Page 4 - pixelbook KW 07 2022
P. 4

 4
mus. Auch unser neuer Vorsit- zender der Münchener Sicher- heitskonferenz Christoph Heus- gen gehört zu ihnen; er schaffte es nach dem Ranking des Simon Wiesenthal Centers 2017 sogar auf Platz 7 der schlimmsten Anti- semiten der Welt. Antisemitismus ist normal in Deutschland.
Ich bin froh, dass durch die mediale Fokussierung im Rah- men der Corona-Pandemie auf Verschwörungslegenden und andereantisemitischeAllerwelts- vorstellungen in Deutschland ein so starkes Licht geworfen wurde. Jetzt kann kaum noch jemand sagen, dass er*sie gar nicht wusste, dass die eigenen Ansichten antisemitisch sind. Der Kampf gegen Antisemitis- mus geht endlich etwas mehr in die Tiefe. Auch spricht sich lang- sam rum, so meine Hoffnung, dass der Hass auf Juden nicht „nur“ gewöhnlicher Rassismus ist, sondern in seinem Vernichtungs- willen eine eigene Qualität hat.
Aber, wie ist eigentlich die Haltung unserer deutschen Mit- bürger*innen gegenüber ande- ren Minderheiten? Laut der oben erwähnten Studie der Uni Biele- feld, fühlen sich etwa 50% der Deutschen manchmal fremd im eigenen Land, wegen der vielen Muslime. Das ist bereits bemer- kenswert, da dies dann ja auch auf viele Wählerinnen der Regie- rungskoalition zutreffen muss. Mehr als 30% der Deutschen möchten, dass Sinti und Roma aus den Innenstädten vertrieben werden. Richtig gelesen, mehr als ein Drittel der Deutschen finden 2020/21, dass die Opfer des Pora-
jmost, des antiziganistischen Genozids der Nazis, vertrieben werden sollen, vermutlich, damit man in Ruhe shoppen gehen kann. Auch in Münster, so mein subjek- tiver Eindruck, nachdem ich hier seit mehr als 20 Jahren lebe, mag man keine Sinti und Roma, obwohl es kaum welche gibt. Sinti*zze sind für die Münsteraner*innen nur „Assi-Familien“, aus den nördlichen Stadtteilen „die alle ein Messer in der Tasche haben“ und Rom*nja sind Bettler und bildungsferne Asylanten in Berg Fidel. Schwarz-grün du kannst so grausam sein.
Jusos und Grüne Jugend als Nazi-Macher*innen
Vertreter*innen der Münstera- ner Jusos und der Grünen Jugend Münster stehen in letzter Zeit jeden Montag auf der Straße, um gegen die sogenannten Spa- ziergänge gegen die Corona- Maßnahmen zu demonstrieren. (Natürlich gehören in Münster auch die Jungsozialisten zum grundsätzlich schwarz-grünen Gefühlsmilieu.) Diese Spazier- gänge, so wissen wir aus den Medien, sind in vielen Städten von Rechtsextremist*innen und anderen Antisemit*innen unter- wandert.
Wie groß der Anteil jener ist, die bei den Münsteraner „Spa- ziergängen“ tatsächlich antise- mitische Ressentiments haben, ist unbekannt. Bekannt ist, dass Antisemit*innen in Deutschland meistens AfD Wähler*innen und Nicht-Wähler*innen sind. Inso- fern liegt der Schluss nahe, dass der Anteil der Antisemit*innen
na dann... 07/2022 auf diesen Kundgebungen ver-
gleichsweisehochseinmuss.Dies sollte nicht darüber hinwegtäu- schen, dass es Antisemitismus in allen Bundestagsparteien gibt, muss aber zur Kenntnis genom- men werden.
Dennoch befinden sich unter den Gegner*innen von Impf- pflicht und anderen Maßnah- men zur Pandemieeindämmung auch etliche, vermutlich sogar die Mehrheit, die nichts mit Antisemitismus, geschweigen denn Rechtsextremismus zu tun haben. Unter jenen, die sich nicht impfen lassen möchten sind außerdem überdurchschnitt- lich viele mit migrantischer Bio- graphie sowie Sinti und Roma. Wen wundert es? Wer hat denn hauptsächlich schlechte Erfah- rungen mit deutschen Behörden gemacht? Trotzdem werden von Jusos und Grüner Jugend explizit alle, die dort mitlaufen als Anti- semit*innen, Rassist*innen und Nationalist*innen angegriffen.
Als jemand, der weder auf der einen noch auf der anderen Seite mitläuft, könnte ich das nüch- tern zur Kenntnis nehmen und in selbstgerechter Arroganz auf die Akteure auf beiden Seiten herab- blicken. Allerdings gibt es ein ent- scheidendes Problem, welchem leider bisher wenig Beachtung geschenkt wird: Radikalisierung durch Verächtlichmachung.
Es ist es ein vollkommen nor- malerpsychologischerEffekt,sich bei Beleidigungen und Erniedri- gungen von denen abzugrenzen, die einen verächtlich machen und sich dann den anderen, die mit einem zusammen beleidigt






















































































   2   3   4   5   6