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Dave Brubeck & Paul Desmond.
schönen Spiels als „kitschig“ ab- taten, aber seine Fähigkeit, spontan zu komponieren, war, gelinde ge- sagt, erstaunlich.
„Take Five“ wur- de von Paul Des- mond komponiert und erstmals 1959 aufgenommen. Es
ist der dritte Titel auf der LP Time Out des Dave Brubeck
der S.S. Rotterdam, hat beispielsweise ein spekta- kuläres und spontanes Zusammenspiel zwischen Alt und Klavier, das man auf ihren Studioaufnah- menniehört.AbseitsvonBrubeckschienDesmond eine Gruppenbesetzung mit Klavier ohne Rhyth- musgruppe zu bevorzugen, mit einer Gitarre, die für die nötigen Harmonien sorgte. Seine RCA-Al- ben, darunter First Place Again, verwenden größ- tenteils dieses Format, wobei Jim Hall dieses Zu- sammenspiel anwendet.
Und natürlich war der denkwürdigste Moment, als ich Paul Desmond zum ersten Mal hörte, sein Klang. Er produzierte einen leichten, melodischen Ton, der manchmal eher wie ein leises Flüstern als wie ein lauter Ton klang. Was aus seinem Saxo- phon kam, war pure musikalische Ambrosia, blau- er Samt, geschmolzene Schokolade, ein Klang, der als jede Sängerstimme erkennbar war, ein per- fekter Ton, für den fast jeder Saxophonist sterben würde. Sein Instrument der Wahl war ein Selmer Paris Super Action Altsaxophon aus dem Jahr 1951. Diese Instrumente gelten heute als das Äquivalent einer Stradivari-Geige und kosten Tausende von Dollar. Als er es kaufte, war es offensichtlich neu, aber wir sprechen jetzt von einem Instrument, das fast 80 Jahre alt ist und von Hand und nicht von Computern hergestellt wurde. Sogar das Metall unterscheidet sich stark von den computerprodu- zierten Saxophonen von heute, die heute in Asien und nicht nur in Europa und Amerika in Massen- produktion hergestellt werden. Meiner Meinung nach hatte er einen der bekanntesten Töne aller Zeiten, der nicht so leicht kopiert werden kann und wird. Als talentierter Saxophonist und Kom- ponist hat Paul Desmond die Geschichte der Jazz- musik entscheidend geprägt. Trotz seiner Sucht- undGesundheitsproblemeließseineLeidenschaft für die Musik nie nach. Pauls Musik inspiriert noch immerGenerationenvonJazzmusikernundschafft es mit seinen Improvisationen und Melodielinien weltweit immer noch, die Aufmerksamkeit von Jazzfans auf sich zu ziehen.
(Honest John, Dezember 2024)
Quartet. Der Titel ist der meistverkaufte Jazzsong aller Zeiten und bleibt bis heute der meistverkauf- te Jazzsong aller Zeiten. 16 Jahre lang war Des- monds Name mit dem von Dave Brubeck (Klavier) verbunden, und viele glaubten, er hätte mehr per- sönliche Anerkennung erlangt, wenn er Brubeck verlassen hätte, um als Solist oder Gruppenleiter in seinem eigenen Recht aufzutreten. Besonders nach der langen Reihe von Alben, die er in den 60er Jahren unter seinem eigenen Namen für verschie- dene Plattenlabels machte. Selbst nachdem er und Brubeck sich 1967 trennten, kehrte Desmond immer wieder zurück, um bei Sonderprojekten oder Tourneen mit Brubeck zu arbeiten. Desmonds Anziehungskraft lag natürlich in dem bereits er- wähnten melodischen Ansatz und dem weichen, klarenTon,derallezufesselnschien,dieihnhörten. Er war ein sehr unterhaltsamer und witziger Mann und behauptete, er versuche, seine Soli „wie einen trockenen Martini klingen zu lassen“. Ein anderer Jazzhumorist, der Gitarrist Eddie Condon, sagte, Desmonds Spiel „klang wie ein Mädchen, das ja sagt“. Bei Brubecks Quartett übernahm Desmond immer das erste Solo – er sagte, er wolle nicht nach Brubeck spielen. Meiner Meinung nach wa- ren die besten Alben der Gruppe diejenigen, die live aufgenommen wurden. „You Go To My Head“, das letzte Stück auf dem Album „Brubeck & Des- mond“, aufgenommen am 10. Juni 1975 an Bord