Von Günter, 21.12.2016

MUSIC WITH A MESSAGE/ ELECTRO DELUXE/ FETSUM/ NOSIZWE/ MARTIN MÜLLER/ GILLIAN WELCH/ VALKYRIEN

Von Jesus Christ zu Barry White

Jetzt wird’s feierlich mit Weihrauch! TRAMP Records, die Finder der unglaublichsten Musik legen passend zu den vielen Feiertagen die Kompilation „MUSIC WITH A MESSAGE“ vor. Wie gewohnt, ist auch hier der Name das Programm. 12 ziemlich sicher vergessene Songs von Combos und Künstlern, die im Zuge der Christenbewegungen der späten 60er und frühen 70er die entsprechenden Texte mit der gerade aktuellen Rock-,Soul- und Funk-Musik aus eigener Feder untermalten. An Peter (Piet) Janssens und seine Band erinnern sich langlebige Münsteraner sicher noch. Hier in der ‘schwarzen Hochburg Westfalens‘ gab es daneben noch Ludger Edelkötter mit Combo, von der es vielleicht keine Aufzeichnungen gibt. Doch nicht nur Münster war Heimstatt dieser Welle, woher die Golems, Kaplan Schwarz und Freunde, Church Band, Heike Tittmann und die anderen Teilnehmer dieser Sitzung stammen, kann ich gerade nicht sagen. Musikalisch geht es von ganz stark durch das Musical ‚Jesus Christ‘ beeinflusst über Iron Butterfly’sche Fuzz-Gitarren und Riffs zu mehr dem Soul und sogar echt groovendem Funk der ersten Hälfte der 70er zur Sache. Gewagtes Konzept, wenn m/f Musik und Text nicht zu bierernst nimmt, sogar ganz amüsant. Auf jeden Fall ein Dokument, und eine Schublade, die ich vorher nicht hatte!


Mehr Funk als Rock

Das neue Album von ELECTRO DELUXE beginnt mit einer Rock-Funk Nummer, wie sie Lenny Kravitz kaum besser hätte machen können. Im weiteren Verlauf von „Circle“ lassen die 7 Herren den Rock etwas hinter sich und widmen sich mit fetten Grooves und heftigen Bläsern mehr der James Brown und Umfeld Soul-Variante. Ganz ohne Samples, ohne Computer, wie früher, alles selbst gespielt. Und das weit mehr als nur ordentlich. Auf sattem Bass und Drums Untergrund treibt das Album stramm vorwärts. Nicht wirklich neu in allem, aber mit viel Herzblut und unbedingt echt. Toll.


FETSUM’s „Light in a dark Place“ enthält nur 6 Tracks. Also ‚nur‘ eine EP, dafür mit Texten, die sich mit dem Leben in unserer ‚ich will alles und zuerst‘ Gesellschaft auseinander setzen. Auf bestens produzierten Songs, von folkig zu funkig zu eingängigem Pop mit Ohrwurmqualitäten. Da hätte ich mich über ein paar mehr Titel sehr gefreut. Gibt es nur als Download und Vinyl.

Auf der Spur von Erykha

Zur dritten Platte mit Black Music heute. NOSIZWE, in Norwegen geborene Afrikanerin kommt auf ihrem Debüt „In Fragments“ in Ton und Fluss sehr nahe an die 1. Platte von Erykha Badu. Sparsamste Beats, wie m/f sie eher von älteren Hip Hop Platten kennt, darüber ihre eher sanfte, warme Stimme. Das ganze ausgeschmückt mit etwas Background Vocals und Gaststimmen, auch mal ohne Beats im Hintergrund und allerlei Soundspielereien. Klingt sehr wenig fremdbestimmt und weit mehr nach Orientierung an Soul, als an trendige R’n’B Grooves.


Nein, es wird nicht zur Gewohnheit, aber ich habe schon wieder eine „A Tribute to the Beatles“ Platte auf dem Schreibtisch! Dieses Mal ist es MARTIN MÜLLER, der sich mit klassischer Akustik Gitarre plus Bass und Schlagzeug den Weg durch das Schaffen der Pilzköpfe bahnt. Exzellent gespielt, toll aufgenommen, ohne Gesang. Fast zu schön.

Da kann ich persönlich mit „Boots No.1: The official Revival Bootleg“ von GILLIAN WELCH mehr anfangen. Das sind Outtakes, Demos und alternative Versionen ihres vor exakt 20 Jahren erschienenen Albums ‚Revival‘, mit dem sie ihren Namen und den des musikalischen Partners DAVE RAWLINGS auf die Landkarte der zeitgenössischen Songwriter/Country Musik (ohne Hut!) zementierte. Auf „Boots No.1..“ noch ganz unproduziert, quasi nackt, erkennt m/f die handwerklichen Qualitäten ihrer auf den ersten Blick äusserst einfach gehaltenen, aber unglaublich faszinierenden Songs.

Und dann waren da noch VALKYRIEN (vollständig Valkyrien Allstars), die mit einer typisch nordisch eigenwilligen Variante von Folk meets Rock ihr neues Album „“Prov a si noe til meg na“ füllen. Akustische Gitarren, weiblicher Gesang, der von den Herren im Hintergrund unterstützt wird. Eine Menge konventioneller Instrumente, dazu Synthies; mal folkig verspielt, aber gelegentlich auch kräftig rockend. Alles, ausser gewöhnlich.
Grosser Dank an Arno und Uli, die mich hier ein weiteres Jahr haben ‚machen lassen‘ und natürlich an Euch Leser und die aufmerksamen Reaktionen. Ein paar entspannte Tage wünsche ich allen.

na dann... Frohe Weihnachten!

i.m.trend@muenster.de

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