Page 8 - pixelbook KW24/2025
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ohrenschmauch
na dann... 24/25
    Neat little Songs
Los geht es mit einem alten Knütterkopf. Lange hat er nichts von sich gegeben, jetzt legt MANFRED MAURENBRE- CHER sein „Vielleicht Vielleichter“ vor. In den 12 Songs in einer knappen Stunde schreibt er über sich, das Leben und die Welt aus seinem Blickwinkel. Politisch nicht unbedingt korrekt, aber mit Haltung. Fast ausschliesslich zum Piano, auf den ersten Blick klingt es etwas verkatert, aber am Ende scheint doch die Sonne, wenn auch hinter ein paar Wolken.
Auch der war früher produktiver. Dafür gibt’s jetzt gleich Buch und Platte. TIMO BLUNCK ist den Älteren unter uns wohl noch ein Begriff. Wortgewandt, kritisch, lyrisch, zwischen 80er Funk, Blues und eingängigen Songs formuliert er sich durch die 10 neuen Songs, nimmt kein Blatt vor den Mund und passt sich schon gar nicht an die Radio-tauglichen Produktionsmuster an. Bis auf die Bläser von Jan Delay und Meute macht er fast alles allein auf „Der Schlaf Fotograf“. Erstaunlich.
Eine futuristische Auffassung von ‚Volksmusik‘ legen BRIGAN an den Tag. Mit traditionellen Instrumenten gegen Synthies und Elektro-Gitarren verarbeiten sie überlieferte Vorgaben neben eigenen Schöpfungen, die zwi- schen eigenwilliger Interpretation und freier Inspiration pendeln. Trotz vieler verwendeter Instrumente spröde bis sparsam, ‚nur‘ 9 Titel und nicht mal immer Gesang.
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Auch NINA FELDGRILL’s Vater spielt Bass. Hier fällt mir wieder der Begriff Tief-Gitarre ein, schliesslich verfügt ihr Gerät über 6 Saiten. In drei unter- schiedlichen Besetzungen hat sie ihre CD ohne Titel eigespielt. Fingerfertig, im ‚Jaco-Style‘ und trotzdem ganz schön Melodie verliebt geht’s durch neun Titel, davon 3 mit Gastsängerin. Von Fusion orientiert vorwärts bis zur stehend langsamen Ballade. Auch oder gerade weil der Bass nicht permanent
dominiert, ein grosses Talent.
Er ist zwar Däne, nimmt aber einen
grossen Teil seiner Werke in Italien auf. Vielleicht weil sein eher softer Disco Sound dort besser mit dem Klima
harmoniert. So ist’s auch auf seinem „Professional Reporter“. ALEX PUDDU liefert 10 sommerlich leichte Grooves mit dezentem Gesang, manchmal zu- sätzlichen Bläsern und oder Background Stimme zum leichten Konsum.
„Neat little Songs“, davon gleich 9, haben das ZÜRICH JAZZ ORCHESTRA & THOMAS GANSCH eingespielt. Der Trompeter komponiert und Ed Partyka arrangiert. Zur Grundausstattung b,p,dr,g gesellen sich 4 Posaunen, eine Tuba und je 5 weitere Trompeter und Saxofonisten. Was sich gerade liest wie ein Festival der Blasmusik entpuppt sich als eine bunte Reise durch diverse Spielarten. New Orleans Funk Einflüsse nebenbeinahetraditionellenTonfolgen zu einer knackigen Rhythmusgruppe, Big Band Swing zu lyrischen Klängen, Latin können sie ebenso. Ausgefeilte Arrangements und hervorragende So- listen halten die CD über die gesamte Spielzeit von ca. 70 Minuten interessant und spannend.
Mal was Frisches aus dem Hause Pop. Die BORN RUFFIANS zeigen auf „Beauty’s Pride“ eine maximal bunte Mischung aus vergangenen Zeiten der Popmusik, reichern sie mit ungewöhn- lichen Einfällen, eigenwilligen Sound Vorstellungen und ordentlich Schwung an. Manchmal rockt es sogar ein wenig, wird aber zügig durch eine fliessende Melodie wieder ins Lot gebracht. Ein wenig wie eine Post New Wave Band mit 2020er Bewusstsein.
Für den späten Abend, wenn die Welt (hoffentlich) still ist schlage ich „Still, there is the Sea“ von AMBRE CIEL vor. Schwebende Songs zu Klavier und Streichern. Verhalten in Englisch und Französisch gesungen zu ausdrucks- starken Arrangements, die ein Faible für Minimal Musik aber auch impres- sionistische Klassik durchscheinen lassen vergleichbar z.B.mit Agnes Obel. Beruhigend.
nadann... Tschüss i.m.trend@muenster.de
  Born Ruffians – Frische Pop Musik
  Ambre Ciel – Beruhigend

















































































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