Von Kathryn Voigt, 22.07.2020

Bastelstunde

Oder: was macht man nur, wenn es im Urlaub tagelang stürmt und regnet?!

Leider wurde ja wegen Corona nichts aus dem heiß ersehnten Sommerurlaub in Kalabrien. Zuerst wollten wir gar nicht wegfahren, aber dann war das Fernweh doch zu groß. Als dann noch zwei befreundete Familien von dem wunderschönen Ferienhaus bei Dokkum in den Niederlanden erzählten, das sie gebucht hatten, und das Apartment nebenan für den selben Zeitraum noch verfügbar war, schlossen wir uns spontan an. Tapetenwechsel, Zeit mit netten Menschen verbringen, per Rad die Gegend erkunden, im Watt wandern, ausgefallene Klamotten shoppen, Kroketten und Frikandeln mit einem Grolsch herunter spülen, die Seele baumeln lassen – soweit der Plan. Wir packten Sachen für jede Wetterlage ein, schnallten die Fahrräder auf's Dach und dann ging es endlich los. Vor uns ausnahmsweise mal keine 1300 Kilometer bis zur französischen Atlantikküste oder in die Toskana, sondern nur schlappe 250 - ein Katzensprung!

Nach nur knappen drei Stunden Fahrt: Ankunft in Metslavier, Unterkunft richtig toll, von den Freunden, die bereits ein paar Tage zuvor angereist waren, mit einem Kaltgetränk begrüßt, Abendbrot schon vorbereitet. Bis dahin alles tip top!

Ganz selten war der Himmel so schön blau

Leider spielte das Wetter nicht mit. Es war kalt, windig, regnerisch und sollte fast die komplette Woche so bleiben. Typisches Wetter für die Gegend, aber was macht man mit einer Horde Kids zwischen 7 und 14 Jahren, wenn es draußen wie aus Kübeln schüttet und der Wind so stark ist, dass er Straßenschilder umpustet?! Die Räder und auch die eingepackte Picknickdecke blieben also leider unbenutzt. Ideen mussten her und so ließen wir die Highlights der Ferienfreizeiten aus unserer eigenen Jugend wieder aufleben.


Spielen – Rummikub wurde zum Renner. Jeden Abend zockten wir, bis die Köpfe rauchten.
Batiken – nicht nur diverse T-Shirts, sondern auch fast alle Söckchen sind nun herrlich bunt. Insbesondere die weißen Footies, die trotz Kochwäsche mittlerweile so trostlos grau waren wie der Himmel über Friesland.
Armbänder knoten – eine Packung Stickgarn in grellen Farben brachte mich auf die Idee und nach zwei Tagen waren alle Arm- und Fußgelenke mit bunten Bändchen verziert.
Schleim herstellen – natürlich kein Klassiker aus den Feriencamps der 80iger, sondern das aktuelle Lieblingshobby unserer jüngsten Tochter.

Ganz viel Farbe - damit der Schleim nachts schön leuchtet

Was vor ungefähr einem Jahr mit Badezimmerverwüstung und verstopften Waschbecken begann, hat sich in der Coronazeit dank Internet und diverser Blogger deutlich weiter entwickelt. Trotzdem vergeht auch aktuell kein Tag ohne bunte Finger durch Lebensmittelfarbe und Schleimreste auf der Kleidung. Nachdem plötzlich die ganze Flüssigseife und das komplette Shampoo im Haus aufgebraucht waren, gab es ein Verbot, sich einfach an unseren Vorräten zu bedienen. Seitdem gibt die Madame ihr komplettes Taschengeld für die Zutaten aus und hat in ihrem Zimmer ein beachtliches Labor eingerichtet, welches sie dann still und heimlich mit in dem Urlaub schmuggelte.


Ganz viel wunderbarer Schleim

Hier das aktuelle Lieblingsrezept:
- Bastelkleber (es muss Polyvinylalkohol ent-
halten sein)
- Eine Messerspitze Natron
- Nachtleuchtfarbe
- Kontaktlinsenlösung als Aktivator (ohne sie
bildet sich kein Schleim) hinzufügen, bis die
Masse sich vom Gefäß löst.
- Glitzer (damit der Schleim schöner aussieht)
Die Schleimprodultion überließen wir freiwillig den Kindern und spielten stattdessen ein paar Extrarunden Rummikub. Trotz fiesem Wetter, oder vielleicht auch gerade deshalb, wurde es dann doch noch ein zauberhafter Urlaub.


Zum Schluss, wie fast immer, noch ein Hühnerupdate. Mittlerweile krähen nun alle vier. Wir haben also Pech auf ganzer Linie und müssen uns möglichst zeitnah von den jungen Herren trennen. Bisher haben wir keinen vermitteln können. Weder online, noch über diese Artikel und auch nicht an alle Bauernhöfe von Angelmodde bis hinter Lüdinghausen. Wir haben jeden angesprochen. Heute früh habe ich per E-Mail im Zoo angefragt, ob sie Geierfutter benötigen und warte nun auf die Antwort. Es wird vermutlich die traurigste Fahrt zum Zoo und das erste Geheimnis vor meinem Töchtern ...

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