Von Günter, 04.04.2018

SAMURAI ACCORDEON/ TRANSGLOBAL UNDERGROUND feat. NATACHA ATLAS/ LIO/ AFRICAN CAFE/ PRAISE POEMS 6/ CLUB DES BELUGAS feat. THOMAS SIFFLING

Korrektur: Nicht Chuck Norris ist der Duett-Partner auf Kim Richey’s aktueller CD „Edgeland“. Da war ich wohl zu lang in der Action Abteilung.. Richtig ist, es singt CHUCK PROPHET, gewohnt entspannt und Song dienlich. Ich entschuldige mich für diesen Faux Pas.

Für echte Spezialisten ist die CD „Te“ des Projektes SAMURAI ACCORDEON. Fünf Knöpfedrücker aus 4 Ländern und mindestens so vielen Variationen des Instrumentes spielen eigene Kompositionen zwischen Folk-verwandt und Jazz-Expression. David Munnelly, Riccardo Tesi, Simone Bottasso, Kepa Junkera und Markku Lepistö sind in der World / Jazz Ecke keine Unbekannten. Da sollte m/f ein Ohr für haben.

Früher, als es in den Plattenläden noch die Sektion ‚World Music‘ gab, waren sie ein äusserst populärer Act und veröffentlichten als TRANSGLOBAL UNDERGROUND mit und auch ohne NATACHA ATLAS einige sehr erfolgreiche Alben. Für alle, die das seinerzeit verpasst haben, oder die zu spät geboren wurden kommt jetzt „Destination Overground“, im Untertitel ‚The Story of..‘ 16 Tracks, zwischen 1994 und 2007 demonstrieren die ungewöhnliche Mischung aus Dub, Bhangra, Elektronik, Sampling und Harmonien aus aller Welt, die nicht nur in der Vergangenheit extrem spannend zu hören, sondern auch mindestens so auffordernd zum Tanzen waren.

Dezent Brasil

Dorival Caymmi ist in unseren Breiten nie wirklich populär geworden. Obwohl er in seiner Heimat Brasilien ein ganz grosser Name ist. Aus seinem umfangreichen Schaffen hat LIO zusammen mit ihrem Produzenten 12 Songs neu arrangiert, singt mit zarter Stimme zu sehr sparsamer instrumentaler Begleitung wunderbare Lieder. Brasilien erkennt m/f vornehmlich am Klang der Gitarre und der Sprache, sonst ist dieses total entspannte Werk deutlich mehr Ballade als Bossa, mehr Sentiment als Samba. „Lio canta Caymmi“ ist erster Kandidat des Jahres für die lauen Abende, die jetzt hoffentlich bald kommen.


Der nächste folgt auf dem Fuss. Putumayo hat seine Produktpalette um ein weiteres Werk aus der ‚Cafe‘ Reihe erweitert. „AFRICAN CAFE“ versammelt MusikerInnen von Zimbawe bis Mali. Also weniger ‚African Percussion‘, mehr Saiten-Instrument geführte Lieder. Sanfte, melancholische Themen dominieren und (natürlich) ungewöhnliche, schöne Stimmen. Es braucht maximal 5 Minuten, sich auf diese feinen Klänge einzulassen.

Noch ein Treffer Im Jubiläumsjahr

Seit 40 Jahren sucht und findet das Team von TRAMP Records aus München vergessene, übersehene oder verschollene Perlen. Mehrere Sampler-Reihen (Movements, Feeling Nice) und diverse Label- oder Künstler-Kompilationen belegen dies. Das 2. Werk im Jubiläumsjahr ist die Nummer 6 der „PRAISE POEMS“ Reihe. In diesem Fall sogar ausschliesslich mit Titeln bestückt, die noch nie auf Tonträger erschienen sind. Vom inspirierten Folksong über gelungene Adaptionen aus der Pop-Welt zu groovendem Funk oder swingendem Jazz. Eine Doppel LP (oder CD) gefüllt mit Namen und Werken, die selbst extrem Eingeweihte überraschen dürfte. Abwechslungsreich und gut hintereinander gereiht, nicht nur deutlich auf den Tanzboden zielend, wie die ‚Movements‘ Reihe, sondern ebenso gut geeignet für den beschwingten Abend daheim.


Sofa Clubbing

Dafür sollte m/f aber gute Vorbereitung treffen. Perfekt für das Sofa Clubbing ist das Ergebnis des zweiten Treffens des CLUB DES BELUGAS mit dem Trompeter THOMAS SIFFLING. In diese „ragbag“ packen sie eine gute Stunde entspannten, loungigen Jazz, mit geschickt gestaffelten Eigenkompositionen, gut ausgesuchter Instrumenten-Verwendung und Anspielungen auf Themen, die zur Harmoniefolge passen. Seine handwerklicher Finesse verführt den Trompeter nicht zu Fingerübungen auf Beats, sondern sein eleganter, eher zurückhaltender Ton gibt den Songs eine weitere melodische Dimension. Trotz Warnung der Jazz-Polizei von mir unbedingt empfohlen.


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