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30 ohrenschmauch
na dann... 19/2023
Nix tote Hose auf’m Dorf!
Auf’m Dorf ist tote Hose? Denkste! Sebastian Voss und sein Kollege Jorn Aleskjaer haben in der nahen ‚Schlafstadt‘ mit A unter dem Namen HERR WADE eine sehr amüsante CD eingespielt. Mit FreundInnen an meist ‚richtigen‘ Instrumenten feuern sie unbekümmert und charmant aus diversen Rohren. Pop Musik mögen sie,MelodienundleichteBeats,Indies und wohl auch die Beatles. Schräg auch mal in den Zwischenspielen und die Texte (in Deutsch) bewegen sich zwischen humorig, sarkastisch und Nonsens, jedoch nie Blöd. „Tatsächlich nur ein Lied“ ist leicht geschwindelt, schliesslich enthält das Werk 15 Tracks. Bezugsquelle? Bandcamp oder ?
Folkies aufgepasst! Hillbilly oder besser erstklassige Bluegrass Musik bieten MIGHTY POPLAR auf ihrem Album ohne Titel. 10 Tracks in der ‚klassischen Besetzung Gitarre, Bass, Mandoline, Banjo und Fiddle und beim Singen wechseln sich 4 der 5 ab.
SARAH-JANE SUMMERS & JUHA- NI SILVOLA haben sich für ihr „Sol- vstrok“ Projekt etwas Besonderes ausgedacht. Sie (Fiddle) und er (aku- stische Gitarre) lassen sich auf den 10 irisch/schottischen Traditionals von 10 weiteren Fiddle und Viola Spiele- rInnen plus Kontrabass unterstützen, schaffen in dieser Kombination
eine tolle Kombination aus folkigen Klängen und konzertantem Erlebnis. Den lokalen Mr. Irish Bastard habe ich bis heute nicht gehört, aber so stelle ich mir ihn vor. Elek- trische Gitarren plus Banjo, Bass und Drums. Und dann zügig und laut vorwärts mit Punk, R’billy und Ska Rhythmen. MALASANERS aus Spanien führen das hier vor, warum sie (es gibt dort Flamenco..) auf irische Motive auf ihrem live einge- spielten„Venceremos“zurückgreifen, geht aus den dreisprachigen Texten (dtsch.,engl.,span,) oder Booklet nicht hervor. Wo sie ihr ‚Unwesen‘ treiben
auch nicht.
Wie unterschiedlich sich Retro
Soul interpretieren lässt, zeigen die nächsten beiden Platten. IZO FITZ- ROY hat sich mit ihrer 3.CD schon ordentlich freigeschwommen. Auf „A good Woman“ gibt es neben wenigen dort angelehnten Arrangements modernen Soul (nicht R’n’B), mit ‚richtigen‘ Instrumenten, Harmonien und Hooklines, eine Prise Funk und am Schluss eine ganz feine Ballade. Der rote Faden zwischen den variie- renden Stilen ist ihre kräftige und sehr wandlungsfähige Stimme.
Mit 3 SängerInnen, g/b/dr/2 Blä- sern plus Gästen an Orgel, Keys und Streichern bleiben die EVERETTES sehr viel näher an den Wurzeln. „Soul Steps“ erinnert an die melodischen Motown/Atlantic 60er und selbst bei der Produktion (klingt gut!) orientie- ren sie sich weniger an den ‚fetten‘ nach 2000er Sounds als an den inspirierenden Vorlagen. Wechselnde Lead-Stimmen und gut ausgedachte Arrangements zeigen, dass dies kein ‚Erstling‘ ist.
Nur Knopfler spielt Knopfler wie... schon klar. Trotzdem haben sich ARNE JANSEN & STEPHAN BRAUN 10 Titel des Gitarren-Virtuosen vor-
genommen und interpretieren sie sehr ungewohnt und eigenständig auf Gitarre und Cello (&Bass). Hits und Soundtrack-Themen entspannt und langsam in intimen Versionen, in denen m/f die Vorlage fast nicht erkennt.
NTJAM ROSIE hat sich für ihr „Elle-Reworked“ zusammen mit den Musikern von SMANDEM einige Songs ihres 2010er Erfolgs-Albums ‚Elle‘ erneut vorgenommen und präsentiertsieinihrem‚jetzt‘Sound. Eine äusserst gelungene Mischung aus Afro, Neo-Soul und jazzigen Ausflügen. Rhythmisch vielseitig, überzeugend im Gesangsvortrag, umgesetzt und getragen von mir bisher nicht bekannten Musikern, die ihre Ideen flexibel und ideologiefrei umsetzen.
Hätte auch Rock-Jazz werden kön- nen, mit 2 Gitarren, Bass und Drums. Stattdessen nordische Klänge vom amerikanischen Drummer SCOTT McLEMORE : MULTIVERSE. Ruhe und Vergänglichkeit vermitteln die ein wenig nach Abercrombie klingende Gitarristen, lassen sich vom Bass tra- gen und der Trommler hält sich total zurück. „Knowing“ berührt die Seele. na dann... Tschüss
i.m.trend@muenster.de
Ruhe und Vergänglichkeit