Von Günter, 07.03.2018

MÜNSTER MUSIC DAYS/ TRIOSENCE/ BUFFALO TOM/ SÄLLSKAPET/ ALFREDO RODRIGUEZ/ TY

Noch 1 Woche bis zu den nächsten MÜNSTER MUSIC DAYS in der Konzerthalle CLOUD auf dem Germania Campus. Am 15.3. geht’s los mit Martin Tingvall allein am Klavier. Am Donnerstag, (16.3.). ein Doppelkonzert mit Jan Löchel mit Begleitung und anschliessend Tokunbo, Sängerin aus Berlin, mit ihrer Band. Der Samstag (17.3.) bringt eine Sängerin, die den meisten eher als Schauspielerin bekannt sein dürfte: Jasmin Tabatabai, begleitet vom David Klein Quartett, trägt ihre sehr eigene Version von Vokal Jazz bis Chanson vor. Den Sonntagabend (18.3.) bestreitet die klassisch besetzte Combo TRIOSENCE (p,b,dr) mit ihrem wohlklingenden Programm aus moderner Musik Auffassung und offenen Ohren. Deren Mix aus jazzigem Handwerk, Rhythmen aus aller Welt und trotzdem leicht zu verfolgenden Harmonien, den m/f auch gern auf dem aktuellen Album „Hidden Beauty“ vor- oder nachhören kann, wird sicher nicht nur Jazz affine Besucher begeistern. Komplex, spannend und dabei weit mehr, als nur unterhaltsam. Mehr Info unter SOUNDLAKECITY.DE, Tickets unter www.muenster-ticket.de.

Nach langer Pause

Timetunnel: BUFFALO TOM, vor 25 Jahren gestartet mit ihrem „Let me come over“, legen nach 6 Jahren Pause eine richtig neue Platte vor. Was war 1993 hip? Grunge! Darauf basiert auch das neue Werk „Quiet and Peace“. Allerdings haben sich in der Zwischenzeit auch ganz andere Klänge einen Platz im Sound Spektrum erkämpft. Akustische Gitarren, die von Country bis Onkel Bruce klingen und die Songkonstruktionen sind nicht weit weg vom Old School handgemachten Rock. Das soll jetzt nicht heissen lahm und altbacken. Die Herren sind eben älter geworden, die Qualitäten des Song Schreibens haben sich entwickelt, die Texte ebenfalls. Und es gibt mehr Instrumente und besonders Gaststimmen, als von Vorgängern gewohnt. Aber von ihrem Druck und Drang haben sie kaum etwas verloren, auch wenn sie das Album mit der Cover Version eines Simon & Garfunkel Songs beenden.


Mit Gesang von Andrea Schroeder

Zugegeben, die beiden Vorgänger kenne ich nicht, für seinen 3. Anlauf hat sich der schwedische Dreier SÄLLSKAPET auf jeden Fall ein echtes Bonbon gegönnt. Die meist düsteren Klanglandschaften auf schwerfälligem Rhythmus runden die drei durch die von Andrea Schroeder geschriebenen und vorgetragenen Texte ab. „Dispartion“ erinnert mich im Gesamteindruck etwas an Bowie’s Berlin Phase, namentlich ‚Heroes‘. Und das meine ich positiv.


Wie schon der Vorgänger, so wurde auch das neue (4.) Album des kubanischen Pianisten ALFREDO RODRIGUEZ von Quincy Jones produziert. Ich kann nachvollziehen, dass der alte Knochen an dessen Spielweise ‚einen Narren gefressen‘ hat. Quirlige Fingerarbeit und grosse Fantasie im Finden von Melodien, lyrische Balladen, selbst ‚Schmachtnummern‘, wie ‚Besame Mucho‘ gewinnt er neue Seiten ab. Dezent, jedoch nicht degradiert begleitet von Bass und Drums gibt es auf „The little Dream“ modernen Trio Jazz in bester Tradition.

Herzensangelegenheit

Zum Finale noch eine Herzensangelegenheit. Und zwar die von TY. Entsprechend heisst sein Werk „A Work of Heart“. Natürlich arbeitet er als in dieser Zeit lebender Rapper auch mit Rhythmus Programmen, ein sehr grosser Teil der Musik wird aber von konventionellen Instrumenten beigesteuert. Er sieht seine Musik nicht als Mittel, mit ein paar opportunen oder auch nicht Sprüchen Geld zu verdienen, sondern als eine Kunstform, die nicht durch Attitüde, sondern durch Inhalt fortgeschrieben werden soll. Dementsprechend klingt der Background sehr viel organischer, musikalischer, als von diesem Genre in letzter Zeit gewohnt. Gewissermassen mit feinen Zutaten aus der Vergangenheit in die neue Zeit. Nicht so stark vom jazz geprägt, wie Robert Glasper, eher auf dem halben Weg von Kurtis Blow (erinnern?) zu Gil Scott-Heron. Das ist vielleicht etwas hoch gegriffen, aber sicher nicht ganz falsch.


Archivtexte Ohrenschmauch

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