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na dann... 38/2022
    Orphan: First Kill
(jonny) Leena Klammer lebt in Estland und ist bereits volljährig, doch wegen einer Krankheit na- mens Hypophysen-Insuffi- zienz sieht sie noch immer aus wie ein neunjähriges Mädchen. Das nutzt sie für allerlei kriminelle Ma- chenschaften, weshalb
sie letztlich in einer psy- chiatrischen Einrichtung landet. Ein Fluchtversuch gelingt ihr und sie macht sich auf nach Amerika,
um dort ihren bisher größten Betrug in die Tat umzusetzten. Sie gibt sich als das verschwunden geglaubte Kind einer rei- chen Familie aus, dessen Mitglieder ihr Glück kaum fassen können. Es dauert allerdings nicht lange, bis die ersten Zweifel auftre- ten... Im Prequel zu dem Horror-Hit aus dem Jahr 2009 wird in „Orphan: First Kill“ die Vorgeschichte der blutrünstigen Waisen- kind-Betrügerin erzählt. Das Ergebnis ist durchaus überzeugend und sorgt für kurzweilige Unterhaltung mit einer guten Mischung aus schwarzem Humor und Nervenkitzel.
99´ Cineplex
Hive
(sirk) Kosovo in der Nach- kriegszeit. Die kriegeri- schen Auseinandersetzun- gen mit den Nachbarn und die damit verbundenen Folgen liegen wie ein läh- mender Schleier auf dem verschlafenen Städtchen in der Bergregion. Seit sieben Jahren wartet man auf Lebenszeichen von Ehe- männern, Vätern, Ernäh- rern oder Söhnen. Auch die junge Mutter Fahrije (Yilka Gashi) versucht jeden Tag die Rolle des Vaters für ihre Kinder, des Ernährers für die Familie oder die des Sohnes ihres Schwiegerva- ters mit zu übernehmen. Als sie die Möglichkeit erhält, einen Führerschein zu machen und damit ein neues Business aufzubau- en, zögert sie kurz. Denn sie weiß, dass sie damit die patriarchalen Struktu- ren des Dorfes in Aufruhr versetzt. Regisseurin und Drehbuchautorin Blerta Basholli erzählt in ihrem berührenden Debüt die wahre Geschichte einer starken Frau. Sehenswert.
84´ Cinema
Alcarras - die letzte
Ernte
(mex) Seit ewig beackern die Solés ihre Pfirsichplantage im katalonischen Hinter- land. Aber die Ernte wird immer weniger lukrativ, die in einer Genossenschaft organisierten Landwirte der Region haben Schwie- rigkeiten über die Runden zu kommen. Das ruft andere Geschäftsmodelle auf den Plan: Das Obst soll den Solar- panelen weichen. Während erste Grundbesitzer ihr Land bereits verkaufen, kämpft Familie Solé aus schwacher Position um den Erhalt ihres Betriebes, sind die Besitz- verhältnisse doch einst nur mündlich fixiert worden. Lässt sich, in einer Zeit, in der das gegebene Wort nicht mehr zählt, die Zukunft aufhalten? --- Echte Men- schen im Kino, gibt es das? Immer mal wieder. Aber besonders überzeugend in diesem halbautobiogra- phischen, mit fantastischen Laiendarstellern besetztem Gewinner des diesjährigen „Goldenen Bären“, mit dem die spanische Regisseurin Carla Simón einer zu Ende gehenden Epoche ein filmi- sches Denkmal setzt.
120´ Cinema
Fado - Die Stimmen
von Lissabon
(sirk) Auf, in das wun- derschöne Lissabon!
Oder hier vielmehr in die Altstadt Alfama. In ihrer Dokumentation nehmen Céline Coste Carlisle und Judit Kalmár uns mit in die engen Gassen und vollbe- setzten Restaurants der portugiesischen Haupt- stadt. Im Mittelpunkt ste- hen die Gentrifizierung der Stadt und der Fado. Jener Gesang, der Weltschmerz bedeutet und von den Seeleuten stammt. Coste Carlisle gibt die Reisefüh- rerin, allerdings nicht wie eine Touristin, sondern wie eine Einheimische. Gefei- ert wird das Unmittelbare, das Erleben, weniger die Geschichte des Fado. Eine kurze Reise wert aber auch nicht unbedingt empfeh- lenswert.
186´ Schloßtheater
















































































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