Von Günter, 09.10.2019

KING CRIMSON/ BIBI AHMED/ MONKEY HOUSE/ SOULJAZZ ORCHESTRA/ MICHAELA ANNE/ MARIAMA

King Crimson Live auf 5 CDs

Es gibt wohl keine andere Band, die ihre Aktivitäten derart vollständig dokumentiert, wie es KING CRIMSON tut. Nicht einmal die Beatles mit ihren ‚Anthologies‘ und den vielfach CD/LP Ausgaben der populärsten Werke oder die Stones mit unablässig nachgelegten uralt Live-Geschichten können da mithalten. Neben den ‚Geburtstags-Neuauflagen‘ (zum 30., 40…) Bandjubiläum in unterschiedlich aufwändigen Versionen (restauriert, original, beigelegte AudioBluRay..), die nicht einmal der gut trainierte Fachhändler aufzählen kann, erscheinen in zügiger Folge Live-Mitschnitte der unterschiedlichen Personal-Besetzungen. Statt ein neues Werk zu produzieren, an dem die treue Fan-Gemeinde ihre Vorstellungen und Vergleiche abarbeiten kann, werden Titel aus der 50 jährigen Bandgeschichte ergänzt, verändert, aktualisiert angeboten. Jüngstes Kind dieser Reihe ist das „Audio Diary 2014-2018“. In handlicher Box mit 5 CDs und erhellendem Booklet gibt es Tondokumente aus 5 Jahren Konzerte praktisch rund um die Welt. Zugegeben, aus Zeitgründen habe ich nur CD 5 (2018) angehört. Neue Fans werden sie mit diesen nach wie vor hochkomplexen Darbietungen in Zeiten des Autotune geschönten Computer-Beats wohl kaum gewinnen können, setzen jedoch ein deutliches Zeichen, das handwerklich-musikalische Kompetenz einen wichtigen Gegenpol setzen kann.


Gitarre aus der Wüste

Weit weniger komplex, dafür umso hypnotischer kommt das Album des Gitarristen BIBI AHMED daher. Im Alleingang eingespielt verschwinden bei ihm die Grenzen zwischen spiritueller Trance und psychedelischem Sahara-Rock und –Blues. Im Grunde auf einem Ton improvisierend transportiert er seine gesungenen Texte, in denen es um Ausgrenzung und Unterdrückung der Tuareg in Niger und Mali geht. Wer Bombino oder Tinariwen hört, kommt bei „Adhgah“ voll auf seine (ihre) Kosten.


Und wer auf Neues von Steely Dan oder Donald Fagen spekuliert, kann die Zwischenzeit vorzüglich überbrücken mit „Friday“ von MONKEY HOUSE als CD oder Doppel LP.

Seit 17 Jahren arbeitet das SOUL JAZZ ORCHESTRA an dem Sound, den sie aktuell ‚Afro-Punk‘ nennen. Geradlinig vorwärts, mit genau so formulierten Texten zum Zustand des menschlichen Miteinanders. Gemischt aus afrikanischen Rhythmen, Funk-Grooves und diversen karibischen Zutaten. Auch auf „Chaos Theories“, dem mittlerweile 9. Werk verschmelzen sie das alles mit jazzigen Ansätzen, raffinierten Bläsern und der absolut treibenden Rhythmus-Gruppe. Selbst die Ballade am Ende der Platte kommt überzeugend herüber.

..erinnert an Fleetwood Mac

Sicher in der Tradition der Country Music gross geworden, lässt MICHAELA ANNE diese auf ihrem „Desert Dove“ jedoch ziemlich weit hinter sich. In Harmonien, Texten und Tempo kann m/f sie noch unterstellen. Produktion und Sound zielen deutlich auf den und die erwachsene MusikfreundIn. Ihre Art zu singen erinnert mich stark an Stevie Nicks, überhaupt treten auch beim wiederholten Hören deutliche Ähnlichkeiten mit ‚Rumours‘ zu Tage.


Dass ein Album, das zu einem grossen Teil am Computer programmiert wurde, trotzdem nicht genau so klingen muss, wie die Top 200 der Itunes oder Spotify Vorschlagslisten, beweist die Sängerin MARIAMA mit ihrem „Love, Sweat und Tears“. Mit aussergewöhnlicher Stimme und vielen Unterstützern an konventionellen Instrumenten gestaltet sie ihre 14 selbst komponierten Titel ausgesprochen abwechslungsreich und spannend. Die Titel, auf denen sie mit afrikanischen Künstlern zusammenarbeitet, bleiben dabei besonders positiv im Ohr hängen.

Archivtexte Ohrenschmauch

Günter Günter

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