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14 ohrenschmauch   na dann... 39/2021 Ohrenschmauch
 Den Fanblock mit grossen Worten zu erweitern ist hier nicht nötig. Die ÄRZTE haben schon wieder ein neues Werk fertig. Heisst „Dunkel“ und gibt’s auf CD und 2LP.
2 für die Statistik: DONALD FAGEN’s „Nightfly“ kommt als Live Version sowie STEELY DAN’s „Northeast Corridor“, ebenfalls Live, am 24. als CD und 1 Woche später auf Vinyl.
Mindestens seit ‚Play Bach‘ gibt es Versuche, Jazz mit Klassik zu verbinden, HAKON KORNSTAD verfolgt jedoch einen bislang einmaligen Ansatz. Schon auf seiner ‚Tenor Battle‘ vor mehr als 5 Jahren zeigte sich der gefeierte Saxofonist gleichzeitig als klassisch ausgebildeter Opernsänger, der in
ungewöhnlicher Band-Besetzung aus- gewählte Titel klassischer Komponisten intim und emotional sowohl stimmlich korrekt als auch improvisierend auf dem Saxofon vortrug. Für den 2. Studio- Anlauf, „For You alone“ tritt er im Trio mit Frode Haltli am Akkordeon und Mats Eilertsen am Kontrabass an. Alte Arien und Kunstlieder von u.a. Webern, Mascagni, Mahler, Strauss interpretie- ren diese drei ohne jeden Show-Effekt, so, als wäre es das normalste auf der Welt, diese Werke im vorgegebenen Tempo mit Gesang und Improvisation, nicht nur auf dem Saxofon, aufzufüh-
ren. Dezent, nicht brav; innovativ nicht aufgeregt, ernsthaft, jedoch nicht ohne Humor und überaus stimmungsvoll. Meine Schönheit der Woche.
So deutlich strukturiert habe ich keines von EIVIND AARSET’s Alben in Erinne- rung. Im Quartett mit 2 Drummern, Bass p l u s Tr o m p e t e r A r v e H e n r i k s e n u n d J o h n Derek Bishop (aka Tortusa), Spezialist für Samples, als Gäste zeigt er auf „Phantasmagoria or a different Kind of Journey“ seine aktuelle Vorstellung von
Jazz-Rock. Sphärische Kompositionen mit unterschwellig grummelndem Groove, seine sehr spezielle Gitarren- Arbeit, die in diesem Fall gelegentlich sogar mal konventionell klingt und die komplexe Rhythmus-Arbeit der Kollegen halten auch bei ruhigem Fluss der Klänge die Spannung hoch. M/F kann nie sicher sagen, ob hinter dem klanglich vermuteten Sonnenaufgang nicht ein heftiges Gewitter wartet. Wie sagte FZ? ‚Jazz is not dead, it just sounds fun‘. Sehr frei wiedergegeben.
Eben, und nicht nur deshalb freue ich mich, dass zum 100. Geburtstag von ERROLL GARNER ein weiteres, bisher unveröffentlichtes Konzert (nach dem Amsterdamer ‚Night Concert‘ von 2018) in die Regale kommt. Das Boston „Sym- phony Hall Concert“ aus 1959 zeigt ihn und sein Trio in glänzender Spiellaune.
von i.m.trend@muenster.de Rhythmus, Melodie, Improvisation, alles
fliesst unmerklich zusammen, die hier enthaltene Version seines ‚Überhits‘ ‚Misty‘ stellt sämtliche seiner, beson- ders aber die Varianten andere Künstler, in den Schatten.
„From Dreams to Dust“ ist der Titel des neuen Albums der FELICE BROTHERS. Schwungvoller als ich mich an sie er- innere, mit ausgesprochen vielseitigen Songs zwischen Songwriter, Country und Weltschmerz ohne Verzweiflung. Pedal Steel Gitarre, Bläser und die tro- ckene, unaufdringliche Produktion von Connor Oberst schaffen die Verbindung von der Tradition zur Moderne.
Und dann ist da noch die SPENCER CULLUM COIN COLLECTION mit dem gleichnamigen Debut. Zitat aus dem Waschzettel: ‚Eine Hommage an die Psych-Pop, Folk- und Proto-Prog Helden der 60er/70er‘. Der in Nashville lebende Engländer hat mit seinen Helfern einen wunderbar aus der Zeit gefallenen Mo- nolithen gegen den digitalen Zeitgeist geschaffen. Damit rennt er bei den nicht mehr so jungen Menschen ganz sicher offene Türen ein. Canterbury meets Caravan meets Fairport meets Pink Floyd. Grossartig altmodisch!
na dann... Tschüß! i.m.trend@muenster.de
  Schwungvoller denn je
  Fantastische Reise
  Kunstlied trifft Improvisation


















































































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