Page 11 - pixelbook KW 25 / 2022
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 na dann... 25/2022
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Jazz Machine“ im Landesmuseum zurück ins Obi- na. Für mich bleibt die Unterhaltung mit Ravi, dem Sohn des berühmten Tenorsaxophonisten John Coltrane, im Taxi und später im Obina einfach un- vergessen. Das sind nur einige der vielen Erinne- rungen an diese ungewöhnlichen sechs Jahre, in denen ich für das Obina tätig war.
Michael hatte die Gabe und das Glück, seine Prophezeiungen wahrwerden zu lassen: Michael gründete das Obina, um seinen Musikgeschmack auszuleben und Musiker kennenzulernen. Wenn er einen Anruf von Musikern aus den USA bekam, die vom Obina gehört hatten, fragte er mich nach meiner Einschätzung und wenn ich von deren mu- sikalischen Leistung überzeugt war, luden wir sie nach Münster ein.
Die sogenannten DJ-Battles zwischen Michael und mir waren buchstäblich genau das und kein nettes zwangloses Treffen. Während wir Fotos für ein solches Event machten, sprach er immer darü- ber, wie sein Foto ihm helfen würde, den Wett- kampf zu gewinnen und dass ich aufgrund seines Musikgeschmacks keine Chance gegen ihn hätte.
durch Deutschland tourenden Musikern, dass sie das Obina stets als Ort zum Relaxen, Essen und Trinken aufsuchen könnten. Diese speziellen An- gebote stießen auf reges Interesse. Eines Abends kam ich ins Obina und wurde von einem ziemlich korpulenten Schwarzen fröhlich begrüßt: Er stell- te sich als Les Macann vor und meinte, dass ich wohl derjenige sei, mit dem er über Jazz zu reden hätte. Ich konnte es damals kaum glauben: Der Pi- anist Macann und der Saxophonist Eddie Harris zählten damals zu meinen Lieblingsmusikern, wa- ren bekannt durch das Lied „Compared to what“, saßen nebeneinander im Obina und redeten tat- sächlich mit mir hier in Münster über Jazz.
Ein anderes Mal begegnete ich dem Trompeter und Komponisten der Melodie „Work Song“ Nat Adderley. Er saß beim Essen, während ich auflegte. Nachdem er auf einer Platte die Stimme seines verstorbenen Bruders Cannonball gehört hatte, war er zu Tränen gerührt. Nicht nur er, sondern auch alle anderen Bandmitglieder, unter ihnen der Altsaxophonist Vincent Herring, begannen zu wei- nen. Was für eine surreale Situation!
Meine Arbeitseinsätze waren äußerst abwechs- lungsreich: Michael beauftragte mich an einem Nachmittag im Plattenladen „Das Ohr", eine CD- Präsentation mit Maceo Parker, Pee Wee Ellis und Fred Wesley vorzubereiten. Danach musste ich mit Sammy das Lieblingsessen dieser Musiker aus den Südstaaten der USA kochen: „Stewpot“, rote Boh- nen und Reis mit Rindfleisch. An einem anderen Abend fuhr ich mit dem Tenorsaxophonisten Brad- ford Marsalis nach seinem Auftritt im Jovel ins Obina zum nächtlichen Essen und unsere Ge- sprächedauertenbisindiefrühenMorgenstunden. Sportliches Entertainment zählte auch zu meinen Aufgaben: Mit dem Posaunisten Joe Bowie aus der „Defunkt“-Band lief ich jedes Mal um den Aasee, wenn er in Münster auftrat.
Der allererste Auftritt von Jocelyn B. Smith in Münster ereignete sich im Obina. Nach ihrem Kon- zert forderte sie mich zum Tanzen auf, nachdem ich ihr Lieblingslied aufgelegt hatte: Das fanden alle witzig und feierten uns als Tanzpaar. Mit den Saxophonisten Sonny Fortune und Ravi Coltrane fuhr ich nach ihrem Gig mit der Band,„Elvin Jones
 

























































































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