Von Günter, 08.02.2017

WENZEL/ MANU DELAGO/ TOSCA/ DREADZONE/ SADIES/ The OH!CHESTRA/ REBEKKA KARIJORD

Diese CD gibt es bereits seit Anfang Dezember. Ich wollte sie eigentlich auslassen, ist gar nicht mein Ding. Liedermacher, deutschsprachig, in der Tradition von Wader und Mey, eher nicht eine solche Koryphäe, aber mit ganz viel Weltsicht, Herzblut und 100% für die Sache engagiert. Dazu noch aufwändig verpackt mit Texten und Fotos. Deshalb gerechtfertigt auch an dieser Stelle die wohlwollende Erwähnung von WENZEL und seinem Werk „Wenn wir warten“. Wobei der Titel, beabsichtigt oder nicht, extrem aktuellen Bezug hat. Am Freitag will ich möglichst viele von Euch auf dem Prinzipalmarkt sehen!

Experimentierfreudig

Gleich weiter zur vielleicht schwierigsten Musik dieser Ausgabe. MANU DELAGO heisst der experimentierfreudige Klangbastler. Er ist einer der führenden Spieler des ‚Hang‘, dieses ungewöhnlichen und ebenso vielseitig klingenden Perkussions-Instruments. „Metromonk“, so der Album Titel, klingt auf den ersten Blick, wie eine elektronisch geschaffene Reise durch Manus Fantasielandschaften, ist dabei aber komplett mit analogen / konventionellen Instrumenten eingespielt und reicht dabei von zurückhaltend chillig bis zu explosiven Breakbeats. Gut ausgewählte Gäste mit Stimmen und an Instrumenten runden die spannende Produktion ab. Kein Pop, kein Jazz, nur spannende Grauzone.


Zurück auf der Brücke

Noch 2 Österreicher, Huber und Dorfmeister, bekannter als TOSCA helfen mit „Going Going Going“ diese Seite zu füllen. Nach Ausflügen in die unterschiedlichsten Klangwelten führt die Rundreise sie wieder an die Anfänge ihres Schaffens zurück. Beats, Bässe, in Dub getränkte Texturen und wie ehedem, ohne Gesang. Dafür musikalisch und technisch extrem weitergebildet und aus einem riesigen Vorstellungs-Spektrum schöpfend. Ich stehe auf diese Herangehensweise und den daraus resultierenden Sound. Genug geschwärmt, selber hören!


Back tot he Roots

Im Sound nicht weit entfernt und fast genau so lange im Rennen sind DREADZONE. Auch „Dread Times“ ist in gewisser Weise Rückbesinnung auf das, was das allererste Album so faszinierend machte. Fette Reggae Beats, meist elektronisch erzeugte Sounds mit etwas flotterem Tempo und wenn Vocals, dann eher im jamaikanischen Toaster Stil. Die erfinden sich nicht neu, sondern lassen jedes Wichtigkeits-Gefasel links liegen und machen das, was sie lieben und am besten können. Und das über eine Stunde lang!


Krasser Soundwechsel. Die SADIES, seit gut 20 Jahren unterwegs unter dem Segel ‚Alternative Country‘. Auch das neue Album „Northern Passages“ klingt ein wenig wie eine Variante von The BAND für das 21. Jahrhundert. Sie schütteln nicht nur tolle Melodien aus dem Ärmel, sondern schrecken zwischendurch auch mal mit einer heftig krachenden Rock-Nummer oder einem flotten Country-Waltz ab. Am besten sind sie aber ganz klar, wenn sie auf den Spuren von „The Weight“ wandeln.

Eine kurze, verständliche Beschreibung für den Sound von „The OH!CHESTRA“ fällt mir nicht leicht. Pianist und Drummer verarbeiten selbst Erdachtes und klassische Vorlagen mit viel Elan und ein wenig Sampling (eigener Klänge) zu kammermusikalischer Clubmusik oder umgekehrt. Klassisches Klavierspiel ohne Krawatte oder Elektro ohne Computer oder Beatbox. Von lyrisch emotional zu strammen Rhythmen, von fein ziseliert zu brachial vorwärts. Den Titel „Vierhändig“ kann m/f fast nicht glauben. Grandioser Ansatz, erstklassig ausgeführt!

Und noch kurz ein Nordlicht. REBEKKA KARIJORD und ihr „Mother Tongue“, eine sehr persönliche Sammlung kleiner Geschichten rund um die Geburt ihrer ersten Tochter. Mit hoher, leicht bebender Stimme trägt sie die ernsten, sehr persönlichen Texte vor zu einer Mischung aus modernem nordischen Jazz und dem scheinbar allen Nordlichtern innewohnenden Hang zur eigenen Folk-Tradition. Durchaus schwierig, aber ergreifend.

na dann... Tschüß!
i.m.trend@muenster.de

Reinhören & Verlieben
samstags von 11-15.00 Uhr:
Günter’s MUSIK-aPOTHEKE
Breite Gasse 1

Archivtexte Ohrenschmauch

Günter Günter

Beiträge 2017