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 na dann... 30/25
ohrenschmauch 23
   Urgestein ganz still
Da kann schon mal die Frage auftau- chen, warum es auf dieser Seite oft sehr nach Jazz riecht. Das hängt sicher auch mit meiner Vorliebe für ‚nicht Charts-Anwärter-Musik‘ zusammen, bestimmt aber genauso sehr mit dem Material, dass Rezensenten (stimmt für mich nicht ganz) zur Verfügung gestellt wird. Für Produkte, mit denen auffällige Verkaufserfolge erzielt werden sollen, läuft eine ganz andere Marketing Maschinerie.
AMINE CLAUDINE MYERS, seit min- destens 50 Jahren an der vordersten Front der Jazz Forschung, besinnt sich auf „Solace of the Mind“ auf Klänge, die nicht nur den ‚Mind‘ sondern auch die Seele besänftigen sollen. In den 10 meist kurzen Stücken an Klavier oder Orgel, alles eigene Kompositionen, scheinen musikalische Erinnerungen an Gospel, ihre Ahnen oder auch J.L. Hooker durch. Dabei hält sie sich durchaus an die vorgegebene Har- monie/Melodie, weitet diese jedoch absolut unaufgeregt mit wenigen Tö- nen improvisierend aus. Wie genannt, Balsam für die Seele.
Schon häufig gesagt, die spinnen die Finnen! In dieser Woche ist es VARRE VARTIAINEN, der mit grossem Aufgebot an KollegInnen nach mei- ner aktuellen Definition Retro-Rock Jazz abliefert. „Head and Heart“ ist
durchsetzt mit Funk Riffs, swingend mit feinen unisono Läufen, die er mit Mike Stern aufführt oder getragen von Bläsersätzen. Auf jeden Fall viel qua- lifizierte Gitarre, aufgelockert durch Bläser auf diversen rhythmischen Varianten. Also all das, was wir (ich!) schon in den End 70ern aufregend fanden.
Aus einer spontanen kennen lern Session wurde gleich eine kurze Platte. Drummer DIEGO PINERA mit Pianist Dave Kikoski und Bassmann John Patitucci. Keine Idee, was sie auf „Evidence“ beweisen wollen oder sollen, auf jeden Fall gibt’s hier auf 4 Tracks in nicht ganz 30 Minuten 3 Hochkaräter an ihren Instrumenten, die ohne echte Proben hervorragend harmonieren. Sie hören nicht nur sehr genau einander zu, sondern stiften sich offen hörbar zu weitläufigen Ausflügen an. In nachvollziehbaren Melodienoderauchinakrobatischem Hochtempo. Aber ziemlich sicher Musiker Musik.
Diese hier lassen sich so gar keinem Genre zuordnen. FEED LA, Stammsitz Berlin, mit Mitgliedern der Poets of Rhythm (erinnert sich jemand?) haben für ihr „More feed“ diverse, genauer 11, von denen 3 jedoch nur knapp 1 Min. dauern, ‚Jams‘ zu mehr
oder weniger konkreten ‚Songs‘ destilliert. Tonart und Tempo sind bestimmt, ansonsten stimmen sich Keys, Bass, Drums und Trompete über das aufeinander Reagieren ab, lassen den unterlegten Groove marschieren und ihrer Spiel Fantasie freien Lauf. Dabei durchqueren sie Gelände von Rock zu Jazz mit viel Soul und allem dazwischen, mit Humor für die Titel (Striezel Stuck, Risikobegegnung..) und offensichtlichem Spass an der Ziellosigkeit der Musik, die auch direkt auf hörende überspringen kann.
Die New Mastersounds und deren Tastendrücker Joe Patton tauchen immer mal wieder auf dieser Seite auf. In diesem Fall als Teil bzw. Mitglieder des Projekts RODINA. Gründerin Aoife Hearty singt und schreibt den grösseren Teil der Songs, die die Band mit Acid Jazz erprobter Rhythmus- gruppe und Bläsern, solistisch oder im Verbund, mit dem nötigen Drive versorgt. So geht es mit Schwung durch Retro Soul, Gospel Anleihen, knackigen Riffs und Balladen durch die 10 Songs, die nicht von der Sängerin dominiert werden. Feine Party Musik für den frühen Abend.
nadann... Tschüss i.m.trend@muenster.de
  Rodina – Einstieg in die Party
  Feed LA – Kurze Jams aus Berlin





















































































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