Von Günter, 06.07.2016

MISHA/ OGOYA NENGO AND THE DODO WOMEN’S GROUP/ KARACHI FILES/ WESTERN CENTURIES/ SUFF DADDY/ SEMER ENSEMBLE/ ROLLING STONES/ SHERWOOD AT THE CONTROLS 2

Das wird heute wieder eine schöne Parade. Beginnt mit MISHAT und „All we will become“. Sängerin mit zarter Kopfstimme bewegt sich auf und in Sounds, die von (nordischen?) folkloristischen Klängen über elektronisch Unterlegtem zu angeschrägten Popsongs wie weiland die B52’s zu sparsamst wie auf der bisher einzigen Platte von LORDE. Bleibt auch nach mehreren Umläufen widersprüchlich, aber durchweg spannend.

OGOYA NENGO AND THE DODO WOMEN’S GROUP bieten auf „On Mande“ traditionellen afrikanischen Gesang in mehreren Stimmen mit dezenter Begleitung auf der Gitarre. Mehr authentisch als Pop.

Elektronisch experimental entfalten sich die „KARACHI FILES“; bei denen sich Tonschrauber aus Pakistan, den Malediven und Deutschland an ungewöhnlichen Klängen für das neue Jahrtausend versuchen. Kann m/f sich zum grösseren Teil vorstellen, wie ENO’s Ambient Music Serie, aber mit Rhythmus!

Ganz eindeutig aus der Tradition der Country Music vor den ‚Outlaws‘ bedienen sich die WESTERN CENTURIES mit ihrem „Weight of the World“. Mit Fiddle, Lap Steel und akustischen Gitarren schaffen sie schöne Stimmungen und lassen ab und zu sogar die Elektrische ‚twangen‘.

Als ich ‚Beat-Produzent für die deutsche Hip Hop Szene‘ las, hätte ich das Album fast zur Seite gelegt. Auf dem 3. Titel wirkt MAYER HAWTHORNE mit, und den wollte meine Neugierde hören. Siehe da, SUFF DADDY’s „Birdsongs“ hat weder in der Ästhetik noch im Sound erkennbare Nähe zu der vorgenannten Szene. Geschickt konstruierte Beats, ausgesuchte Sounds und Tempi, an die ich mich gern noch aus der „110 Below“ Zeit erinnere. Bis auf gesamt 2 Titel instrumental und ganz klar der Downbeat Abteilung des späten letzten Jahrtausends zuzuordnen, jedoch absolut zeitgemäss in Produktion und Geradlinigkeit. Erwartet m/f eigentlich nicht aus diesem Land. Chapeau!

…vor 80 Jahren!

Ganz weit zurück geht das SEMER ENSEMBLE für die Suche nach Material für das Album „Rescued Treasure“. Titel und Songs aus dem Fundus des ‚Semer‘ Labels, das letzte unter der Nazi Herrschaft aktive jüdische Plattenlabel. Lieder über Liebe, Eifersucht, Sozialismus den Krieg und anderes sehr stilecht aufbereitet im Klang des Berlin der 30er Jahre und Live aufgenommen im GORKI in Berlin. Darf ich das noch, oder ist das schon Kultur?


…vor (fast) 50 Jahren.

Nicht ganz so alt ist das folgende Dokument: The ROLLING STONES „Hyde Park 1969“. Klar, gibt es schon, als LP, CD, aber jetzt als DVD/BluRay! In Ton und Bild aufwendig restauriert plus Interview mit Herrn Jagger und diversem Backstage Material. Das legendäre Konzert vor 500.000 Zuschauern mit erstmals MICK TAYLOR und natürlich den anderen üblichen Verdächtigen noch gänzlich faltenfrei. Ein Dokument!


…vor 30 Jahren.

Knapp 20 Jahre jünger ist der Inhalt der 2. Folge „SHERWOOD AT THE CONTROLS“. Tracks aus dem Archiv von ADRIAN SHERWOOD, der den 80ern als Tontechnik-Freak und ON-U Labelbetreiber eine wichtige zusätzliche musikalische Ebene verpasste. Es finden sich u.a. Tracks von MARK STEWART, TACKHEAD, MINISTRY, DOUG WIMBISH, LEE PERRY, dem DUB SYNDICATE und, als besonderes Schmankerl das lange Mix von ‚Masimba Bele‘ der UNKNOWN CASES, den einzigen deutschen Vertretern auf dieser überlangen Zusammenstellung. Das ist der Sound, an den ich denke bei 80er Jahre Wave oder Indie…..


na dann... Tschüß!
i.m.trend@muenster.de

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