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 na dann... 46/2021
Honest john‘s rap 33
ihn wäre seine eigene Karriere nicht so erfolg- reich verlaufen.
Ich habe einmal einer Freundin von mir ein Ta- pe des Albums "Shadows and Light“, von Joni Mitchell „Live!" geschenkt. Ihr Lieblingstrack auf der LP war "Shadows and Light", also kauf- te sie nach einigen Jahren schließlich das Album "The Hissing of Summer Lawns" mit dem oben genannten Track. Nach mehrmaligem Abspie- len und konzentriertem Zuhören rief sie mich an, um zu sagen, dass sie das Originalalbum gekauft hatte, aber etwas klang nicht richtig und man habe wohl vergessen, der Studiover- sion ihres Lieblingsliedes etwas hinzuzufügen. Nachdem ich den Track selbst zum ersten Mal gehört hatte, hörte ich sofort, was das Problem war, Jaco Pastorius spielte an der Originalversi- on nicht den Bass. Max Miller oder Wilton Feld- er waren es. Für mich ist dies das beste Beispiel für diesen genialen Geist: Jaco war immer in der Lage, alles, was er spielte, so klingen zu las- sen, als wäre er der Originalkomponist, und ori- gineller geht es nicht.
John Francis Anthony "Jaco" Pastorius III wurde am 1. Dezember 1951 in Norristown, Pennsylva- nia geboren.
(Honest John November 2021)
Meine Top-Ten-Alben von Jaco Pastorius
1. Jaco Pastorius
2. Heavy Weather (Weather Report) 3. Bright Size Life (Pat Metheny)
4. Black Market (Weather Report)
5. Mr. Gone (Weather Report)
6. Shadows and Light (Joni Mitchell) 7. Invitation
8. Word of Mouth
9. Mingus (Joni Mitchell)
10. Night Passage (Weather Report)
oder gar keinem Gefühl. Er erfand so viele Mög- lichkeiten, den Bass kreativ einzusetzen, dass sogar andere Instrumentalisten anfingen, sei- nen Ansatz auf ihre Instrumente zu kopieren, seien es Keyboards oder Gitarren.
Nach meinem Gespräch mit dem Gitarristen Hiram Bullock im Jahr 2006 erhielt ich den Be- weis für Jacos Großartigkeit aus erster Hand : Der Gitarrist Hiram Bullock kam zu einem Kon- zert nach Münster, ich hatte sein Gesicht auf einem Foto unter vielen auf dem Schreibtisch des damaligen Geschäftsführers des Hot Jazz Clubs, Michael Teich, erkannt.
Bullock erzählte mir, dass er während seines Gitarren- und Kompositionsstudiums an der Miami University Bassunterricht bei Jaco nahm, weil er ihn so brillant fand. Er machte eine be- sondere, aber auch lustige Erfahrung: Als er Ja- co bei einer seiner Bassunterrichtsstunden sei- ne Gitarre gegeben hatte, um dessen Basstech- niken auf seiner Gitarre zu erproben, hörte er Klänge, von denen er bisher nicht gewusst hat- te, dass seine Gitarre in der Lage war, solche Klangformen zu produzieren.
Er wollte nicht, dass Jaco bemerkte, dass er von dem, was er sah, völlig überwältigt war, also tat er so, als wäre es keine so große Sache. Nachdem er in sein Zimmer zurückgekehrt war, versuchte er, alles nachzumachen, was Jaco ihm gezeigt hatte. Dann musste er allerdings fest- stellen, dass es ihm einfach nicht gelang. Diese Erkenntnis traf ihn hart. Wochenlang versuchte er, seiner Gitarre die gehörten Klänge zu entlo- cken und Jacos Fingertechnik zu imitieren, aber nichts schien zu funktionieren. Er bedauerte, Jaco nicht gebeten zu haben, ihm noch einmal alles zu zeigen. Doch es sei ihm zu peinlich ge- wesen, danach zu fragen, und er wolle vor den anderen nicht dumm aussehen.
Dann signierte er mein Exemplar des Buches über das Leben von Jaco Pastorius von Bill Mil- kowski. Hiram hatte grenzenlosen Respekt vor Jaco und war ihm dankbar für alles, denn ohne















































































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