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14 ohrenschmauch   na dann... 19/2022 Ohrenschmauch
 von i.m.trend@muenster.de
  Molass – Neo Soul trifft Jazz
  Sven Jungbeck – ..mit vielen Gästen
  Misia – Fado fantastico
Bereits Anfang April veröffentlicht, sicher bisher nur im engeren Umfeld (Köln) wahrgenommen. Das Quartett um die Sängerin Marissa Möller hat als MOLASS seine 2. Platte heraus- gegeben. „Piece of Mass“ ist eine äusserst ungewöhnliche Mischung aus Neo-Soul und Jazz in ausgeklü- gelter handwerklicher Umsetzung. Unter fliessenden Harmonien, von der Sängerin mit Texten und wort- freier Stimmbegleitung unterlegt, mit gebrochenen Rhythmen, variabel in Metrik und Dichte und werden die Songs nie bis zum Ende ausformuliert, es sei denn, im Kopf der Hörenden. Komplexe Arrangements, fast freie Passagen, dabei leicht zugänglich und durchsichtig produziert. Als LP oder CD nur im Band eigenen Shop.
Selten genug, jetzt gleich 2 in einer Woche. Die Gypsy Jazz Grösse JOSCHO STEPHAN kommt mit einem Live Album. Auf „Live-Guitar Heroes“, mitgeschnitten auf 4 Konzerten, prä- sentiert er neben seinem ‚Standard Trio‘ für diese Abende als Gaststars S. Rosenberg, B. Lagrene, R. Smith und O. Soikkeli, die auf den 12 Titeln jeweils ihren persönlichen Abdruck hinterlassen. Die Song-Auswahl geht dabei weit über die Gypsy-Badewanne hinaus, Eigenes, Ellington, Atkins, Bonfa sind nur ein paar der zitierten
Komponisten. Schwung, Dynamik und schöne Balladen. Ein Fest für akustische Gitarren.
Der 2. Ist SVEN JUNGBECK, fest engagierter Rhythmus-Gitarrist in Joscho’s Trio und mit „Invites“ mit eigener CD unterwegs. Der Titel trifft es, eine Menge musikalischer Gäste
hat er eingeladen. Allein 8 zusätzliche Gitarristen, 4 Männer an Bässen, dazu Trompete, Vibraphon und Violine. Nicht alle gleichzeitig! Gut ausge- wählt, für jeden der 17(!) Titel aus dem weiten Feld der Musik, von Reinhardt/ Grappelli über Mackeben, S. Distel zu Filmmusiken und Eigengewächsen, die richtige Kombination. Von Finger- akrobatik zu sanften Harmonien, von Evergreens zu wenig Bekanntem. Für beide CDs gilt unbedingt der alte Blue Note Slogan: It must schwing!
Auch das PETER PROTSCHKA QUINTET ist davon nicht weit entfernt. Allerdings beherrschen sie noch ganz andere Ausdrucksformen. Angesiedelt im späten Bop der europäischen Schule besticht die Combo durch ihre auf allen Positionen erstklassige Besetzung und das seit 9 Jahren perfektionierte Zusammenspiel. Die Bläser, der Leader an der Trompete und Rick Margitza am Sax, ob unisono oder im Einzel stehen im Vordergrund, die Rhythmusgruppe sorgt für den
Unterschwelligen Drive und das Piano vervollständigt und umspielt die Har- monien raffiniert. Das liest sich hier jetzt nach Old School, klingt jedoch absolut zeitlos modern.
MARTIN MÜLLER’s 2. CD in kurzer Zeit ist auch keine richtig neue. Auf „Better Days for Guitar Players“ erinnert er in 11 Titeln aus den Jahren 84-88 an die grosse Zeit der akusti- schen Gitarre. Besonderheit: Auf allen Titeln spielt er in unterschiedlichen Besetzungen Eigenes und Fremdes mit Nylon Saiten.
Schwung und Tempo gab es heute schon genug, hier kommt eine Portion Saudade. MISIA legt mit „Animal sentimental“ das wohl sparsamst ins- trumentierte Album ihrer Karriere vor. Gedichte und Songs portugiesischer Abstammung (Texte in englischer Übersetzung inkl.), beinahe arrangiert wie klassisches Liedgut. Überwiegend zum Piano allein, dazu gelegentlich 1 Gitarre (oder 1 mehr..) und manchmal ein Kontrabass. Die Reduktion der Begleitung lässt ihre ausdrucksstarke Stimme, ihren gesamten Gesangs- vortrag, umso mehr strahlen. Fado fantastico!
na dann... Tschüß! i.m.trend@muenster.de




















































































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