Von Kathryn Voigt, 10.06.2020

Plan B und Ade!

Nach meinem Corona-Blues vor zwei Wochen hat sich einiges verändert - nicht nur bei unseren Hühnern. Aber zu den Puschelpopos komme ich später. Normalität ist zurückgekehrt. Sportprogramme und Musikunterricht laufen wieder, und seit zwei Wochen gehen unsere Töchter zur Notbetreuung in die Schule. Wir sind interessanterweise systemrelevant, haben uns aber zu Beginn des Lockdowns entschieden, diesen Joker vorerst nicht zu ziehen. Nun sind alle Überstunden und freien Urlaubstage aufgebraucht, mein Mann ist täglich unterwegs, und auch ich muss hin und wieder ins Büro. Arbeiten bedeutet bei mir aktuell viele wirklich intensive Kundengespräche, was in Verbindung mit der Hausaufgabenbetreuung einfach nicht gut funktioniert. Das Projekt Home-Office-Schooling ist also nach neun Wochen gescheitert. Es wurde uns allen zu viel, die Luft war raus, die Bescheinigung vom Arbeitgeber kam zum Einsatz. Wir fragten am Samstag per E-Mail an, ob es möglich wäre, die Kinder im Laufe der kommenden Woche unterzubringen und zu unserer Freude erhielten wir direkt das OK der Rektorin. Wahnsinn und an dieser Stelle nochmals vielen Dank für die schnelle Rückmeldung! Unsere ältere Tochter war von der Neuigkeit begeistert, die jüngere absolut nicht. Sie wollte alleine zu Hause bleiben. Ihr Angebot: „Mama, weißt du, ich kann doch schon kochen und schau auch echt nicht die ganze Zeit fern!“ nahmen wir natürlich nicht an. Am Montag früh fuhren die Mäuse ziemlich aufgeregt in die Schule, und zu unserer Freude kamen am Nachmittag zwei glückliche, entspannte Töchter nach Hause. Erstes Problem gelöst!

Nächste Baustelle: Sommerferien! Geplant war ein Familienurlaub in Kalabrien, dazu ein Mix aus Ferienbetreuung und -freizeiten für die Kinder in den restlichen Wochen. Aber es kommt ja aktuell öfter anders als gedacht … Die Absage des Feriencamps in Dänemark erfolgte zuerst. Danach der Anruf der Ferienbetreuung. Da die Gruppengröße verringert werden musste, wurde vom Anbieter kurz die Dringlichkeit erfragt. Mittlerweile gab es hier aber grünes Licht, denn weitere Räumlichkeiten für die Gruppen konnten organisiert werden. Wir haben noch ein paar Urlaubstage hin- und hergeschoben, meine Mutter eingespannt und und nun steht Plan B für die letzten vier Wochen der Sommerferien.
Blieb nur noch der Urlaub in Bella Italia. Im November führte ich mit der Familie eine klassische Bedarfsanalyse durch. Jeder konnte seine Wünsche nennen und ich machte mich auf die Suche. Ergebnis: Pauschalreise an die Stiefelspitze Italiens, Unterbringung in einem Apartment auf einem kleinen Bauernhof (Agriturismo) mit Meerblick und, zum allerersten Mal, ein Urlaub mit Verpflegung. Es sollte mit eigenen und regionalen Produkten gekocht werden und wir erhofften uns neue Rezeptideen. Maximale Vorfreude!
Dann die Ernüchterung, denn wir mussten uns vor ein paar Wochen eingestehen, dass eine Flugreise aktuell keine gute Idee ist. Was tun, wenn eine zweite Corona-Welle anrollt, der Rückflug gestrichen wird, die Grenzen geschlossen sind? Können wir uns, gebeutelt durch Kurzarbeit und weitere finanzielle Einbußen, einen so teuren Urlaub überhaupt noch leisten? Zumal es vor Ort vermutlich drastische Einschränkungen geben wird?
Die ehrliche Antwort: Nein! Wir kontaktierten den Veranstalter: erfolglos! Kontaktierten die Unterkunft, um die Situation vor Ort zu erfragen. Das Ergebnis: Restaurant geschlossen. Pool und Strände nur mit ausreichend Abstand zu festgelegten Zeiten nutzbar. Der deutsche Veranstalter wurde laut Agriturismo bereits drei Wochen zuvor informiert. Autsch! Zu allem Überfluss fand ich dann noch heraus, dass der im Paket enthaltene Flug bereits von der Airline gestrichen wurde. Wir stornierten also schweren Herzens. Kostenlos natürlich, da die gebuchten Leistungen nicht erbracht werden konnte. Der Veranstalter war aber ganz anderer Meinung. Wir erhielten hübsch formulierte E-Mail-Vorlagen, von verständnisvollen und vermutlich auch ganz netten Mitarbeiterinnen, die komplett am Thema vorbeigingen und sollten 40% Stornokosten zahlen. Lächerlich! Maximaler Puls für ein paar Tage, da die Abbuchung der Restzahlung anstand.
Zu unserer Erleichterung hat der Anbieter unsere Reise nun vorgestern von sich aus abgesagt und auch die Restzahlung nicht mehr abgebucht. Es wurde uns ein Gutschein über die bereits geleistete Anzahlung inklusive Bonus über 200 Euro angeboten. Den wollen wir aus verschiedenen Gründen aber nicht. Nun wird auf Zeit gespielt. Wir werden hingehalten, der Anbieter hat Existenzsorgen und will liquide bleiben. Ich schätze, dass die Anzahlung erst in einigen Monaten gutgeschrieben wird, obwohl wir das Geld jetzt schon sehr gerne nutzen würden. Plan B für die ersten zwei Ferienwochen? Mal schauen…

Egal, ob Mensch oder Huhn: Kuscheln tut gut!

Zum Schluss noch das angekündigte Hühner-Update: Annabelle hackt seit heute früh nach den Küken, bewirft sich mit Stroh und gackert ganz ungewohnt. Vermutlich legt sie gleich ihr erstes Ei seit Monaten. Ihre Zeit als Glucke ist somit beendet und sie muss uns nachher verlassen, denn die Henne war nur eine Leihgabe. Kaum zu glauben, knappe sieben Wochen alt und schon sind Edeltraud, Carmella, Hermine und Renate eigenständig. Wahnsinn, wie schnell das im Tierreich gehen kann!


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Kathryn Voigt
45 Jahre alt, verheiratet, zwei Töchter, vier Hühner, Reiseverkehrskauffrau und ziemlich neu bei der na dann…
kathryn@nadann.de

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