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Im Wesentlichen als Duo verbinden diese beiden Flamenco mit Fragmenten anderer Kulturen. Mit Gitarre und Flöte/ Bansuri entwickeln MELON JIMENEZ & LARA WONG aus unterschiedlichen Kulturkreisen, wohl deshalb „Conflu- encas“, ihre ganz eigene Variante. Der eigenwillige Klang der Bambus-Flöte harmoniert mit der feingliedrigen Gitar- renarbeit. Harmonisch und leicht hörbar, denn in der nördlichen Hemisphäre wird der emotionale Flamenco-Gesang nicht so leicht verstanden. Hier geht es ohne den, fast so süffig, wie seinerzeit Otmar Liebert.
Der ebenfalls Ausländer ABEL SE- LAOCOE, Cellist, Sänger und Komponist nennt sein 2. Album „Hymns of Bantu“. In den 12 Abschnitten des Werks finden sich neben von ihm geschaffenen Solo- Stücken, Werke für seine traditionell aus- gestattete Combo und Arrangements für ein Streich-Ensemble auch Auszüge/ Interpretationen aus dem Schaffen von Bach und Marais. Erstaunlich und abso- lut hörenswert, wie die Musik Südafrikas im gleichen Raum und Zusammenhang mit der Musik-Tradition des alten Europa harmoniert.
Neben der neuen Platte des Schwei- zer Sängers ANDREAS SCHAERER „Anthem for no Man’s Land“, die ich noch nicht hören konnte, erscheint bei ACT „Living Ghosts“ des MICHAEL WOLL- NY TRIO’s. Hier gestalten diese drei
mit Piano, Bass und Drums Ideen und Vorlagen des Studio-Albums „Ghosts“ komplett intuitiv, spontan und frei auf der Bühne. Keine Notierungen, keine Absprachen, damit sich die ‚alten‘ Gei- ster in neuer Umgebung weit entfalten können. Sowohl in gemeinsamen Linien als auch in raumgreifenden Ausflügen. Nicht für EinsteigerInnen.
Die halten sich besser an BOCKIUS BLASER GÜNTHER BOVET. Mit Posau- ne, Piano Bass und Drums lassen sie es auf „Reverie“ durchweg eher gemächlich laufen. Lyrische Posaunen Melodien, ein rhythmisch fein gezupfter Kontrabass, meist zurückhaltend effektive Tasten- arbeit und ein vorsichtig treibendes Schlagzeug kennzeichnen Titel wie ‚Bohemia, Schlendern oder Mal’s Blues‘. Super ausgewogenes Zusammenspiel und wirklich kein Ton zuviel.
Ja, JADEN EVANS ist der Enkel des Pianisten Bill Evans. Der gerade 17 Jährige gibt mit „Evans on Evans“ sein Debut am gleichen Instrument mit Bass und Drums. Auf den 9 Titeln aus dem Oeuvre seines Opas zeigt er erstaun- liche Fertigkeiten am Instrument. Für einen dezidierten Vergleich fehlt mir die Kompetenz. Vincent Archer (Bass) und Marcus Gilmore (Drums) geben ihm den soliden Background für seine Ambitionen. Für einen Musiker dieses Alters eine wirklich reife Leistung. Das
nächste grosse Talent?
Irische Eltern, in England geboren,
wohnhaft in LA besinnt sich ROSE BETTS mit „Six “ auf ihre keltischen Wurzeln. Bleibt dabei jedoch nicht in der ‚Irish Folk‘ Schublade. Selbst wenn Harmonien, Vers-Mass und gelegentlich gewohnte Instrumente auftauchen, ist ihre Interpretation eine sehr moderne. Ein ordentlicher Schuss Pop und ausge- zeichnete Singer/Songwriter Qualität unterscheiden ihr 2. Album deutlich von den MitbewerberInnen.
Und die habe ich, warum auch immer, seinerzeit verpasst. Umso mehr freut es mich, dass sie jetzt, zum 15. Jubiläum in einer um 6 Titel erweiterten Ausgabe (leider ‚nur‘ Doppel CD) vorliegt. Gegen Ende der 00er Jahre hat Sängerin AM- PARO SANCHEZ (Amparanoia) mit den beiden ‚Köpfen‘ von Calexico Aufnah- men für ihr „Tucson-Habana“ gemacht. Klingen dementsprechend nach dem typischen Sound der Herren, allerdings mit der überzeugend selbstbewussten Chanteuse. Weiter gings nach Cuba, wo sie in den Egrem Studios (Buena Vista...) mit heimischen Musikern weitere Titel einspielte. Entspannte Klänge von Menschen, deren Leben Musik ist (auch umgekehrt!). Handwerklich abgeklärt und stimmungsvoll, ideal für die kom- mende Zeit des draussen Aufenthalts. nadann... Tschüss i.m.trend@ muenster.de
Jaden Evans – Von Opa zu Enkel
...Geister die wir riefen
Verstärkt von Calexico