Page 6 - pixelbook KW 26/2025
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6 kinokritiken (mehr unter www.nadann.de/rubriken/kino/filmsuche/)
na dann... 26/25
     Der letzte Takt
(bouda) In Der letzte Takt soll ein alternder Mae-
stro ein heruntergewirt- schaftetes Provinzorches- ter wieder auf Vordermann bringen. Die Tragikomö- die blickt mit viel schwar- zem Humor und liebevol- ler Ironie hinter die Kulis- sen des Klassikbetriebs. Zwischen Probenchaos und Eitelkeiten zeigt der Film, wie schräg und zu- gleich bewegend der Kul- turbetrieb sein kann. Mit seiner lakonischen Musika- lität inszeniert, ist Der letz- te Takt eine liebevolle Ab- rechnung mit dem Pathos der Hochkultur und eine Ode an die Kraft der Musik, selbst wenn sie mal dane- ben klingt.
96' Schloßtheater
From the World of
John Wick:Ballerina
(sirk) Dass Spin-Offs funk- tionieren können, wenn ausreichend Lust, Lei- denschaft und Kreati-
vität im Spiel sind, ha-
ben Filme wie "Phantas- tische Tierwesen.." (2016), "Creed" (20215) oder "Mi- nions" (2015) bewiesen.
Bei (Underworld-)Regis- seur Len Wiseman ist von alledem wenig zu spü-
ren. In seinem ersten John Wick-Spin-Off lässt sich ei- ne ehemalige Ballett-Tän- zerin (Ana de Armas) zur Auftragskillerin ausbilden, um Rache an der Ermor- dung ihres Vaters zu neh- men. Abgesehen von ei- ner kreativen Stunt-Choreo (Handgranaten) wirkt die- se moralinsaure Schlach- tenplatte wie eine Un- derworld-Kopie mit Bal- lettelementen aus den 2000er-Jahren. Und wer hat eigentlich behaup-
tet, dass die (völlig über- schätzte, zur kreativen Ver- wüstung neigende und zum Ende immer schlech- ter werdende) John-Wick- Reihe eine Saga ist? Kein Charme, kein Sex, kein Stil, schnell vergessen!
126' Cineplex
Das Fest geht weiter
(sirk) Ein Sommer in Mar- seille. Rosa ist lange Wit- we, hat zwei unterschied- liche Söhne und steht als Krankenschwester am En- de ihres Berufslebens. Rund um das (wahre) Er- eignis von zwei baufälligen Mehrfamilienhaus-Ein- stürzen Mitten in der Stadt erzählt der französische Sozialromantiker Robert Guédiguian (Das Haus am Meer) von einer Familie mit armenischen Wurzeln, die mit der Sozialarbeite- rin Alice und ihrem Vater Zuwachs bekommt. Mit einer großen Prise politi- schen Aktivismus, zärtlich gezeichneten Figuren, viel Miteinander und mediter- raner Leichtigkeit möch-
te man diese Familie gern zum Freund haben. Unter- haltsames Wohlfühlkino, das glücklich macht. Se- henswert.
107' Cinema
Die Bonnards - Ma-
len und Lieben
(mex) Gestatten, die Bonn- ards! Er der bekannte fran- zösische Maler, sie die ge- heimnisvolle halbitalieni- sche Adelige. Aber halt, bis sie mit ihrer späten Hei-
rat zu den Bonnards wer- den, ziehen noch einige Jahrzehnte ins Land. Zu- nächst erleben wir ihr Ken- nenlernen. Sie sitzt Modell und soll dem Künstler gefäl- ligst ihre Brüste zeigen. Was zum abrupten Ende jegli- cher Beziehung hätte füh- ren können wird zum Be- ginn einer lebenslangen Lie- be. Und was für eine. Dieser macht sich Regisseur Mar- tin Provost nun auf die Spur und zeigt dabei ein durch- aus feines Händchen bei der Betonung von Komplexi- tät und Einzigartigkeit die- ser Partnerschaft. Die Rol- le der Muse, die Zweifel des Künstlers... und umgekehrt - die Stärke des individuellen Selbstbewusstseins und das Verbindende der gegenseiti- gen Abhängigkeit, die Bonn- ards exerzieren Zumutun- gen und Benefit ihres diffi- zilen Zusammenlebens, zu- mindest in dieser Kinoversi- on, bis zum Ende durch.
123' Schloßtheater











































































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