Von Günter, 16.11.2016

STEE DOWNES/ NOUVELLE VAGUE/ NOURA MINT SEMALI/ SWING TRIO/ STRINGTETT/ OTROS AIRES/ DIZZY GILLESPIE REUNION BIG BAND

Fängt ja gut an. Mit Rückgriff auf die 80er. STEE DOWNES, in jüngerer Zeit mehr mit Produzieren und Remixen beschäftigt, hat nun doch ein eigenes Album fertig. „The bigger Picture“ ist ein gelungenes Bild aus modernen Sound- und Tempo-Vorgaben angewendet auf Beats und Stilmittel der 80er. Mal erinnert es mich an die frühen Simple Minds, mal eher an A Certain Ratio oder SECTION 25 mit ihrem trockenen Funk. Dazwischen House, R’n’B mit Bass und Rhythmus aus dem Keyboard und gegen Ende gibt es gar eine Reminiszenz an Prince. Er spielt und sampelt fast im Alleingang, das ist wohl der Grund, warum das Album trotz unterschiedlichster Ideen klingt, wie aus einem Guss.

Nach langer Pause

NOUVELLE VAGUE haben ihre Karriere auf der Wiederverwendung feinst ausgesuchter 80er Jahre Preziosen aufgebaut. Aus wilden, wuchtigen Punk- und Wave-Nummern basteln Herr Collin und Herr Libaux entspannte Lounge-Tracks, die dabei aber nie belanglos werden. „I could be happy“ ist das erste neue Werk seit 2011. So gut ausgesucht, wie früher, von Cure über Brian Eno zu den Cocteau Twins, aber im Unterschied zur Vergangenheit sind dieses Mal auch 3 eigene Titel dabei, von denen 2 von der aktuellen Sängerin Liset Alea (s.a. na dann 44) beigesteuert wurden.


Arabisch gefärbten Techno gab es hier neulich, den Blues aus der Wüste Malis schon etwas früher im Jahr, hier kommt NOURA MINT SEYMALI aus Mauretanien. Beide Eltern bekannte Musiker, was kann da aus dem Kind werden? Sie singt, spielt eine Griot Harfe (Arbina) mit 9 Saiten und vermischt die Musik ihrer Heimat mit europäischem Pop-/Rock- und Funk-Elementen. Klingt in dieser Kurzbeschreibung deutlich seltsamer, als aus dem CD-Spieler. „Arbina“ ist musikalisch pfiffig, ob inhaltlich P.C. kann ich nicht sagen, sie verwendet ihre Heimsprache. Die Globalisierung hat nicht nur Nachteile!

Auch „Djambolulu“ merkt m/f die Heimat an. Das italienische SWING TRIO spielt sich mit Gast am Saxofon (auf 3 Tracks) durch eine feine Mischung aus Gipsy Swing und heimatlichen Melodien, alles selbst erfunden, bis auf den Hinweis auf den Vater des Genres, Django Reinhardt. Handwerklich vom Feinsten und musikalisch ausgefuchst.

Da darf ich natürlich nicht vergessen, dass es Vergleichbares auch in unserer schönen grünen Domstadt gibt: Das STRINGTETT, bereits mit 3 erstklassigen CDs im Rennen, die die Freunde dieser Musik zumindest kennen sollten!

Tango und fette Beats

Als 5. (Studio-) Anlauf legen OTROS AIRES ihr „Perfect Tango“ vor. Die gehören zur 1. Generation der Abteilung Tango mit modernen Beats. Während das Gotan Project einen deutlichen Hang zu fetten, langsamen Beats zeigte, hatten OTROS AIRES etwas mehr Druck und Tempo auf der Leitung. In den 3 Jahren seit Nummer „4“ haben sie ihre Song-Schreibe-Qualitäten deutlich weiter entwickelt, auch der Sound-Horizont hat sich erweitert. Bandoneon ist natürlich ‚Pflicht‘, aber das Piano steht beinahe gleichberechtigt daneben, was dem gesamten Werk einfach mehr Farbe gibt. Dazu ein klasse Gastsängerin (leider nur auf 1 Track), die sehr eigenständige Version von Grace Jones‘ ‚I’ve seen that Face before‘ und eine stramme, perfekte Produktion. Da ist der Titel nicht geschwindelt.


Big Band Klassiker!

MPS setzt die Reihe Wiederveröffentlichungen in exzellenter Rekonstruktion fort. In dieser Woche der Hinweis auf DIZZY GILLESPIE und das 1968er Konzert bei den Berliner Jazztagen mit seiner hervorragend besetzten REUNION BIG BAND. Titel, wie ‚Things to come‘ oder direkt danach ‚One Bass Hit‘ ziehen dem Jazzfan auch 50 Jahre nach der Einspielung noch ‚die Schuhe aus‘. Erst recht, wenn so sorgfältig klanglich restauriert wird. Deshalb natürlich auch auf LP.


na dann... Tschüß!
i.m.trend@muenster.de

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samstags von 11-15.00 Uhr:
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