Page 18 - pixelbook KW 21/2023
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18 ohrenschmauch
na dann... 21/2023
    Olga Cerpa– Grüsse von den Kanaren
  Westcoast & irische Seele
Die kurz und schmerzlos Phase ist noch nicht vorüber. Rhetorische Frage, warum so viele neue Platten, wenn die Mehrheit 70er/80er/90er Modelle kauft?
JUSTIN RUTLEDGE, gefeierter Song- writer bei den Ahorn-Blättern bleibt mir auf seinem „Something Easy“ etwas zu zurückhaltend. Sparsam instrumen- tiert, schöne Melodien, dabei sehr melancholisch im Grundton aber für mich etwas zu wenig ‚Biss‘.
Den zeigt JELLY ROLL auf „Whitsitt Chapel“ durchaus. Optisch ähnelt er Meat Loaf und musikalisch kann er zumindest genauso viel Pathos verbrei- ten. Eingängiger, nicht zu heftiger Rock mit Texten aus seinem realen Leben. Im virtuellen Bereich schon maximal erfolgreich, ob es im physischen Bereich auch klappt, werden wir sehen.
Der Titel deutet es an, „Quiet Jour- ney“ von WILLIAM EVANS & ROBERTO KOCH lässt es in Tempo und Intensität eher gebremst gehen. Was nicht bedeu- tet, das Duo aus Piano und Bass zielt auf die Marke ‚nur‘ schön. Die beiden improvisieren gemeinsam ohne dabei in ekstatische Gefilde abzudriften. Ecken und Kanten bleiben, werden jedoch nicht extra betont. Auf 2 Titeln gibt es sogar noch einen Schuss Drums in diesen entspannten Cocktail.
Weil heute (Donnerstag) die Sonne
scheint, hier die passende Musik. OLGA CERPA & MESTISAY bieten auf „Atlantic Sounds“ eine bunte Mischung der kanarischen Pop-Musik. Hier ist der Inhalt eine kreative und lebensbejahen- de Tinktur aus kubanischem Bolero, etwas Fado, ein wenig Kapverdisches und darüber eine Spur Afrika. Fast so frisch, wie seinerzeit Buena Vista S.C.
Auch auf ihrem 2. Album verfolgt CINDERWELL, die Band um Amelia Baker, den Ansatz, Klänge und Stim- mungen der sonnigen US Westküste mit den Harmonien der deutlich raueren iri- schen See zu vermählen. Pessimistisch in den Worten über ungewöhnlichen Akkorden, dabei mit Inbrunst und kräftig variabler Stimme vorgetragen. „Cadence“ ist, wie der Vorgänger, für LiebhaberInnen von Songs, die nicht ins gewöhnliche Schema passen.
Dass MOONLIGHT BENJAMIN aus Haiti stammt, merkt m/f der Musik fast nicht an. Riff-lastiger Rock, den ihre starke Stimme gut im Zaum hält, zum Teil programmierte Beats unter eher kurzen Songs auf „Wayo“.
Da wird auch die Jazz Polizei nicht nörgeln. DUNCAN EAGLES hat sein „Narrations“ innerhalb von 2 Tagen mit seinem Quartett ‚live‘ im Studio einge- spielt, als musikalische Kommunikation in Echtzeit. Mit Sax,p,b,dr. Dabei heraus-
gekommensinderstaunlichmelodische Themen, von der Combo harmonisch und spieltechnisch ziemlich ausgereizt. Zeitgemässer Jazz aus London, auch für nicht austrainierte Hörende absolut nachvollziehbar. Wieder mal nur als CD. DOM FLEMONS, rastloser Vertreter amerikanischer Roots Musik gönnt sich mit „Traveling Wildfire“ die erste CD mit ausschliesslich eigenem Mate- rial. 15 Songs zwischen Country und Western, mit ein wenig Blues und Folk angereichert. Ganz und gar traditionell instrumentiert und arrangiert, geht es im Wesentlichen um Liebe und Verlust, harte Zeiten und seinen unzerstörbaren Optimismus. Natürlich bei Smithsonian Folkways mit dem üblichen, fetten Booklet mit allem Wissenswerten auf 46 Seiten!
Vom gleichen Label, hier ‚nur‘ 40 Seiten Info, und weil die Sonne immer noch scheint, eine für die Minderheit in der Minderheit. LA MARISOUL and LOS TEXMANIACS mit „Corazones and Canciones“. Sänger Marisol Hernandez (La Marisoul) und die traditionsbewuss- ten Texmaniacs intonieren 15 Songs mit Herz (siehe Titel) nicht weit von Ry Cooder’s ‚Chicken Skin Music‘. Nicht weinen, morgen ist ein neuer Tag!
na dann... Tschüss i.m.trend@muenster.de
  Lebendige Kommunikation


















































































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