Von Kathryn Voigt, 13.05.2020

To-Do-Listen

Ihr Lieben, in dieser Woche geht es um die fiese To-Do-Liste, die ich zu Beginn des Lockdowns, noch voller Tatendrang, erstellt habe.
Listen schreibe ich schon seit vielen Jahren, man vergisst wenig und der Kopf läuft nicht über. In ruhigen Wochen ist es nur ein Zettelchen, wenn mehr los ist ein DinA4 Blatt, unterteilt in Themen oder sogar in Tage und Uhrzeiten. Besonders lang werden die Listen mittlerweile an meinen freien Tagen. Das war vor der Geburt unserer Kinder noch ganz anders. Da war jeder freie Tag ein Tag, der nicht zu Hause verbracht wurde. Meist ging es direkt nach dem Kellnerjob mitten in der Nacht los. Noch voller Nikotin im Haar düsten wir mit Tobis Renault Clio Richtung „Bella Italia“. Das Auto kannte den Weg - 3:48h bis zum Grenzübergang Basel - unser Rekord von 1999, der vermutlich nie mehr gebrochen wird. Nach Abfahrt schlief ich meist schnell ein, wachte dann irgendwo in der Schweiz auf und übernahm das Steuer. Die erste gemeinsame Fahrt durch das Land der Eidgenossen ist mir immer noch in unguter Erinnerung, denn direkt im ersten Tunnel wurde ich geblitzt. Ein Bußgeldbescheid kam Gott sei Dank nie an. Aber der Schock saß; auch heute noch rolle ich nach Schweizer Motto „Versetzt fahren für mehr Sicherheit“ die Alpen in Richtung Chiasso hinunter.
Aber zurück zu den To-Do-Listen. Seitdem wir eine Familie sind, verbringe ich meine Urlaubstage nun nicht mehr nur „on Tour“ sondern auch zu Hause und erledige Projekte, für die ansonsten keine Zeit bleibt. Ich hätte früher nie gedacht, dass Aufräumen im Keller oder auf dem Dachboden eine befriedigende Beschäftigung sein könnte. Doch jedes Mal, wenn ich nach so einer Aktion in den entsprechenden Bereich komme, ist die Freude groß und das sogar wochenlang. Das beste: ich entdecke dabei Schätze - vermisste Schlüssel, einen besonderen Korkenzieher, Eis-Gutscheine und eine längst vergessene Kiste mit 31,37 Euro in Cent-Münzen.
Ich streiche erledigte Aufgaben und notiere neue. Fast abgearbeitete und damit übersichtliche Listen werden durch die nächste ersetzt. Einige Dinge erscheinen immer wieder, andere Dinge nur zu einer bestimmten Jahreszeit, aber die schlimmsten To-Dos stehen dort seit Jahren. In der Regel setze ich sie nur auf die Liste, sofern ich denke, dass wirklich die Zeit dafür bleibt. Ihr könnt euch also vorstellen, warum die Corona-Liste so gemein ist. Dort stehen alle Langzeitprojekte und springen mir täglich ins Auge.
Den ersten Platz in dieser Kategorie nehmen ganz klar die Alben der Kinderfotos ein. Wie vermutlich jede Mutter habe ich mein Handy voller Bilder unserer Töchter. Aber eine Auswahl habe ich selten getroffen. Das Schlimme: es werden immer mehr Bilder! Allein die Sorge, dass mein Telefon irgendwann den Geist aufgeben könnte, sollte mich antreiben, aber leider weit gefehlt. Das Projekt wird größer und größer…

Duplo Zoo - aussortiert, fotografiert und ab in die Flohmarktkiste

Auf dem zweiten Platz liegt „Aussortieren und verticken“. Die letzte große Aktion ist mittlerweile vier Jahre her. Damals habe ich die Dinge aus der Baby- und Kleinkind-Zeit versilbert. Von dem Erlös haben wir uns ein Klavier gekauft, das seitdem unser Esszimmer ziert und täglich genutzt wird. Das Aussortieren hat direkt in den ersten Tagen des Lockdowns geklappt. Wir haben die Zimmer der Kinder durchforstet und vor allem unsere jüngere Tochter, die eher zu den Jägern und Sammlern zählt, hat sich ganz tapfer von vielen Dingen getrennt. Wir haben sogar die ganzen Duplo- und Playmobil-Sets aufgebaut, fotografiert und in unsere Flohmarktkisten gepackt. Dort warten sie nun seit Mitte März auf ihren Auftritt in der na dann oder auf einem Flohmarkt. Mal schauen, wann der Verkauf anrollt. Ich werde sicher berichten!
Einige Langzeitkandidaten der Liste sind endlich gestrichen. Wir haben in den letzten Wochen beispielsweise auch im restlichen Haus Schränke und Regale entrümpelt, Dinge entsorgt oder gespendet, den Kellerabgang gestrichen und den Vorgarten nach einem Jahr Chaos begrünt.


Unser Nachwuchs beim ersten Kennenlernen

Natürlich besteht die To-Do-Liste nicht nur aus fiesen Aufgaben. Das mit großem Abstand tollste Projekt der letzten Wochen sind unsere neuen Bewohner. Der Wunsch nach Haustieren wurde bei unseren Töchtern in den letzten Zeit immer größer. Marla wollte Pferde, und zwar möglichst viele, Avas Wunsch nach Schildkröten war schon realistischer. Entschieden haben wir uns nun für Hühner, genauer gesagt Seidenhühner. Vor drei Wochen lernten wir unsere vier Eier nur drei Sackgassen entfernt kennen. Ein paar Tage später schlüpften dann schon vier putzige Federbällchen. Wir waren direkt verliebt. Die Vorbereitungen für den Einzug wurden schnell erledigt. Wir haben einen Zaun gezogen, einen Stall, eine Tränke, Futter und Einstreu besorgt.


Annabelle und Edeltraud kurz vor dem Einschlafen

Viel benötigen Hühner nicht. Seit vorgestern wohnt die kleine plüschige Bande nun bei uns. Dank Pia und Maria, unseren lieben Nachbarinnen, von denen wir die Hühner bekommen haben, durfte Annabelle, die Hühnermama, vorerst mit einziehen. Wir sitzen nun seit zwei Tagen abwechselnd im Hühnergehege und beobachten das Treiben. Das ist pure Entspannung, bei der man diese fiesen To-Do-Liste einfach so vergisst ;-)


In diesem Sinne, relaxte Grüße und bis nächste Woche

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Kathryn Voigt
45 Jahre alt, verheiratet, zwei Töchter, vier Hühner, Reiseverkehrskauffrau und ziemlich neu bei der na dann…
kathryn@nadann.de

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