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ohrenschmauch 21
Erzählungen ohne Worte
Heute mal eher beschaulich mit ein wenig Jazz zwischendurch. M/F kennt das von den Grössen des Business. Irgendwann später wird auf früheres Schaffen zurück geblickt und Gelungenes neu intoniert. Macht Grant Davidson, der als SLOW LEAVES firmiert auch. Selbst ohne die echte Berühmtheit hat er sich 14 seiner Songs der letzten 3 Alben noch einmal vorgenommen und lässt sie in neuem Licht erscheinen. Nur von seiner meist gezupften Gitarre begleitet gestaltet er sie sehr intim und gefühlsbetont neu. Lediglich dann und wann von elektrischem Bass begleitet, in einem Zug (Take) live im ‚Wohnzim- mer‘. Entsprechend heisst das Werk ‚In Solitude, for Company“.
Fast komplett im Alleingang arbeitet GUIDO MARIA GRILLO auf seinem „Senza Fine“. Lediglich mit Violine und Stimmen lässt er sich helfen. Aus der Tradition Süd-Italiens und Eindrücken aus der grossen weiten Welt schöpft er beinahe sakrale Lieder. Sehr melancho- lisch, aber schön.
Ausgesprochen fantasiebegabt und fleis- sig ist YELENA ECKEMOFF. Nach mehr als 20 Alben widmet sie sich auf „Scenes from the dark Ages“ mittelalterlichen Harmonien und Strukturen. Tonfolgen und Melodien, die an Bänkelsänger erinnern, eingewebt in modern jazzige Interpretation. Und nicht nur das, einge- spielt mit rockender E-Gitarre und –Bass, klingt ihr Mittelalter eher nach Prog-Rock als nach Minne. Dazu ihr überzeugendes Spiel auf dem Piano, das diese beiden Welten mühelos miteinander verbindet und übergangslos verschmelzen lässt.
Das Album mit Instrumentalen Land- schafts- und Menschenbeschreibungen, entstanden nach einer Tournee durch nördliche Regionen, nennt sich „Acciden- tal Tourists“. Geschaffen von MARKUS BERGER (p), Jan von Klewitz (sax) und der Rhythmusgruppe Bob Magnusson (b) und Peter Erskine (dr). Beeindruckt von den Landschaften, Menschen der Region und Erlebnissen gelingt diesen vier eine rundherum warm klingende und ent-
spannte Erzählung auf Basis modernen Jazz Verständnisses. 8 durchweg längere
Titel, vier exzellente Instrumentalisten ohne Profilneurose, fast eine Stunde kreativen Handwerks als Hilfslinie fürs Nachempfinden fremder oder eigener Erfahrungen.
Die Besetzung lässt nicht unmittelbar darauf schliessen, Bass und Drums, dazu Vibrafon und Sax. Könnte eine Beschau- liche Angelegenheit werden, aber UL- RICH KEMPENDORFF’S FIELD belässt es nicht dabei. Zu Beginn zurückhaltend harmonisch wechselt die Tonwelt zügig in freiere Gefilde. Trotzdem bleiben die Musiker diszipliniert, rasen nicht durch SkalenoderTempi,sondernhöreneinan- der sensibel und geistesgegenwärtig zu, reagieren prompt und ‚erarbeiten‘ ein einzigartiges Klangspektrum. „Who are You sending now“ ist das ungewöhnliche Ergebnis jahrelanger vertrauensvoller Zusammenarbeit.
Jetzt eine zum Verwöhnen. Auf seinem bereits 11. Album lässt der Kanadische Sänger MATT ANDERSEN die schweren Rock- und Blues-Riffs vergangener Tage beiseite und bringt seine Vorliebe für Songs mit ‚Soul‘ ans Tageslicht. Mit seiner warmen Stimme trägt er die 10 beseelten Titel vor, Midtem- po bevorzugt und Balladen exquisit. In passend kompakten Arrangements und überzeugendem Timbre. „The Hammer and the Rose“ ist ein Statement seiner Gefühlswelt.
Kurze Info für seine hiesigen (zahl- reichen!) Fans. In der North Sea Jazz Concert Series erscheint als 5. Folge eine LP von JAN AKKERMAN. Aufgenommen 2005/2011, mit nur 4 Titeln, aber je 20 Min. Spielzeit pro Seite....
Weniger ist leer? Na fast! Mit Stimme, Gitarre, Klavier, etwas Streichern, Synthi und Mellotron(!) gestaltet TARA NOM DOYLE ihre 3. Platte. Eindringlich singt sie mit zarter Stimme auf „Ekko“ über ihre Erfahrungen mit der Welt, auch der einer Vergangenheit, die sie nicht selbst erle- ben konnte. Reduziert, sinnlich, virtuos und ganz im Hier und Jetzt. Wundervoll. nadann... Tschüss i.m.trend@muenster.de
Matt Andersen – Mit viel Gefühl
Tara Nom Doyle – Andere Welten?