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16 ohrenschmauch   na dann... 29/2021 Ohrenschmauch
 von i.m.trend@muenster.de
  Feine Mischung
  Variationen für Piano & Orchester
  Im Norden ist es anders...
Auch mal ganz spannend, wenn auch so ziemlich zwischen allen Stühlen. Komponiert von BRAD MEHLDAU und orchestriert vom Orpheus Chamber Orchestra heisst sein neues Werk „Variations on a melancholy Theme“. Das Motiv stellt er solo vor, danach folgen 12 Variationen, mal mit Orchester, mal solo, danach folgen eine Kadenz, ein Postludium und eine weitere Variation als Zugabe. Nur melancholisch bleibt es dabei nicht, zwischendurch gibt’s dynamische Steigerungen, rhythmische Brüche, mit denen sich der Verfasser deutlich als aus dem Hause Jazz zu erkennen gibt. Das Orchester agiert dabei ausgesprochen lebendig, erinnert mich mit seinen Arrangements an amerikanische Komponisten der jüngeren Zeit. Ein sehr kurzweiliges Zusammenwirken, das nach gut einer halben Stunde auch schon vorbei ist.
Ungewöhnlich besetzte Trios tauchen hier regelmässig auf. Sängerin FIONA GROND musiziert auf „Interspaces“ mit 2 langjährigen Freunden an Saxofon und Gitarre. Mit ihrer klaren, gut ausgebildeten Stimme dominiert sie das Geschehen, nicht ohne viel Raum für Improvisation und Intuition zu lassen. Ihre Begleiter spielen zurückhaltend, sparsam mit Tönen und schaffen so eine sehr intime
Atmosphäre, eine Klangwelt zwischen frei und harmonisch, transparent und zerbrechlich, sowohl eindrucksvoll als auch ausdrucksvoll.
Immer wieder neue Namen. Auch wenn SIRIL MALMEDAL HAUGE’s Stimme bereits auf einigen Tonträgern zu hören ist. Die neue Platte unter ihremNamen,„Slowlyslowly“,zeigtsie als Wanderin zwischen den Welten von Folk und Pop, und die Jazz-geschulte Band dehnt die zu erwartenden Klänge zusätzlich in weitere Richtungen aus. Das reicht von Piano geführten Titeln über improvisierte Parts zu überzeugenden Balladen. Als an den Texten erkennbare Naturfreundin mit folkigem Hintergrund folgt sie, wenn auch weit entfernt, den Spuren von Joni Mitchell und deren 90er Jahre Werken, in denen der Song, durch die ausgewählten Musiker und deren Herkunft aus dem Jazz, zu einem wohlgeformten Vehikel für ausserordentliche Interpretationen wurde. So auch hier, eigene Kreationen blühen am besten, wenn eine kon- geniale Band sie verstanden hat und ihren Teil einbringt.
Obwohl das heutige Wetter eher nach „Raindrops keep falling..“ ist, empfehle ich eine ganz entspannte Sommerplatte. Guillaume ‚Booker Gee‘ Metenier macht, von wenigen
Gästen abgesehen, alles allein. Für sein Projekt SOUL SUGAR hat er 6 eigene Gewächse und 2 Cover- Versionen ausgearbeitet, in denen er sich selbstbewusst und kenntnisreich im Bereich Reggae-Instrumental bewegt. Er ist nicht unbedingt ein ‚Keyboard-Wizard‘, weiss aber mit den Tasten (siehe Spitzname) stilecht und versiert zu hantieren. Orgel im Vordergrund, dahinter die Rhythmus- Gruppe, sowohl programmiert als auch mit Menschen, dazu dezente Dub-Effekte, eine charmante Version von Luther Vandross‘ ‚Never too much‘ und eine von Sly & Robbie veredelte Variante von Marvin Gaye’s ‚I want You‘. So sind seine „Excursions in Soul, Reggae, Funk & Dub“ bestens produziertes Easy Listening.
Ein schnelles Wort zu TUCUMCARI, Hamburger Sängerin, die ihre Songs bisher nur allein in kleinen Clubs vorgetragen hat. Für ihr „Fail better“ hat sie es im Studio mit wenigen FreundInnen geschafft, griffige Arrangements für eine Band auszuarbeiten. Düsterer Folk, optimistische Balladen und durchaus poppige Songs, die wunderbar unangepasst klingen, sind dabei herausgekommen. Fein!
na dann... Tschüß! i.m.trend@muenster.de






















































































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