Von Günter, 19.06.2019

INNA DE YARD/ MO‘ HORIZONS/ TROPICAL TRIPS Vol. 1/ MORE ROCKERS/ MNDSGN/ ANDREAS SPECHTL/ DAVID ALLRED

Der jamaikanische Buena Vista Social Club nennt sich INNA DE YARD und hat gerade sein 2. Album in Umlauf gebracht. JOHN HOLT, HORACE ANDY, JUDY MOWATT und einige weitere Stimmen der Frühzeit des Reggae intonieren grosse Hits des Genres neu. Sehr entspannt, ‚laidback‘, ohne Perfektions-Wahn, dafür mit dem passenden Tonfall und einer breiten Auswahl an Songs. Aufgenommen draussen auf der Strasse, in den Hinterhöfen (Yards) in denen sie vor einem Menschenleben ihre Fähigkeiten entwickelten. Dieses neue Werk (CD&LP) hat keinen Titel, der Vorgänger heisst „The Soul of Jamaica“, das komplette Programm präsentieren die Damen und Herren im Juni und Juli live in BRD, später kommt noch der passende Film ins Kino, hält das ganze fest in Bild und Ton, solange das noch möglich ist.

kommen viel herum….

So viele Gäste gab es auf einer MO‘ HORIZONS Platte noch nie. Hand-Werker aus Australien, Sänger aus Israel usw., auf jedem Track ein anderer Gast. Und der Sound? Typische Mo‘ Horizons Mischung. Balkan Rhythmen mit afrikanischen Trommeln, Rhythm is a Dancer im Cumbia Gewand, weitere Hits, die m/f trotz stark veränderter Form (er)kennen kann, Latin, Funk, Hauptsache es hat den richtigen Groove. Und mit dem kennen sich die beiden aus. „Music Sun Love“ ist sicher nicht nur der Titel, sondern auch Motto.


Life is better in the Tropics

Eine korrekte Mischung für die Tage, an denen sich die Sonne nach ergiebigem Regen doch noch durchboxt kommt vom Cree Label, dass sich um das Auffinden verschollener Perlen der karibischen Musik kümmert. „TROPICAL TRIPS Vol. 1“ enthält 14 ausgesuchte Tanzflächenfüller (für alle, die sich auch unter 120 Beats pro Minute bewegen können..) vornehmlich aus Trinidad mit Seitensprüngen nach Barbados oder Jamaika. Diese Mixtur aus karibischen Basics, Calypso, Soca, Reggae, angereichert mit afrikanischen Klängen, Soul und Funk lässt selbst vorm Schreibtisch die Füsse unwillkürlich mitwippen und belegt den Untertitel dieser Sammlung ‚Life is better in the Tropics‘ überzeugend.


Echo Beach, die deutschen Spezialisten für Dub und Verwandtes legen die „Dub Plate Selection 1“ von den MORE ROCKERS neu auf. Die Miterfinder des Bristol Sounds, dieses Album stammt aus 1995, fügen hier den Jungle / Drum and Bass Beats ihren unnachahmlichen runden Tiefbass hinzu, halten sich im Tempo etwas zurück und lassen das Ergebnis nach Sound System Music klingen. Auch nach mehr als 20 Jahren noch frisch und überzeugend.

Wenn m/f so will, eine aktuelle Variante dieser „Beats Bastelei“ kommt von MNDSGN (Mind Design?). Seine „Snaxx“ sind meist kurze Rhythmus-Spielereien, elektronisch erzeugt und zielen nicht so sehr auf die (Tanz-) Beine. Trockene kleine Soundstückchen mit komplexem Groove, auf die manche lokale Hip Hop Helden neidvoll blicken werden, nicht nur weil sie deren Potential an Wortklauberei überfordern.

ANDREAS SPECHTL hat für sein 3. Solo-Album noch einmal die Ahnen-Reihe der Elektroniker Revue Passieren lassen. T. Dream, Schulze, Jarre, bis Yello standen für „Strategies“ Pate. Nicht, dass er irgendwas kopiert, jedoch Sounds und Strukturen, Rhythmen und Spannungen erinnern an die lange Zeit der Entwicklung dieser Sounds mit Synthesizern und ohne das heute übliche digitale Equipment. Mit 7 mehr oder weniger langen Titeln zeigt er seine Variante von Space, Techno, Beats und Tanz.

Songwriter, ganz anders

Das war die quasi traditionelle ‚Pop‘ Variante, fast das genaue Gegenteil liefert DAVID ALLRED mit seinem „The Cell“. Ganz ‚klassisch‘ durchkomponiert, meist nur vom Piano begleitet singt er mit sanfter Stimme und versucht seinen Weg des Umgangs mit einer unstimmigen Welt an geduldige und aufmerksame HörerInnen zu vermitteln. Singer / Songwriter mit avantgardistischer Begleitung. Wirkt durch zuhören.


Archivtexte Ohrenschmauch

Günter Günter

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