Von Günter, 18.04.2018

MALIA/ MALAKOFF KOWALSKI/ DON FLEMING/ MAYA FADEEVA/ RIEKE KATZ/ KING CRIMSON

Am 21. im Hot Jazz Club

Bevor die Aufmerksamkeit nach 12 Worten nachlässt: MALIA präsentiert am 21.4. (Samstag) in kleiner Besetzung im Hot Jazz Club das Material ihrer aktuellen CD „Ripples“. Auch im siebten Anlauf erforscht sie neue Sphären. Nur von Klavier und drei Streichern begleitet ‚entschlackt‘ sie 12 Songs, die sie seit 2004 aufgenommen hat. Fokussiert auf den Gesang und die Geschichten, die sie vorträgt, werden aus den seinerzeit Soul orientierten Popsongs kurze, intime Einblicke in ihr Seelenleben. Sehr direkt und ohne grosse Produktion im Wohnzimmer ihres Pianisten eingespielt, spiegelt das Album die entspannte Atmosphäre bei gleichzeitiger hoher Konzentration auf das Minimum des Hintergrunds. Zum Finale fügt sie ihrem eigenen Material 2 Klassiker (Imagine; The first Time ever I saw your Face) in ausschliesslich Piano-Begleitung hinzu. Intim, echt und überzeugend.


Ein Mann und sein Klavier

Mit Piano ganz allein, sogar ohne Gesang, geht es weiter. MALAKOFF KOWALSKI hat vor etwa 2 Jahren schon ein faszinierend unorthodoxes Pop-Album herausgegeben. Mit „My first Piano“ macht er nicht dort weiter, sondern geht gleich mehrere Schritte zurück. Auf seinem alten Familien-Klavier erfindet er 10 kleine Musik-Stückchen, die sich zwischen verspielter Melodie, Fingerübung, leichter Muse und klassischer Ausbildung bewegen, die im Grunde belanglos sein könnten, stammten sie nicht aus dem Kopf und Bauch eines geschätzten Film- und Theaterkomponisten. Bewusst ruhige Klaviermusik für die Zeit zwischen Tag und Traum.


Nach so viel kunstvollem Umgang mit den Tönen, jetzt mal etwas ganz Bodenständiges. DON FLEMING präsentiert „Black Cowboys“. Das kann es nur bei Smithsonian Folkways geben. Ausnahmsweise keine alten Originale oder gar Field Recordings, sondern 18 Folk- Blues-Songs, einen Ausschnitt aus der Musik-Kiste schwarzer Cowboys. Wenn es die auch in den üblichen Western kaum gab, so trugen sie doch einen nennenswerten Teil bei zur Geschichte der Besiedlung des Landes. ‚From the Trails to the Rails‘ ist der sehr treffende Untertitel und das, wie immer, ausführliche Booklet beleuchtet die Geschichte und auch den Inhalt der Songs aufs Lebendigste.

Immer mal wieder hatte ich Gelegenheit darauf hinzuweisen, wie geschickt die Damen und Herren des ChinChin Labels darin sind, neue, interessante Stimmen zu finden. Neu im Verlag ist MAYA FADEEVA. Der Titel „Chameleon“ weist schon darauf hin, hier gibt es einen bunten Strauss unterschiedlichster Klänge. Eine Prise Reggae-Grooves, etwas Soul und Funk, natürlich auch ein bisschen Electro-Swing, Ballade, Pop, zusammengehalten von einer Stimme, die ich vorher nicht kannte, die aber bei dem Ergebnis sicher nicht ganz neu in der Branche ist.

Für die Aufnahmen zu ihrem 2. Album hat sich RIEKE KATZ nach Schweden begeben und wird dabei von einer super eingespielten Rhythmus-Gruppe unterstützt. Auf „That’s me“ singt sie erstmalig auch in deutscher Sprache, was ihren sehr persönlichen Songs gut bekommt. Dazu ein paar feine Töne von Joo Kraus und Thomas Siffling machen diese Mischung aus Pop, Chanson und etwas Jazz sehr bekömmlich.

Wegen Klasse und Respekt

Je oller, je doller. KING CRIMSON sind immer (?) auf Tournee. Den Mitschnitt aus Chicago (2017, Doppel CD) gibt es bereits, jetzt folgt das Programm des Konzerts in Wien aus 2016. Diese 7 ‚reifen‘ Herren lassen es immer noch gewaltig Krachen. Zum grössten Teil andere Titel aus dem umfangreichen Schaffen, dieses Mal mit einer 3. CD veredelt, die sie selbst ‚Encores & Expansions‘ nennen. Präzise wie ein Orchester, frei wie eine Jazz Combo und die Power einer Rock Band (Zitat). Besser kann m/f es nicht sagen.


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