Page 8 - pixelbook KW 24 /2021
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8 ohrenschmauch   na dann... 24/2021 Ohrenschmauch
 von i.m.trend@muenster.de
  Akkordeon rules!
Entweder verregnet oder verbrannt. Ich wünsche mir, wie schon in den beiden Vorjahren, einen ganz normalen westfälischen Sommer. Für 25 Grad und mehr im Schatten bin ich nicht mehr geeignet. Zurück zum Auftrag.
Schon der Projektname ist eine Herausforderung: IOSONOUNCANE nennt sich das Ensemble um den Sar- dinier Jacopo Incani. Auf der Doppel CD „IRA“ versucht er den Spagat zwischen traditionellen Motiven und experi- mentellen Klängen. Das reicht von dunklen Soundcollagen zu ballades- ken Momenten, die breit eingesetzte Elektronik erschafft Stimmungen und Muster zwischen Industrial-Düsternis und schwebenden Keyboard-Flächen, liedhaft wird es nur selten und die Tradition erkenne ich nur an wenigen Fragmenten. Die 2. CD dieses Sets hat deutlich mehr Songstruktur und ist für interessierte leichter zugänglich. Schielen auf kommerziellen Erfolg müsste ganz anders klingen.
Das gilt auch für Toni PERTTULA und sein im Alleingang geschaffenes Werk
„Pajavasara“. Die Finnen haben ihren eigenen Tango, eine weltweit be- liebte nur Mundharmonika Band und betreiben gelegentlich ‚kalsarikännit‘. Und mit Toni einen exzellenten Virtuo- sen am Akkordeon. Für seinen ‚Schmie-
dehammer‘ (Albumtitel) program- mierte er die Rhythmusspuren und improvisierte, änderte und entschied sich erst nach langem Prozess für die endgültigen Tonfolgen seines Instru- ments. Dabei herausgekommen ist eine CD, die ich in Sachen Soundkreation für mindestens so aussergewöhnlich finde, wie die 1. CD des Gotan Project. Ok, Akkordeon sollte m/f mögen, wenn allerdings ein Instrument derart forsch und kompromisslos eingesetzt wird, Harmonien und Melodien nicht aussen vor gelassen werden, ist das Ergebnis, zumindest in diesem Fall, famos. Ausprobieren!
So ein Zufall! Noch einmal Finn- land, TOMI SALESVUO EAST FUNK ATTACK, langer Name, kurzer Titel „Nothings enough“. Richtig vermutet, die Combo spielt Funk. Weniger die JBs Variante, als vielmehr auf den Spuren von Mother’s Finest. Also auf der Basis von und gespickt mit knackigen Rock- Riffs.SängerinTaruhatdabeibisweilen einen schweren Stand gegen den heftigen Background, ihre Qualitäten zeigt sie in den ruhigeren Nummern dafür umso mehr. Auf dem Titeltrack veredelt Trompeten-Virtuose Verneri Pohjola den Song mit einem langen, inspirierten Solo. Allein schon deshalb hörenswert.
In aufgewühlten Zeiten wie diesen ist eine so friedvolle Musik wie die von RAO KYAO eine entspannende Wohltat. Seine neue CD „Gandhi“ widmet er dem vor ca. 150 gebore- nen ‚ lebendigenden Testament des friedvollen Umgangs der Menschen untereinander‘. Mit seiner Bambus- flöte gibt er den Ton an, das 5-köpfige, akustische Ensemble untermalt und begleitet seine Tonfolgen zurückhal- tend,soengagiertwievirtuos.InTonfall und Harmonien finden sich deutliche Spuren der portugiesischen Heimat aller Beteiligten. Die Melancholie des Fado, das nicht übersetzbare ‚Saudade‘ und natürlich der spezielle Klang der portugiesischen Gitarre.
Ein bisschen Pop muss sein. MO- NOLINK, vom Strassenmusiker zum Elektronik unterstützten Singer/Song- writer, kriegt auch an anderer Stelle schon gute Credits. „Under darkening Skies“ ist eine bunte, sehr gut zusam- mengestellte Reihe seiner aktuellen Songs und Sounds, die zwischen zer- brechlich langsam, fusswipp freundlich und vorsichtigem Experiment pendelt. Angenehm entspannt in der Gesamt- stimmung und mit mehr Lautstärke in Teilen eine Verführung zum Tanz. na dann... Tschüß! i.m.trend@muenster.de
  Friedvolle Botschaft
  Ein bisschen Pop muss sein






















































































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