Von Günter, 05.10.2016

SEBA KAAPSTAD/ DAVID NESSELHAUF/ HERB ALPERT/ DAKOTA SUITE/ PAOLO FRESU/ CLUB DES BELUGAS

Ein sehr ungewöhnliches Projekt ist SEBA KAAPSTAD. Die Musiker aus 3 Kontinenten (Afrika/Asien/Europa), 2 Sängerinnen, 1 Sänger plus Bass, Drums, Keyboards und Electronics formen eine sehr eigene Variante Jazz. Feine Melodien, unterbrochen oder ergänzt durch gekonnte Improvisationen, die hervorragenden Stimmen, mal einzeln, mal als Duett oder im Wechsel, gekonnt in Szene gesetzt ohne dass die Jazz-Polizei ein Veto einlegen könnte. Auf „Tagore’s“ verschmelzen die musikalischen Einflüsse der unterschiedlichen Herkunft ohne jeden Bruch und produzieren dabei, für eine ‚echte‘ Jazzplatte eher ungewöhnlich, sogar den einen oder anderen Ohrwurm.

Da wagt es jemand, eine längst verstorbene Tradition wieder ins Gedächtnis zu rufen. DAVID NESSELHAUF heisst er und hat mit Freunden und Kollegen das Album „Afrokraut“ geschaffen. Nicht nur der Titel beruft sich auf Gedanken, Ideen und Musik, die in den frühen 70ern hierzulande die Runde machten. Da werden Erinnerungen wach an CAN, den Tanzboden orientierten Beat von SUPERMAX und andere freie Denker der Zeit. Selbst der Sound ist nicht 2000er phatt, sondern eher an den Vorstellungen der Vorreiter ausgerichtet. Meist instrumental, aber so ein richtiger Afrobeat funktioniert am besten mit einem authentischen Sänger, den er natürlich auch im Team hat.

Charakteristische Töne

Dieser hier hat seine absolut eigene Tradition. Keine Ahnung, wie alt er genau ist, schliesslich war er schon in den 60ern weltweit erfolgreich. Hier kommt HERB ALPERT mit seinem 4. Album seit 2013. Sein Markenzeichen, das flüssige Spiel auf der Trompete ist unverkennbar, für „Human Nature“ hat er ausser einer Riege erstklassiger Sidemen auch noch einen Programmierer für fette Grooves und Streicher an Bord. Das namensgebende Cover des MICHAEL JACKSON Songs, ein wenig BACHARACH und eigene Kompositionen lassen keinen Zweifel aufkommen, körperlich ist er sicher alt, aber als Musiker nach wie vor in der Seele jung.


Von der beschwingten, eher leichten Muse in die ruhigen Sphären von DAKOTA SUITE. Auf „Vampillia“ gibt es 4 lange Tracks, angeführt von sparsamen Piano Akkorden, untermalt von Orchesterinstrumenten. Sehr verhalten, langsam, manchmal mit einer beinahe Spieluhr-Melodie verziert, jedoch immer im Grundton melancholisch. Chill Out Musik ohne Kompromiss, auch die düsteren Passagen unterbrechen die Reise im Kopf nicht.

Lyrisch und schön

Von der Musik ganz ohne Rhythmus zu feinem lyrischen Jazz. PAOLO FRESU hat sich mit u.a. OMAR SOSA, NATACHA ATLAS und Streichquartett des Themas „Eros“ angenommen. 12 kleine Preziosen für Trompete, Piano und Streicher, einige mit Gesang, aber ohne wirklichen Text, plus ein überlanger ‚Ghost Track‘. Sehr ruhig, besonnen und im Ton nicht weit vom frühen MILES.


Grossartige Wundertüte

Wie heisst es? Neun Leben hat die Katze. Dann hoffe ich mal, dass das hier nicht ihr letztes ist. Der CLUB DES BELUGAS legt mit der Doppel CD „Nine“ eine echte Wundertüte vor. Insgesamt 30 Tracks, darunter diverse eigene neue Titel, gut ausgesuchte und neu bearbeitete Tracks von anderen Acts des ChinChin Labels und befreundeter Musiker und Projekte aus dem weiten Feld der entspannten Lounge Musik und darüber hinaus. Da findet sich die WDR Big Band mit ARTURO SANDOVAL neben dem BAHAMA SOUL CLUB, das Tangoprojekt LOS CUATRO DE LA SALA neben JOJO EFFECT und natürlich die Stimme des Labels, BRENDA BOYKIN. Was soll ich sagen, Worte sind Schall und Rauch, selbst anhören und begeistert werden.


na dann... Tschüß!
i.m.trend@muenster.de

Reinhören & Verlieben
samstags von 11-15.00 Uhr:
Günter’s MUSIK-aPOTHEKE
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