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na dann... 38/2022
Königin Elizabeth II. (1926 - 2022) "Goodbye Ma'am"
Als vor ein paar Wochen die Nachricht bekannt wurde, dass Königin Elizabeth II. in Balmoral ge- storben war, versetzte dies ganz Großbritannien in einen totalen Schock. Wie ich haben die meisten von uns nie ein Leben in Großbritannien oder Eu- ropa ohne den Oueen als
Staatsoberhaupt gekannt. So sehrverändert,seitsievorüber 70 Jahren ihren Untertanen aus Großbritannien und dem Commonwealth ihr Verspre- chen gegeben hat.
Dass sie ihr ganzes Leben, sei es lang oder kurz, damit ver- bringen würde, uns mit Würde und Stolz zu dienen, und so war es. Die Königin hat all dies stark überstanden, die unzähligen Umwälzungen, königlichen Skandalen, nationalen Tragö- dien und zuletzt der Coronavi- rus-Pandemie von 2020.
Sie war im Chaos unseres na-
tionalen und persönlichen Le-
bens eine ständige Präsenz. Bis
zum Ende wankte sie nie in ih-
rer unerbittlichen Hingabe an Pflicht und Respekt.
Ist es Schicksal oder eine Zuversicht, dass Köni- gin Elizabeth gerade lange genug durchgehalten hat, um Liz Truss zu bitten, in ihrem Namen eine Regierung zu bilden, die so wenig Störungen wie möglich hinterlässt, bevor sie sich entschied, uns für immer zu verlassen? So hat sie die ganze Zeit über regiert, immer ein bisschen vorausgedacht und so getan, als hätte sie es nicht gewusst. Die Königin widmete ihr Leben ihrem Volk, ihre ver- traute Präsenz war so beruhigend für andere und für viele, die nicht einmal britische Staatsbürger waren. Sie war ein Teil von uns allen, eingenäht in die DNA des modernen Großbritanniens und des Rests der Welt.
Das Leben ohne sie – und die Zweifel an dem, was kommen wird – fühlt sich bereits seltsam und be- unruhigend an, und sie ist erst seit ein paar Wo- chen weg.
„Like so many, Michelle and I are grateful to have witnessed Her Majesty’s dedi- cated leadership, and we are awed by her legacy of tireless,
dignified public service.“ (Barack Obama 809.2022) Die Queen war natürlich mein Chef, als ich sechs Jahre lang als Militärmusiker in der bri- tischen Armee diente. Wir wurden gebeten, an den Fei- erlichkeiten zum Silberjubilä- um teilzunehmen, und reisten für drei Wochen nach London, um für eine zweistündige Marschparade zu üben.
Am Anfang der ersten Wo- chen kam Prinz Charles jeden Morgen zu unserem Proben und wir waren alle erstaunt, wie klein er in echt war. Ich muss zugeben, man konnte
nichts als Stolz empfinden, wenn man mit all den Touristen und Fernsehkameras durch die Mall mar- schierte mit allen, die für dich jubeln. Es hat sich wirklich gelohnt und in diesem Moment wusstest du, wie gut du wirklich bist, sonst wären wir nie gefragt worden, ob wir mitmachen würden. Bei derHorseGuardsParademitteninLondonpostiert zu sein, war wie in einer anderen Welt. Ganz zu schweigen von all dem Pomp, dem wir begegneten, als wir all diese berühmten und nostalgischen Ge- bäude betraten. Wir als Musiker feierten und teil- ten gemeinsam den Erfolg der Queen. Wir waren alle Teil einer großen, glücklichen Familie und die- se Erfahrung wird mir für immer in Erinnerung bleiben.
 Königin Elizabeth II., Buckingham Palace, 1952

















































































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