Von Günter, 08.03.2017

SCHALLPLATTENBÖRSE in HORSTMAR/ MUSIK-APOTHEKE/ NIKO MARKS/ JOE KING KOLOGBO & HIGH GRACE/ MIRAMODE ORCHESTRA/ HEIGH CHIEF/ CAMERON AVERY

Was für Nebeneffekte das Wiederaufleben der Vinyl-Schallplatte doch hat. Zum allerersten Mal findet in meinem Geburtsort eine SCHALLPLATTENBÖRSE statt! Am Sonntag, den 12. März sollten Interessierte den Ausflug in die schöne Burgmannsstadt HORSTMAR unternehmen. Um 11h geht es los, wird sicher eher überschaubar sein, aber dafür frei von den üblichen verdächtigen Anbietern.
Auch wichtig für FreundInnen der individuellen Musik Beratung: Am 25. März geht die MUSIK-aPOTHEKE schlafen. An den 3 verbleibenden Samstagen (11./18./25.) kann das gesamte Angebot an Bild- und Tonträgern zum halben Preis erworben werden. Deko und Ausstattung gibt es ebenfalls für schmales Budget.
Start mit einem Blick zurück in die Zeit, als m/f das Casio-Keyboard für ein Musik-Instrument hielt. JOEY NEGRO, in dieser Zeit als DJ und Producer zu Weltruhm gelangt, präsentiert auf „ELECTRO“ 11 seiner Favoriten. Da findet sich Kultiges, wie z.B. Paul Hardcastle’s ‚Rainforest‘, das legendäre ‚Al Naafiysh‘, der ‚Smurf‘ oder die Russell Brothers. Feines Wiederhören!
Auf dem gleichen Sektor tätig, nur ca. 30 Jahre später, ist NIKO MARKS. Sein „Day of Knowing“ beginnt als geradliniger, trocken produzierter House-Kracher, bereits im 2. Titel kommt aber schon viel Melodie ins Spiel. Im Verlauf der weiteren 7 Titel streift er zusammen mit Co-Autor / -Produzent Carlos Nilmms ganz erstaunlich andere Genres. Von beinahe Westküsten-Soft Jazz zurück zum geraden Dancefloor, über technoide Drumbeats zu funky Grooves, auch die Strickmuster von Detroit und Chicago bleiben nicht unbenutzt. Liest sich bunt, klingt aber, wie aus einem Guss.

Keine Angst vor Feinstaub!

Bei JOE KING KOLOGBO & THE HIGH GRACE dachte ich zunächst: Nur 3 Tracks auf dem Hörmuster? Heute wird überall gespart. Weit gefehlt, die Tracks sind einfach so lang, das nicht mehr als diese 3 seinerzeit auf die LP gepasst hätten. „Sugar Daddy“ ist eine geschmeidige Mischung aus erkennbarer kongolesischer Rumba, westafrikanischer Highlife Musik und Anglo-amerikanischen Disco-Arrangements. Mit feinen Bläsern, den dazugehörigen Frauenstimmen /-chören und dann und wann quirligen Gitarrentönen. Afro Fans aufgepasst. Bisher nur als LP…


Viele Köpf und Sounds unter 1Hut

Für das MIRAMODE ORCHESTRA habe ich mal wieder keine passende Schublade. 7 Mann stark plus Gäste fabrizieren sie eine gelungene Mischung aus langsamen Tempi (hiess früher mal Trip Hop) und eher aus dem Jazz kommenden Arrangements. Kein Wunder, zur 4er Rhythmus-Gruppe gesellen sich 3 Bläser. Auf den ersten beiden Titeln kontrolliert von der tollen Stimme von Mara von Ferne, die mich in Klang und Einsatz an die besten Momente von Bajka erinnert. Verlegt und auf die Welt losgelassen von agogo-Records, deren Produktionen eigentlich immer besonders sind.


Sehr viel konservativer kommt das neue Album von Marcus Lovdals Band HEIGH CHIEF daher. 10 Tracks aus dem weiten Feld von Blues, entspanntem Rock, Americana und Folk. Wäre eigentlich nicht besonders erwähnenswert, wird aber aufgrund der exzellenten Handarbeit der Combo zu einem sehr hörenswerten Kurztrip.

Mein Highlight 2017

Mein absolutes Highlight des jungen Jahres ist CAMERON AVERY’s „Ripe Dreams, Pipe Dreams“. Seine bisherige Lebensgeschichte bitte bei Wiki nachlesen, hier zählen nur die 10 Titel des aktuellen Albums. Keine wirklich schöne Stimme, aber guter Sänger, spielt den grössten Teil der Instrumente selbst, bis auf die üppigen Orchesterparts und ist in Stimmung Tonfall durchaus vergleichbar mit Richard Hawley oder, etwas zu hoch gegriffen, Leonard Cohen. Ein wenig, wie die grossen Crooner der 50er/60er, aber ohne jeden Versuch von Retro. Der Klang, wie beim Label ANTI gewohnt, absichtlich ‚unpoliert‘, also echt, authentisch, so wie Musik klingen sollte, die nicht gezielt für datenreduzierte Radio-Austrahlung gemacht wurde. Toll!
Noch 3 mal!
Reinhören & Verlieben
samstags von 11-15.00 Uhr:
Günter’s MUSIK-aPOTHEKE
Breite Gasse 1


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