kiranos hat ihn gewählt, damit seine
wild düstere Sammlung von Songs auf „Born against“ von vornherein als solche identifiziert werden kann. In den 10 Titeln finden sich Spuren von Country, traditionellem Folk, Ameri- kana, Brecht/Weill bis Heavy Metall. Mit dieser Mischung unterlegt er seine teils bitterbösen Texte und malt sie akustisch aus. Wie Johnny Cash in einer düsteren Phase (Zitat), aber deutlich radikaler, unversöhnlicher und musikalischer breiter aufgestellt.
Jetzt aber auch noch eine zum wirklich Geniessen. Die „Morricone Stories“ des Saxofonisten STEFANO DI BATTISTA und seinem Quartett mit Piano, Bass und Drums. Ich bin immer
von i.m.trend@muenster.de skeptisch und befürchte, dass jemand
mitdemNameneines‚Grossen‘imTitel eines Albums nur seinen eigenen Wert steigern will. Ist in diesem Fall aber absolutunangebracht.EinrundesDut- zend Themen aus dem umfangreichen Schaffen aus dem riesigen Schaffen des Komponisten herunter gebrochen auf die Möglichkeiten von 4 Instrumenten. Weltbekannte Melodien, aber auch Musik aus weniger bekannten Filmen
umgewidmet in Arrangements für die kleine, aber exzellent besetzte Com- bo. Respektvoll werden die Themen vorgestellt, erweitert, bekommt jeder der Instrumentalisten Gelegenheit zur eigenen Interpretation, ohne dabei den kompositorischen Fluss zu stoppen. Für noch mehr Farbe sorgt Di Battistas wechselnde Verwendung von Alt- und Sopran-Sax und seine Freude an der Melodie, die selbst weit ausschweifenden Improvisationen nie verloren gehen. Aber keine Sorge, für ‚Bar Jazz‘ ist die gefundene Adaption viel zu aufregend und lebendig. Ist und wäre auch ohne ‚Morricone‘ im Titel eine unbedingt empfohlene modern konservative Jazz Platte. Mein Schön- heit der Woche.
na dann... Tschüß! i.m.trend@muenster.de
  Schönheit der Woche
  ..Johnny Cash in düster?
  Heavy Jazz



















































































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