Page 7 - pixelbook KW 08 / 2023
P. 7

 na dann... 08/2023
kinokritiken 7
    Daniel Richter
(mex) Nach seiner großar- tigen Pasolini-Reminiszenz „Vor mir der Süden“ hat Oscargewinner Pepe Dan- quart („Schwarzfahrer“) in seinem neuen Dokumen- tarfilm die Kamera auf Daniel Richter gerichtet, einen der erfolgreichsten deutschen Künstler der Gegenwart. Über einen Zeitraum von drei Jahren ist dieses überaus leben- dige Portrait des Malers entstanden. Wir begegnen einem jung gebliebenen Sechzigjährigen, lässig und eloquent, der zu Be- ginn seiner Karriere Plat- tencover von Punkbands gestaltet hat und dessen Bilder inzwischen auf in- ternationalen Auktionen locker hohe sechsstellige Summen erzielen. Dan- quart begleitet Richter auf Ausstellungen in New York und Paris, beobachtet ihn beim Malen, lässt ihn vom Kunstmarkt erzählen, po- litisch werden und witzig sein. Dazu ordnen immer wieder Weggefährten Richters dessen künstleri- sche Klasse ein. Ein zwei- stündiger Spaß mit der Kunst: Spitzenfilm.
118´ Schloßtheater
Die Frau im Nebel
(sirk) Ein scheinbar leicht zu lösender Fall für Kom- missar Hae-joon Jang: Ein leitender Angestellter einer Behörde klettert auf seinen Lieblingsfelsen, stürzt ab und stirbt an seinen Ver- letzungen. Alles sieht nach Unfall oder Selbstmord aus. Doch warum reagiert seine wunderschöne Ehe- frau so apathisch auf den Verlust ihres Mannes?
Und warum gibt es keinen Abschiedsbrief? Hae-joon (Park Hae-il) nimmt seine Ermittlungen auf und stellt die schöne Witwe (Tang Wei) in dessen Zentrum, inklusive wochenlanger Observierung. Was der gebürtigen Chinesin nicht verborgen bleibt. Ein klas- sischer Whodonit mit einer Prise subtiler Erotik? Nach seinen Meisterwerken "Oldboy", "Lady Vengeance" oder "Die Taschendiebin" setzt Park Chan-wook seinem persönlichen Er- weckungsfilm "Vertigo"
ein Denkmal. Auch wenn er damit bei Weitem nicht Hitchcocks Finesse und ebenso nicht die Qualität seiner Vorgängerfilme erreicht.
100´ Cinema
Ein Mann namens
Otto
(sirk) Ja, die Geschichte wurde bereits verfilmt. Und zwar in Schweden unter dem Titel "Ein Mann namens Ove" (2015). Und ja, 90 Prozent der Szenen sind deckungsgleich zum Original. Aber hey, in David Magees adaptierten und von Marc Forster inszenier- ten Film steht kein granti- ger Schwede sondern ein mürrischer Amerikaner
im Zentrum. Und der
heißt Tom Hanks. Aus den umtriebigen iranischen Nachbarn wurden daue- roptimistische mexikani- sche und Ove, sorry, hier Otto, fährt keinen Volvo sondern Chevrolet. Und wäre da nicht der sympa- thische Hanks, man könnte verzweifeln an der ame- rikanischen Einfallslosig- keit. So darf am Ende die Ungerechtigkeit der Welt an der Seite von Produzent und Hauptdarsteller Hanks beweint werden, der sich sichtlich Mühe gibt, ein- mal nicht everybodies dar- ling zu sein.
126´ Schloßtheater
Close
(sirk) Léo und Rémi, beide 13 Jahre alt, sind beste Freunde. Und vielleicht noch etwas mehr, sie sind miteinander aufgewachsen, die Eltern kennen sich gut. Léos El- tern betreiben eine Blu- menplantage, er hilft beim Pflücken, Rémi (Gustav de Waele) lernt Oboe, während Léo (herausragend: Eden Dambrine) ihm andächtig zuhört. Die Bilder von Ka- meramann Frank van den Eeden zu Beginn sind von bedrückender Schönheit und erinnern an Bilder einer Freundschaft von Berto- lucci ("Die Träumer") oder Truffaut ("Jules und Jim"). Doch die Idylle währt nicht lange. Mit dem Ende des Sommers und dem Wechsel auf eine neue Schule wird die Freundschaft auf eine harte Probe gestellt. Es gibt Gerüchte, Mauscheleien, Fragen. Mit fatalen Folgen. Das feinfühlig inszenierte, für den Auslands-Oscar vorgeschlagene Drama von Lukas Dhont ist ein Film, der lange nachhallt. Also Taschentücher nicht verges- sen und Zeit für mind. ein Gläschen Wein einplanen, aber keinesfalls verpassen!
104´ Cinema
















































































   5   6   7   8   9