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14 ohrenschmauch
na dann... 20/2024
    Ja, Wonder Women
  Abigail Lapell – Feiert Anniversary
In dieser Woche wage ich mich mal nahe an den Rand meiner musika- lischen Kompetenz, vielleicht sogar darüber hinaus. Die fleissig forschende CHRISTINA PLUHAR und ihr Ensemble L’Arpeggiata verehren auf dem „Wonder Women“ vornehmlich Komponistin- nen des 17 Jahrhunderts, dazu Werke männlicher Kollegen mit starken Frau- enportraits und latein-amerikanische und italienische Melodien über Hexen, Heilige und Heldinnen. Zur Verstär- kung hat das eingefleischte Team 3 exzellente Frauenstimmen und einen ebenbürtigen Altisten engagiert. Mit dem ausgesprochen gut gestaffelten Programm der CD, sie beginnt mit eingängigenMelodienausderTradition Italiens und Mexikos, führt dann weiter zu komplexeren Barockweisen, gelingt es, auch wenig Klassik-geschulte Ohren zu begeistern.
BRAD MEHLDAU legt sein „After Bach II“ vor. Dazu hat der im Jazz geschulte und beeindruckende Pianist erneut Werke des bedeutenden Kompo- nisten ausgewählt, die er nach der Ori- ginal Partitur spielt, auch das macht er nach meiner Auffassung überzeugend, unterbricht deren Folge mit eigenen Variationen anderer Themen. Dabei verlässt er zuweilen die Melodik der Vorlagen und überführt sie in spannend inspirierte Improvisationen. Damit
bestreitet er etwa die erste Hälfte der CD, im weiteren Verlauf fügt er noch 6 Variationen aus den viel gespielten ‚Goldberg Variationen‘ an, die unter- streichen, dass er die Musik des Meisters nicht ‚nur spielen‘ kann, sondern die Methodik der Noten-Konstruktion verstanden hat und sie auch auf seine Variationen anwenden kann.
Pianistin YELENA ECKEMOFF ist noch fleissiger als Bill Laswell zu seinen besten Zeiten. Jedes Jahr eine neue Platte, jedes Mal zu einem neuen Themenkomplex. Für ihre „Romance of the Moon“ hat sie sich durch Werke des Dichters Frederico Garcia Lorca inspirieren lassen. Zu diesem Zweck versammelt sie eine ganz andere Mann-
schaft als beim Vorgänger um sich. Vier Italiener, Rhythmusgruppe plus Gitarreauf4der13Titel,aufdenanderen übernimmt die Leadstimme Paolo Fresu mit Trompete. Zu ihren harmonsichen, eher ruhigen Kompositionen passt dessen weicher, melancholischer Ton ausgesprochen gut. Das ergibt fast 80 Minuten sensibles Zusammenspiel zwischen den Melodie-Instrumenten, das von dezenter aber bestimmter Arbeit von Bass und Drums zusammen- gehalten wird.
Jetzt (für mich) neue Namen. LUKA KUPLOWSKY hat auf seinem „How can
I sleep when there is Music“ 24(!) eigene Songs versammelt. Einige Ideen dauern allerdings nur wenige Sekunden. Mit ganz wenig instrumentaler Begleitung, meist akustischer Gitarre, trägt er seine intimen Werke vor. Dabei wechselt seine Stimme von hauchzart zu durchaus bestimmend. Ausgesprochen friedvoll, beinahe kontemplativ.
Auch dieser Name ist mir neu: ABI- GAIL LAPELL, ich weiss nicht welches „Anniversary“ sie mit diesem Albumtitel feiert, wird zwar im Begleittext erklärt, bleibt mir aber zu mystisch. Dafür sind die 11 eingespielten Songs für mich leicht nachvollziehbar. Singer/Song- writer, neue Schule, mit musikalischen verweisen auf vergangene Grössen. Vielseitig mit starker Stimme vorgetra- gen und mal von wuchtigen meist aber zarten Arrangements begleitet.
Korrektur: Beim in der vorletzten Ausgabe gelobten Werk von NUBIY- AN TWIST habe ich den Titel falsch angegeben. Richtig heisst es „Find Your Flame“ und sei hiermit noch einmal ans Herz gelegt!
Ach ja, seit heute (10.5.) steht „Cape Forestier“ von ANGUS & JULIA STONE in den Läden. Noch nicht gehört und doch empfohlen!
na dann... Tschüss i.m.trend@muenster.de
  Sensibles Zusammenspiel



















































































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