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The Honest John Blog
Feier zum 100. Geburtstag von Art Pepper (1925–1982)
Unstillbares Talent
Es fällt mir nicht leicht, über Art Peppers mu- sikalische Karriere zu schreiben. Denn rückbli- ckend betrachtet hatte er tatsächlich eine erste und eine zweite Karriere. In der ersten Phase, die sich von 1945 bis 1960 erstreckte, hatte er seinen Durchbruch und machte sich einen Na- men, der in Erinnerung haften blieb. Der zwei- te Anfang Mitte der 1970er Jahre brachte ihm nach einer langen Phase der Inkarnation und Drogensucht wieder Popularität. Peppers Kar- riere wurde durch Drogensucht und damit ver- bundene kriminelle Aktivitäten erheblich be- einträchtigt, was zu mehreren Gefängnisauf- enthalten und Reha-Programmen führte. So war er beispielsweise gut genug, um in der weltberühmten Big Band von Buddy Rich zu spielen, hatte aber ungefähr die gleiche Zeit in „Synanon“ verbracht. Synanon, ein Rehabilita- tionszentrum für Drogenabhängige, wurde 1963 eröffnet. Es wurde 1958 von Charles Died- rich, einem ehemaligen Alkoholiker, gegründet. Es war ein Programm, das Drogenabhängigen half, sich durch Eigenverantwortigkeit zu reha- bilitieren und Bewußtsein für eigenes Handeln zu entwickeln. Nach einer Methadonbehand- lung und seiner Rückkehr in die Musikszene erlebte Pepper eine neue Phase des Erfolgs, ging auf Tourneen und nahm Platten auf. Pep- pers zweite Karriere war auch von den Konzep- ten John Coltranes beeinflusst. Dies spiegelte irgendwie seine frühe Bewunderung für Char- lie Parker zwanzig Jahre zuvor wider. War Art Pepper während seiner zweiten Karriere, von Mitte der 1970er Jahre bis zu seinem Tod 1982, ein größerer Künstler? Ich denke schon, denn er nahm in dieser Zeit mit vielen Jazzgrößen
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  auf und spielte öfter längere, freiere Soli, bei denen er mehr Risiken einging und sich nicht so sehr darum kümmerte, was die Leute über seine Bemühungen sagten.
Dieses Mal wollte ich lieber über die Auf- nahmen des Künstlers sprechen, anstatt nur über sein Leben. Deshalb habe ich zwei Auf- nahmen ausgewählt. Eine, sozusagen, in sei- nem alten Stil, die andere in dem moderneren Stil, den er uns gegen Ende seiner Karriere prä- sentierte. Die Alben sind: „Art Pepper Meets the Rhythm Section“, (Art Pepper – alto saxo- phone, Red Garland – piano, Paul Chambers – bass, Philly Joe Jones - drums) aufgenommen 1957, und „The Trip“, (Art Pepper – alto saxo- phone, George Cables – piano, David williams – bass, Elvin Jones - drums) aufgenommen 1976. Das erste Album mit dem Pianisten Garland, dem Bassisten Chambers und dem Schlagzeu- ger Jones, die damals die gefeierte Rhythmus- gruppe von Miles Davis bildeten und auf dem Höhepunkt ihrer Karriere waren, gilt als Mei- lenstein in Peppers Karriere. Laut Pepper ent- stand das Album unter enormem Druck, da er erst am Morgen seines geplanten Studioter- mins von der Aufnahmesession erfuhr und die



























































































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