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12 ohrenschmauch   na dann... 27/2022 Ohrenschmauch
 Erster Text der zweiten Halbzeit. ROBERT FRIPP leidet scheinbar unter dem Van Morrison Syndrom. Noch nicht alles gesagt, also in kurzen Abständen weitere Veröffentlichungen. Wesentli- cher Unterschied: Während Ivan fremde oder eigene Werke neu aufnimmt, über- arbeitet Robert sein früheres Schaffen. In diesen Tagen „Exposure“, sein erstes ‚Solo‘-Album aus etwa Ende der 70er und bereits in der 4. überarbeiteten Version. Gemischtwarenladen zwischen punkigem Start, Tracks die auch vom Crimson King stammen könnten und ersten ‚Frippertronics‘ Anläufen. Für Historiker und Sammler. Neu gemischt von Steven Wilson, und wie immer mit zusätzlicher Audio DVD und diversem Bonusmaterial.
NochältersinddieTracksauf„EARLY WORKS Vol. 2“, Musik aus den Archiven desATALabels.60er/70erJahreSoulund Funk Raritäten. 11 Tracks von Menschen oder Combos, die mir, trotz langer Karriere, nie untergekommen sind. Ton- technisch nicht wirklich eine Sensation, aber fein ausgearbeitete Arrangements, authentische Stimmungen und Stim- men und charmante Grooves. Damals hatten potentielle Hits noch Melodien!
Eine besonders individuellen Zugang zu traditioneller Banjo Musik zeigen ALLISON DE GROOT & TATJANA
HARGREAVES auf ihrem „Hurricane Clarice“. Tracks aus der 1. Hälfte des ver- gangenen Jahrhunderts neu arrangiert oder passend geändert für Violine und Banjo, interpretiert mit Respekt, hand- werklicher Kompetenz in modernem, fast zeitlosem Ansatz.
Gut ausgesuchte oder entsprechend selbst gemachte musikalische Kleinode finden sich auf „Traumtänzer“, der aktu- ellen CD des Quartetts VAGABONDOJ. Klarinette, Tuba, Gitarre, Schlagzeug ist keine alltägliche Besetzung, deutet jedoch schon in die passende Richtung. Ein wenig Klezmer, etwas mehr Balkan, nahöstliche Motive und Kontinentales verbinden die 4 Herren in sehr homo- genem Zusammenspiel. Sie schaffen ihre eigene Klangwelt, bewegen sich trittsicher zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Trauer und Lebenslust, was sich nicht nur im wun- derbar durchsichtigen Klang der Platte niederschlägt.
Eine echte Tüte Buntes bieten die 5 Männer von GRAND COULOIR. Drums, Bass, Keyboard, dazu Trompete und Sax, in dieser Formation fliegen sie durch die 10 eigenen von 11 Titeln. Mal Funky, mal eher Rock, selbst Melodien und Rhythmen, die nach klassischem Pop schielen setzen die Herren in
von i.m.trend@muenster.de sehr eigener, frischer Weise zu einem
süffigen Cocktail zusammen, der unter der glatten Oberfläche mit raffiniertem Handwerk, überraschenden Ideen und überhaupt keiner Scheu vor ‚Jazz kann auch mal kommerziell klingen‘ über- zeugt. So eigenwillig im Gesamten, wie die Interpretation des Diana Ross (Nile Rodgers) Hits ‚Upside Down‘. Und Jazz ist nie in Frage.
Was sommerlich Leichtes zum Schluss. ARYA ZAPPA (Künstlerin-Name, nicht verwandt) und ihr Album „A Study of Dreaming Habits“. Mag ketzerisch
klingen, so zukunftszugewandt und modern kommt mir das gar nicht vor. Schön zusammengesetzt aus 80er Disco, ein wenig Italo-Dance und allerlei moderneren Beats. Für mich Erinnerung an Amanda Lear, oder besser, Grace Jones vor der Begegnung mit Sly, Robbie oder Trevor Horn. Klar, im Sound vielfältiger, schliesslich sind seit den Erwähnten ca. 40 Jahre vergangen. Da werde ich das Gefühl nicht los, dass hier ein ‚Ber- liner Thema‘ mindestens bundesweit gehypt werden soll, selbst wenn mir das musikalisch gut gefällt. Deutlich mehr Melodie und Arrangement als die üblichen Format-Radio-Hits hat das ausschliesslich digital veröffentlichte Werk sowieso.
na dann... Tschüß! i.m.trend@muenster.de
  Süffiger Jazz-Pop Cocktail
  Vergangenheitsbewältigung 1
  Vergangenheitsbewältigung 2




















































































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