Von Günter, 11.05.2016

DIRK DARMSTAEDTER/ ALICE PHOEBE LOU/ MARKUS MINARIK TRIO/ TOMAS SAUTER 4/ MUERDO/ ALDOUS HARDING/ HACKENSAW BOYS/ PATRICIA VONNE/ THE HARPOONIST & THE AXE MURDER

Die JEREMY DAYS liegen schon länger hinter ihm, aber Frontmann, Sänger und Gitarrist DIRK DARMSTAEDTER ist immer noch sehr aktiv. Mit „Beautiful Criminals“ liefert er ein weiteres, eher unauffälliges aber durchweg gelungenes neues Werk ab. Songs schreiben kann er einfach, einprägsame Harmonien finden und dazu gekonnt singen. Den Nobelpreis gibt es dafür nicht, aber seine Fans wird er sehr erfreuen.

Eine ganz feine, ruhige Platte mit sehr sorgfältig angepassten Arrangements bringt ALICE PHOEBE LOU mit ihrem „Orbit“. Sie hat sich viel Zeit gelassen, bis diese 9 Titel genau so klangen. Ohne Hektik, ohne Druck, für eine Newcomerin sehr abgeklärt und kein bisschen nach ihrer hippen Wahlheimat Berlin klingend, trägt sie die eigenen Texte zu den eingängigen, jedoch nicht gefälligen Harmonien vor.

Das MARKUS MINARIK TRIO ist vermutlich das einzige Jazz-Trio, dass auch noch in 3 Stimmen singen kann. Ihr „Planet Earth“ ist ein luftiger Zwitter zwischen beinahe poppigen Melodien und jazzigen Improvisationen. Sie erfinden ihre Musik zwar fast komplett selbst, Highlight ist für mich allerdings „Hurricane“, ein Song über New Orleans. Jahrzehnte vor der Katastrophe glaubte niemand, dass sie eintreten könnte.

Electric Jazz

Sehr viel intensiveren, elektrifizierten Jazz enthält „Mind Reader“, das neue, zweite, Album von TOMAS SAUTER. Besetzung wie auf der letztjährigen ‚Double Life‘, (R. Alessi, Trompete, Luzius Schuler, Keyb., Dominik Burghalter, Drums, aber hier spielt er elektrischen Bass. Zwischen lyrischen Melodien mit erstklassigen solistischen Einlagen, gelegentlich fetten Grooves und fast freiem Zusammenspiel ein gewagter Versuch zu einer Zeit, in der m/f in max. 30 Sekunden den Inhalt erfassen können soll.


Südliche Mischung

Vor 3 Jahren gab es schon ein Album von MUERDO. Für sein neues Werk konnte Paskual Kantero, wie er richtig heisst, auf mehr Unterstützung zurückgreifen. Die spanische Abstammung erkennt m/f nicht nur an der Sprache, musikalisch geht es allerdings vielseitiger zur Sache. Ska-Rhythmen, jazziger Swing, etwas Latin, Pop, und das alles mit grosser, erstklassiger Band, bei Bedarf mit Bläsern, machen „Viento Sur“ zu einem bunten Strauss südlichen Lebensgefühls.


Eher düstere bis makabre Texte trägt ALDOUS HARDING auf ihrem Erstling vor. Mit sanfter Stimme vermittelt sie ihre Geschichten, erinnert dabei fast an die Folk-Ära der 60er. Instrumentierung und Produktion tragen ebenfalls ihren Teil dazu bei, ihre introvertierte Variante Songwriting einfach zeitlos klingen zu lassen.

Sehr viel Bodenständiger und mit viel Optimismus verbreiten die HACKENSAW BOYS ihr „Charismo“. Aus Bluegrass, Country und einer ordentlichen Prise Pop mischen sie ihr Gebräu. Sie kennen die Tradition, lassen sich aber von ihr nicht bremsen.

Im 3. Anlauf hat PATRICIA VONNE endlich ‚ihren‘ Sound gefunden. Texas Blues mit ordentlichem Anteil Rock, der in besten Momenten an die frühen TITO & TARANTULA Songs erinnert. Dazu tragen sicher auch diverse renommierte Gäste bei. „Rattle my Cage“ ist dabei sicher sowohl Titel, als auch Haltung.

THE HARPOONIST & THE AXE MURDER…. nicht vom Namen schrecken lassen! Als Duo mit Gesang / Harmonika und Gitarre und Bassdrum tingeln sie durch die USA. Für ihr 3. Album „A real fine Mess“ haben sie dann doch eine ‚richtige‘ Band zusammengestellt. Basis ist sicher der Blues, mit punkiger Grundhaltung und ganz ohne Interesse an den berüchtigten 12 Takten. Frisch, frech, raubeinig und sehr gelungen.

na dann... Tschüß!
i.m.trend@muenster.de

Reinhören & Verlieben
samstags von 11-15.00 Uhr:
Günter’s MUSIK-aPOTHEKE
Breite Gasse 1

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