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12 ohrenschmauch   na dann... 42/2021 Ohrenschmauch
 von i.m.trend@muenster.de
  Fantastisch in 2 Stimmen
  Viel Jazz für‘s Geld
In ihrem ganz eigenen Tempo spie- len und singen Taylor Vick, Stephen Steinbrink und Freunde und Kollegen als BOY SCOUTS ihr Album „Wayfin- der“. Mit überwiegend akustischem Instrumentarium erschaffen sie mehr oder weniger traurig-melancholische Klänge, wobei Cello und Violine diese Stimmung passend untermalen. Die bisherigen Ergebnisse ihrer persön- lichen Auseinandersetzung mit dem Leben singt Taylor nicht als Drama Queen, wie heute gern genommen, sondern bewusst ruhig und ausgewo- gen, wissend, dass Aufmerksamkeit auch durch konzentrierten Vortrag erreicht werden kann.
Galaxie 500 oder Luna liegen schon lange zurück. Sieben Jahre nach sei- nen letzten neuen Tönen legt DEAN WAREHAM sein neues Werk vor. Trägt den langen Titel „I have nothing to say to the Mayor of L.A.“, was seinen aktuellen Anspruch durchscheinen lässt. Zu sanften, schönen Gitarren- Melodien und dezenten Rockern mit ‚Lou Reed Feeling‘ trägt er Texte vor, politisch eindeutig wie selten. Er kennt die Töne zwischen schwarz und weiss, deshalb keine Sorge, das ist kein Polit- Rock. Harmonisch und nicht sperrig, ohne grosse Produktion, schlicht und gelungen.
Perfekten Gesang in 2 Stimmen
gibt’s auf „Liquid Lines“ dem ersten Album des Duos OLICIA. Zusammen mit einigen Gästen haben sie die CD gleich in 2 Versionen fertig gestellt. Fast identisches Tracklisting auf den beiden Teilen dieses Sets, jedoch mit unterschiedlicher Ausrichtung. Wäh- rend auf der ‚Orange Version‘ neben den perfekt harmonierenden Stimmen der beiden Frauen das rhythmische Element mehr betont wird, klingt die ‚Violet Version‘ deutlich ‚chilliger‘, was den überzeugenden Gesang noch faszinierender macht. Schublade? Keine, mein Vorschlag: Avantgarde, harmonisch.
Diese kommt in die Schublade Jazz. Ziemlich frei. JENS DÜPPE’s „The Beat“ experimentiert mit derAussage des Titels. ‚In the Beginning there was the Drum‘, und die findet sich hier in differenzierter Ausprägung. Der Namensgeber lässt seine Trommeln sprechen und das versierte Team aus Christian Ramond, b, Lars Düppler,p und Frederik Köster an der Trompete können seinen Variationen nicht nur folgen, sondern setzen den nicht im- mer organischen Beats ihre eigenen rhythmischen Varianten entgegen. Das bedeutet nicht Uptempo durch die ganzen 50 Minuten, ruhige balladeske
Phasen verschaffen den grauen Zellen der Hörenden genügend Möglichkeit, sich für den nächsten vertrackten Beat zu sammeln.
Wo m/f singt, da lass Dich ruhig nieder, auch andere Länder haben schöne Lieder. Die ANWAR KHAN GROUP nennt ihre neue CD nach der Heimat, deren traditionelle Musik
aus„Rajasthan“ sich in den eigenen Kompositionen wiederfindet. 6 der 10 MusikerInnen steuern Gesang bei, die anderen 4 bedienen Tablas und entsprechendes heimisches In- strumentarium. Das ist zunächst ge- wöhnungsbedürftig (für europäische Ohren), wer jedoch Harmonie und Handwerk zu schätzen weiss, kann sich davon in ein anderes Hier und Jetzt tragen lassen.
Auch in diesem Jahr präsentiert „MAGIC MOMENTS-In the Spirit of Jazz“ den schnellen Einblick in die aktuellen Produktionen des Labels ACT. Grosse Namen neben Newcomern, In- strumente fast aller Art und Stimmen, für wenig Geld. Von Nils Landgren über Joachim Kühn, Ida Sand und die Jazzrausch Bigband zum Daniel Garcia Trio, zu dem es nächste Woche ein paar Worte mehr gibt.
na dann... Tschüß! i.m.trend@muenster.de
  Dean Wareham




















































































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