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12 ohrenschmauch   na dann... 03/2022 Ohrenschmauch
 von i.m.trend@muenster.de
  Renaud Garcia-Fons-Saitengenuss
  Cumbia für alle!
Auf den Kochbuch-Markt zielt diese Seite nicht, auch wenn der Titel des ersten Werks heute „Le Souffle des Cordes“ lautet. Hier spielt der Kontra- bass Virtuose RENAUD GARCIA-FONS im Oktett mit 7 weiteren Saiten- Instrumenten: 2 Violinen, Viola, Cello, Gitarre, dazu Kemence und Kanoun, die aus der arabisch-türkischen Klang- welt stammen. 10 äusserst lebendige Kompositionen beeinflusst von den Klängen rund ums Mittelmeer, die das ‚Kammer-Ensemble‘ mit viel Schwung und sogar ein wenig ‚Pop-Appeal‘ umsetzt und die Grenzen zwischen Kontinenten und Schubladen im wahrsten Sinne spielend überwindet.
Ebenso betörend schön klingt „Mo- vimiento“, das ANDREAS THEOBALD und sein Trio plus Gäste an Sax oder Trompete auf 2 Titeln veröffentlicht haben. Er findet warm (nicht kitschig!) klingende Tonfolgen auf seinen Tas- ten, Bass und Drums begleiten ihn dezent (nicht langweilig). Selbst in den offensiveren Momenten wird der optimistisch-freundliche Gesamtein- druck nicht ausgebremst.
Auch wenn es schon das 2. Kapitel seiner Abenteuer ist, mir ist LE COM- MANDANT COUCHE-TOT kein Begriff. Genauso wenig, wie „Une Histoire d’Amour Brasilienne“ eindeutig nach Brasilien klingt. Vielmehr verbindet er in seiner Musik Funk, Soul, Disco mit jazzigen Elementen, mit anderen
Worten, klingt nach 80er Black Music (E.W.&F., Bros. Johnson..), gespielt auf ‚richtigen‘ Instrumenten. Eigentlich nur 4 Titel, für LP und CD (ist mehr drauf) ergänzt um
Remix-Versionen renommierter DJs/Mixer, die den 4 Tracks in 7 Vari- anten den letzten Dancefloor-Schliff verpassen.
Hinaus in die Welt: Vom Volk für das Volk, das haben auch schon andere behauptet. Auf „CHICHA POPULAR-LOVE & SOCIAL POLITI- CAL SONGS 1977-1987“, gesammelt aus dem Archiv des wiederbelebten Labels Horoscopio, trifft das auf jeden Fall zu. Diese Pop durchsetzte Variante der Cumbia entstand in den Hinterhöfen von Lima und infizierte von dort das gesamte Peru. Gemischt aus dem traditionellen Rhythmus, der weit gefächerten Folklore der Anden und gespielt auf elektrifizierten Instrumenten widerlegt die CD/2LP farbenfroh die Behauptung, dass alle Cumbias gleich klingen. Quirlige Gitarren, Orgel untermalt, vielhändige Perkussion und Gesang, der nicht auf allen Titeln garantiert frei ist von Kin- derarbeit. Lebensfrohe Schlager (Texte verstehe ich zu wenig), besonders im Vergleich zu heimischen solchen, mit einem Rhythmus, der niemanden still
sitzen lassen kann.
In diesem Fall ja, call it World Music.
Geboren in Angola, als Kind ausge- wandert nach Portugal, dann weiter in eine Patenfamilie im Elsass und dort infiziert mit der Musik Brasiliens. Aus diesem Hintergrund gestaltet LUCIA DE CARVALHO ihre Musik. Zusam- men mit Partner Edouard Heilbronn entfesselt sie auf „Pwanga“ ein Feu- erwerk aus perkussionsgetriebenen Rhythmen, die den erwarteten Afro- Brasil-Klängen Würziges von Asien über Marokko zu Gospel hinzufügen. Ungebändigt, dynamisch, aus den Tiefen ihrer Erfahrungen.
Afro-Beat vom Feinsten bieten OGUN auf deren „Unite“. 10 Musiker, davon 5 Bläser variieren den Groove. Dazu noch eingeladene Stimmen und Flötisten. In mindesten 3 Sprachen/ Dialekten verbreiten sie ihre Botschaft über dem fliessenden Rhythmus, geben den Bläsern viel Raum und beherrschen den Wechselgesang ge- nauso wie die an den richtigen Stellen eingebauten Breaks. Spätestens wenn der Refrain ‚Afro-Beat goes Mambo“ lautet fällt auf, dass die MusikerInnen ausser auf Fela’s Erbe ihre Augen und Ohren auch in andere Richtungen geöffnet halten. Perle.
na dann... Tschüß! i.m.trend@muenster.de
  Ogun-Afrobeat vom Feinsten



















































































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