Page 11 - pixelbook KW16/2025
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na dann... 16/25
kinoprogramm 11
Ich will alles. Hilde-
gard Knef
(mex) Die Knef. Schauspie- lerin, Autorin, Sängerin
- eine der wenigen, gro- ßen deutschen Stars der Nachkriegszeit, die auch international für Furore gesorgt haben. Als 1939
der Krieg begann war die Berlinerin, Jahrgang 25, noch ein Kind. An dessen Ende nach einer Affäre mit NSDAP-Mann Ewald von Demandowsky und ersten Filmerfolgen dann eindeu- tig erwachsen. Es folgten Ehen, Filme, Skandale, Enttäuschungen und Tri- umphe, alles an vorderster Front der Öffentlichkeit. Die deutsch-schweizerische Fil- memacherin Luiza Schmid hat sich dieses schillernden Lebens noch einmal ange- nommen und lässt dabei in erster Linie die Protagonis- tin selbst zu Wort kommen. In zahlreichen Interviewse- quenzen entfaltet sich des Weltbild der Knef und ver- bindet sich auf wunderbare Weise ganz konkret mit ihrem künstlerischen Werk. Ein starkes Portrait und ein sehr sehenswerter Blick in die bundesdeutsche Ver- gangenheit.
98' Schloßtheater
Eden
(sirk) Den Traum vom Aus- wandern kennt man nicht erst seit "Goodbye Deutsch- land!". Als die Wittmers aus Deutschland in den 1930ern (vor der Macht- ergreifung der Nazis) vom deutschen Arzt Dr. Friedrich Ritter lesen, der mit seiner kranken Lebensgefährtin Dora Strauch auf eine Gala- pagos-Insel ausgewandert war, wollen sie es ihm mit ihrem kranken Sohn gleich- tun. So beginnt der Film von Ron Howard (Apollo
13, A beautiful mind, Frost/ Nixon) mit der Ankunft der Wittmers vor der Behau- sung des Paares auf Ga- lapagos. Als wenig später zudem eine vermeintliche Baronin samt Gefolg- und Liebschaft auf der Insel auftaucht, um ein Hotel zu bauen, entsteht ein fragiles Nachbarschafts-Geflecht, das am Ende mehrere Todesopfer fordern wird. Überleben im Dschun-
gel als darwinistischer Nachbarschafts-Kampf. Nietzsche, Sex und `Herr der Fliegen`-Vibes, schön anzuschauen, nicht nur wegen der überzeugenden Darsteller*innen.
129' Schloßtheater
Das Licht
(sirk) Die Engels sind eine fünfköpfige (Patchwork-) Familie aus Berlin. Wenn Papa Tim im Schlabberlook morgens in eine Werbe- agentur radelt, sitzt Mama Milena im Flieger nach Nairobi, um ein Theater- projekt anzuschieben. Der 17-jährige Jon zockt meis- tens mit seiner VR-Brille, und ob die gleichaltrige Zwillingsschwester Frieda aus dem Club zurück
ist, weiß auch niemand. Im Wochentakt kommt Milenas achtjähriger
Sohn Dio vorbei. Und
weil alle ihr eigenes Ding machen, merkt niemand, dass die polnische Putz- hilfe einen Herzinfarkt erleidet. Sie wird wenig später durch die aus Syrien geflüchtete Farrah (toll: Tala Al Deen) ersetzt. Psychoanalyse-Skills und Lichttherapie inklusive. Puh, einmal Alles, bitte! Familien- und Paardrama mit Generationenkonflikt, Klima- und Rentenkrise, mystische Posttraumata, unterbrochen von Anima- tionssequenzen und La La Land-Flashmobs. Darauf einen Magenbitter!
162' Schloßtheater
The Alto Knights
(jonny) Die Kindheits- freunde Frank Costello und Vito Genovese arbeiten sich in den 50er Jahren gemeinsam bis an die Spitze der New Yorker Cosa Nostra. Doch wegen einer Mordanklage muss Vito für einige Jahre nach Italien fliehen, und nach seiner Rückkehr sind sich Frank und er nicht mehr einig über die Führung der ehemals gemeinsamen Geschäfte, und es kommt zu einem erbitterten Streit. Die fünf New Yorker Mafia-Familien und ins- besondere Frank Costello dienten schon einigen Genrevertretern als Ins- pirationsquelle, und so wirkt die Handlung trotz der realen Begebenheiten wie eine Aneinanderrei- hung von Mafiaklischees. Dennoch ist Barry Levinson mit "The Alto Knights" ein solider Mafiathriller ge- lungen, nicht zuletzt dank Robert De Niro, der in einer Doppelrolle beweist, dass er noch lange nicht zum alten Eisen gehört.
124' Schloßtheater