Von Günter, 24.01.2018

CORNELIUS/ MONOCHROME SET/ KENO/ AMPARANOIA/ CLASSIC DELTA AND DEEP SOUTH BLUES

Heute beginnt der musikalische Rundschlag in Japan. Keigo Oyamada alias CORNELIUS hat mit seinem Sound und seiner Technik bereits in den 90ern Furore gemacht, in der Zwischenzeit mehrere Alben veröffentlicht und sein Können in den Dienst von z.B. Blur, Beck oder Bloc Party gestellt. Mit etwas Verzögerung kommt sein aktuelles Schaffen jetzt auch bei uns auf den Markt. Auf „Mellow Waves“ klingt er poppiger als je zuvor. Rhythmen und Harmonie Folgen, die ein wenig an Herrn Sakamoto in den 80ern erinnern, Klangspielereien mit Synthesizern und Streichern unterbrechen diese Songstrukturen, die jedoch mit ausgefeilten Arrangements immer wieder zurück kommen. Zusammen mit seinem leicht unterkühlten, sanften Gesang ergibt das eine vielfarbige Mischung für den entspannten Genuss, den er mit einem sehr schönen Stück für akustische Gitarre solo beendet.

Noch erheblich länger im Geschäft ist das MONOCHROME SET. Die Wurzeln reichen bis tief in die 80er. Und die spielen nach wie vor ihre etwas verschrobene Version von Gitarren-Pop. Eingängige Melodien, wie sie die Kinks nochmal 10 Jahre früher schon in unsere Ohren gepuhlt haben, dann wieder Refrains, wie sie eher amerikanische Bands um die Zeit erfanden, mal mehr fliessend, aber auch schon mal mit etwas Rock-Attitüde. Kleine, feine Songs ohne jeden Pop Star Habitus, mit solidem Handwerk und ganz geradliniger Produktion, für Haldern Pop zu wenig traurig, für Beverungen nicht mehr jung genug. Trotzdem, Daumen hoch für „Maisieworld“, für die Frische nach so langer Zeit!

Zurück zum Downbeat

Auf CDs aus dem Hause Agogo freue ich mich immer. Der vielseitige DJ David Hanke, den manche vielleicht auch als Renegades of Jazz kennen, legt als KENO ein neues Werk vor. Vor 20 Jahren hätte ich nur kurz geschrieben ‚Downbeat‘ und die Musik wäre klar gewesen. Heute braucht es ein Wort mehr. Er bezieht sich musikalisch auf die produktivste Phase dieser auf langsame Rhythmen (Massive Attack) geeichten Zeit der Elektroniker und Soundbastler. Gut vernehmbare Basslinien, Streicher, Piano-Motive dazu dezent eingesetzte Keyboard Töne. Liest sich etwas nostalgisch, „Around the Corner“ klingt auch so und hebt sich gerade deshalb so positiv von den üblichen, randvoll gestopften Produktionen des Hier und Jetzt ab. Er lässt die besten Momente einer spannenden Zeit in einem Dutzend wohl gesetzter Tracks noch einmal aufleben.


Aus alt mach neu

Das macht auch Amparo Sanchez. Zum 20. Jubiläum der Veröffentlichung des ersten Albums ihrer damaligen Band AMPARANOIA hat sie mit einer ganzen Armada befreundeter Musiker aus dem spanischen Sprachraum ein quasi ‚Best of‘ aus dem Schaffen der Combo neu aufgenommen. So unterschiedlich wie der Stil der Freunde (u.a. Sargento Garcia, Manu Chao, Ojos de Brujo, Aterciopelados), so bunt klingt „El Coro de mi Gente“. Von Cumbia zu Reggae, von Mestizo Rock zu mexikanischem Polka-Pop und Flamenco, 15 geschickte Variationen, das verträgt sich bestens mit ihrem Songmaterial. Ihre Stimme bzw. ihr Gesang bleiben dabei unverkennbar, und Calexico sind auch dabei! Das passt auf jeden Fall besser zu Sonnenschein, als zu Sturm und Regen.


Die Wurzel des Übels

Zum Schluss mit Smithsonian Folkways eine kurze Reise an die ‚Wurzel allen Übels‘. „CLASSIC DELTA AND DEEP SOUTH BLUES“ dokumentiert auf 20 Tracks in 67 Minuten wichtige Vertreter des frühen Blues. Gitarristen, Pianisten, Akkordeonisten, Namen, die dem Blues-Fan geläufig sind, dem Rock-Freund nicht unbekannt bleiben sollten, die die Basis für Rock’n’Roll, Soul, ja, die heutige Pop-Musik gelegt haben. Authentische Aufnahmen, Musik, die auch heute noch bewegt, ungeschönt, mit kurzer Historie und Erläuterungen zu den Songs im 40 Seiten starken Booklet. So, wie wir es von diesem Label kennen und lieben.


Archivtexte Ohrenschmauch

Günter Günter

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