Von Günter, 30.10.2019

WANUBALÉ/ ERIC TRUFFAZ QUARTET/ MATANA ROBERTS/ DARRIN BRADBURY/ BAD MOUSE ORCHESTRA/ MARIACHI LOS CAMPEROS

Jazz? Funk? Tanzbar!

Jazz? In welche Schublade packt m/f eine Combo deren Rhythmen zwischen 70er Jahre Fusion und Break Beats angesiedelt sind, deren Bläsersätze schon mal an 60er Jahre Blue Note erinnern und deren Riffs und Breaks nicht weit sind von denen des noch nicht ganz so alten Frank Z. WANUBALÉ nennt sich die Gruppe aus 2 Drummern, Bass, Gitarre und Keys plus 4 Bläsern. In 8 kollektiv erarbeiteten Tracks veranschaulicht die Band ihre Version von Groove-gesteuerter aktueller Jazz-Tanzmusik. Etwas Afro-Feeling ist ebenfalls dabei und rundgeschliffen wurden die Titel im Jazzanova Studio in Berlin von Axel Reinemer. Feiner Stoff für fortgeschrittene TänzerInnen.


Klänge aus Zeit und Raum

Mehr Jazz. Es gibt eine neue CD des ERIC TRUFFAZ QUARTET. Auf „Lune Rouge“ überwiegen Stimmungen von gespannter Ruhe bis zum Gefühl der Schwerelosigkeit. Konzeption, Komposition, Improvisation, alles in kontrollierten Zusammenhang, unterbrochen von Titeln mit Gesang, auf denen sowohl Eric, als auch Jose James und Andrina Bollinger einen überzeugenden Eindruck hinterlassen. Gerade in den ruhigen, fast schwebenden Passagen ist es sein Trompeten-Spiel, das Momente zwischen wohliger Nostalgie und nicht bekannter Zukunft heraufbeschwört, den und die HörerIn jedoch nie in Unsicherheit zurück lässt.


Freie Radikale

Noch mehr Jazz! Die New Yorker Saxofonistin MATANA ROBERTS legt mit ihrem Quintett ein zeitgenössisches Free Jazz Album vor. „Coin Coin Chapter Four: Memphis“ enthält 13 vorkomponierte Improvisationen, in denen 2 Gitarristen, Bass und Drums bisweilen heftige Energieschübe durch die Lautsprecher senden. 4 der Titel sind um-arrangierte Folksongs bzw. Jazz- oder Pop- Bekanntheiten, die so vorgetragen nicht leicht wieder zu erkennen sind. Radikal, dynamisch, frei, mir aber für ‚jeden Tag‘ zu fordernd.


Leichter. DARRIN BRADBURY sortiere ich in die Abteilung ‚Alternative oder Outlaw Country‘. Musikalische Herkunft eindeutig, Umsetzung authentisch. Keine Songs über Cars und Girls, Trucks und endlose Strassen, sondern Texte aus dem persönlichen Erleben. „Talking Dogs & Atom Bombs“, als Ballade, im Midtempo oder auch mal flotter mit etwas mehr Twang.

Launig. Das BAD MOUSE ORCHESTRA besteht immerhin aus 3 Personen. Auf 2 Ukulelen und 1 Gitarre intoniert es Jazz Standards der 20er bis 40er Jahre, bekannte Titel, die m/f eher in Combo bis Big Band Versionen kennt. In gewitzten Arrangements, mit grosser Spiel- und Singfreude und einer ordentlichen Portion Virtuosität präsentieren die Dame und die 2 Herren swingende Klassiker. Durchaus verwandt mit den hiesigen Zucchini Sistaz, allerdings ohne deren Humor/Comedy-Zusatz.

Auf dem Cover 9 kräftige Herren in so etwas wie Uniformen und alle tragen einen grossen Sombrero. Welche Musik werden die wohl machen? Das Orchester MARIACHI LOS CAMPEROS spielt die Tradition der im Bandnamen genannten Musik. Auf „De ayer para Siempre“ leben sie die Tradition, klassische Sones, sentimentale Rancheras und Boleros. Zum Teil neu und selbst verfasst. Mit Violinen, Trompeten, Gitarren, Sängern / Sängerinnen und ganz viel Leidenschaft tragen diese vielfachen Grammy Gewinner die Volksmusik ihres Landes (obwohl die Band in L.A. beheimatet ist..) mit Überzeugung und Schwung in die nächste Generation. Sowas verlegt natürlich nur Smithsonian Folkways, die auch dieser Neuheit ein 40 seitiges Booklet mit Infos zur Musik, den Musikern und den 14 Songs beilegen. Arriba los Teutones!

Archivtexte Ohrenschmauch

Günter Günter

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