Page 5 - pixelbook KW08/2025
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na dann... 08/25
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Hundreds of Beavers
(sirk) Was für ein Spaß! Hat man sich an das s/w- Bild und an den seltsam stummen Jean Kayak,
der da durch die Schnee- landschaft des Mittleren Westens stapft gewöhnt, treffen Tragik auf Komik, Absurdität auf harten Realismus und Kreativität auf (Stummfilm-)Technik des jungen 20. Jahrhun- derts. Mittendrin ist ein Obstbauer, der durch einen Schicksalsschlag zum Pelz- jäger wird. Nachdem er
im Suff seine Farm abge- fackelt hat und im harten Winter unter einer ge- schlossenen Schneedecke erwacht, ist Jean Kayaks (Co-Autor Ryland Brickson Cole Tews) vermeintliche Beute, eine Kolonie von arbeitsamen Bibern, allerdings cleverer als vermutet. Das Katz-und- Maus-Spiel kann beginnen. Wer Lust auf Menschen in Tierkostümen, unzählige Tollpatsch-Gags und eine große Portion Anarchie hat, sollte sich diesen Spaß nicht entgehen lassen. Ab 14 Jahren empfehlenswert.
109' Cinema
Könige des Sommers
(sirk) Die französische Landjugend feiert. Und Totone (Clément Faveau) ist ganz vorne mit dabei. Der 18-jährige ist Sohn eines alleinerziehenden Vaters und Aufpasser seiner jüngeren Schwes- ter Claire. Als eine Party wieder einmal kräftig aus dem Ruder läuft, verun- glückt sein Vater mit dem Auto und Totone steht plötzlich samt Schwester alleine da. Die Nachbarn versuchen zu helfen, vor allem seine beiden Freun- de stehen ihm zu Seite. Durch einen Aushilfsjob
in einer Molkerei erfährt er, wieviel mit gutem Käse zu verdienen ist und be- schließt, mit einem alten Kupferkessel, den er noch nicht verkauft hat, selbst welchen herzustellen. Dieser sommerleichten Coming-of-Age-Komödie gelingt der Spagat zwi- schen Tragik und Komik, auch weil Regisseurin Louise Courvoisier auf Klischees und überflüssige Dialoge verzichtet und sich nie über ihre Figuren lustig macht. Ein tolles Filmdebüt.
93' Cinema
Babygirl
(jonny) Romy hat es "ge- schafft", wie man so schön sagt: Sie ist Gründerin und CEO eines großen Tech-Un- ternehmens, glücklich verheiratet und Mutter von zwei Töchtern. Doch ihr Leben gerät aus den Fugen, als sie sich auf eine Affäre mit ihrem etwas un- verschämten Praktikanten Samuel einlässt. In heißen Nächten nimmt Romy die Rolle der Untergebenen ein, und kann so endlich ihre dunkelsten Fantasien ausleben. Doch der Wech- sel der Machtposition beschränkt sich keines- wegs auf ihre Treffen, denn Samuel ist nun in der Lage, Romys Familien- und Berufsleben auf einen Schlag zu zerstören... Das Ausleben sexueller Fanta- sien diente schon häufiger als Thema für schlechte bis sehr schlechte Filme, "Babygirl" zeigt nun, dass es auch anders geht. Ein authentisches und sehr unterhaltsames Erotik- drama mit einem echten Power-Auftritt von Nicole Kidman.
116' Cinema/Cineplex
Maria
(sirk) Die letzten Tage "der Callas" im September 1977 in Paris. Nach "Jackie“
mit Natalie Portman und "Spencer" mit Kristen Stewart als Lady Di setzt der chilenische Regisseur Pablo Larrain einer weite- ren berühmten Frau des 20sten Jahrhunderts ein filmisches Denkmal. Die schwierige Gratwanderung einer Biographie zwischen (glaubhaftem) Innenle- ben und nachweisbaren Lebensstationen seiner Figur scheitert hier, im Ge- gensatz zu den vorherigen Teilen, an den technischen Spielereien des Regisseurs sowie am Over-Acting von Angelina Jolie. Mit Sätzen wie "Mein Leben ist die Oper. Es gibt keine Ver- nunft in der Oper", über- trieben bebender Oberlip- pe in Puccinis "Vissi d´arte" und tablettenbedingten Halluzinationen mit einem (fiktiven) Reporter (Kodi Smit-McPhee) berührt dieses Biopic zu keiner Se- kunde. Abgesehen von den eingestreuten Originalauf- nahmen und dem Lächeln der Original-Callas in den letzten Film-Sekunden.
124' Schloßtheater