Von Günter, 03.01.2018

GARETH SAGER/ DINAH WASHINGTON & QUINCY JONES/ CONSTANTINOPLE & BELEM/ ALEX BASS & THE SAME SONG BAND/ OTROS AIRES/ REPUBLICAFROBEAT 4

Neues Jahr, neues Glück, zumindest aber viel neue Musik. Während die Fachzeitschriften die weissen Flächen neben der Werbung mit so albernen wie überflüssigen Polls füllen (..meine Band ist besser als Deine Band war schon Ende der 70er langweilig), gibt’s auf dieser Seite vom Start weg frische Klänge.

Wer sein Gemüt nach den vielen Feiertagen erst einmal abkühlen will, kann das mit GARETH SAGER’s „88 tuned Dreams“ versuchen. Klavier im Alleingang, in der Grauzone zwischen feinsinnigem Popsong mit etwas Rhythmus, klassischer Ausbildung an den Tasten und gelegentlich an Jazz grenzenden Improvisationen. George Winston lässt schön grüssen.

Ein Paar von Welt!(-Klasse)

Was Altes, in dieser Ausführung jedoch noch nie zuhaben, ist das 3 CD Set mit allen Aufnahmen die DINAH WASHINGTON als Sängerin in Arrangements von QUINCY JONES und seiner fast immer Big Band zusammen eingespielt haben. Mehr als 70 Titel aus den Jahren 55 bis 61. Klassischer Vokal-Jazz at it’s finest. M/F könnte fast glauben, ihr ‚Mad about the Boy‘ sei ihm gewidmet.


Eine höchst ungewöhnliche Variante World Music zelebriert das in Kanada ansässige Duo CONSTANTINOPLE laut Hüllentext bereits seit mehr als 15 Jahren. Er und sie spielen Saiten-Instrumente, die für mich nach arabischer Herkunft klingen. Für das neue Werk „Horizons Lointains“ heben sie sich mit dem Duo BELEM, bestehend aus Cello und Akkordeon, zusammen geschlossen. Für die Kompositionen und Improvisationen bedienen sie sich an Klängen der gesamten Welt. Irisch / Keltisches kann m/f heraushören, natürlich Klänge aus dem vorderen Orient, aber auch Indien und noch ferneres Asien haben Spuren hinterlassen. Schliesslich haben Constantinople in 25 Ländern auf allen Kontinenten musikalische Erfahrungen gesammelt. Das sensible Zusammenspiel dieser 4 wurde zum Glück entsprechend feinfühlig auf CD gebannt und ist ein tolles Lehrstück, wie auch ohne Gesang, ohne Strophe und Refrain, spannende Musik geschaffen werden kann, für die es nicht einmal ein gängiges Etikett gibt. Kein World Pop, kein Jazz, Berührung mit beidem, aber ganz anders.

Bei Glitterbeat gibt es Neues aus der Wüste. TOOTARD werden sich den Vergleich mit Tinariwen etc. gefallen lassen müssen, sind aber auf „Laisser Passez“ sehr viel näher an anglo-amerikanischen Songstrukturen. Mit anderen Worten: Nicht so verki..t und spacig wie einige Kollegen, sondern viel näher an der Rock-Tanzfläche.

ALEX BASS & THE SAME SONG BAND kommen aus Spanien. Und sie spielen Reggae. „Bassically“ ist ‚Lovers Rock‘ in der Tradition von Gregory Isaacs oder gar John Holt. Auch wenn Alex, der Sänger, in der Intonation nicht immer 100%ig ist, die Band hat den Groove, die Bläser passen, da wird es Zeit, dass die Sonne in die Puschen kommt.

Tango mal ganz anders

OTROS AIRES haben sich für ihr 5. Werk etwas ganz spezielles einfallen lassen: Sie haben sich mit Musikern vom Balkan zusammen getan und spielen auf „Balkan Airs“ eine extra würzige Mischung aus Tango und Balkan-Rhythmen. Für Eingeweihte: Augen schliessen, „Balkan Airs“ hören und schon ist m/f bei Wolfgang C. auf einer Wohnzimmer Party.


Neue Töne, nicht nur aus Afrika

Last but absolut nicht least, das 4. Volume „REPUBLICAFROBEAT“.DJ Floro hat rund um die Welt Beiträge gesammelt. Von Australien über Brasilien, bis USA und natürlich Afrika. Besonderheit, alle Ensembles der 12 Tracks werden von Frauen geführt. Ihm war es wichtig den Frauen, immer schon vertreten an den unterschiedlichsten Positionen in dieser Musik (Gesang, Instrumentalistin, Tanz, DJ, Design, Mutter, Köchin…) den ihnen gebührenden Platz im Vordergrund zu geben. So finden sich auf ‚Mujeres‘ (so der Untertitel) 12 feminine Variationen des Themas, mit straighten Housebeats unterlegt, als Hip Hop Ableger, mit leichtem Bossa Flair oder Samples von Fela und in den Worten natürlich mit ausformulierten Forderungen nach, kurz gesagt, Gleichheit. Und mindestens so scharfzüngig, wie die männlichen Kollegen. Ein fulminanter Start für die (fast) nicht mehr vorhandene Fachsektion ‚Afrika‘.


Archivtexte Ohrenschmauch

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