Von Günter, 15.07.2020

JILL BARBER/ GEGE TELESFORO/ MULATU ASTATKE & BLACK JESUS EXPERIENCE/ CEU/ STOOGES

..auf einen Pastis?

Da haben wir was Feines für die hoffentlich bald wieder sonnigen Nachmittage bei Ute und Wolfgang. JILL BARBER, Kanadierin, sang auf ihren bisherigen Veröffentlichungen, maximal international ausgerichtet, fast immer in englischer Sprache. Lediglich auf ihrem Debut ‚Chansons‘, wie der Titel schon ansagt und dem neuen Album „Entre nous“ widmet sie sich dem Charme des leichtfüssigen, in den 60ies wurzelnden Pop-Chanson. In 11 Titeln, davon 10 selbst oder im Team mit den Musikern geschaffenen zeigt sie deutlich, dass sie weiss, worauf es ankommt. Musikalisch durchaus spannend, jedoch nicht dramatisch, stimmlich nahe bei den ‚filles fragiles‘. Auch wenn das nach Wurlitzer klingende Rhythmus-Gerät am Anfang der Platte beinahe abschreckt und die Cover-Version von Cohen’s ‚Suzanne‘ nicht unbedingt nötig gewesen wäre, eine ausgesprochen charmante Nachmittags-Musik.


Dieser Name ist mir schon mal begegnet, aber das ist geschätzt 25 Jahre her. Ob und was er zwischendurch gemacht hat, ist mir nicht bekannt, jetzt legt er mit „Il Mondo in Testa“ ein ausgesprochen vielseitiges Werk vor, mit viel Soul, einer ordentlichen Prise Jazz und etwas Brasil. GEGE TELESFORO bleibt dem Song verpflichtet, aber dem jazzigen Instrumenten-Einsatz nicht abgeneigt. Sowohl gesanglich, als auch in den Arrangements experimentierfreudig ohne dabei aber den Faden zu verlieren. Er arbeitet sowohl mit elektronischen Instrumenten, meist Keyboards, gleichzeitig aber mit einer voll besetzten Band mit Bläsern und Perkussion. Wobei mich der Bassist mit seinem runden Ton und seiner rhythmisch-harmonisch Spielweise besonders beeindruckt.

Der grosse Vorsitzende hypnotisiert

Wie alt ist der Mann eigentlich? Aus der Musik von MULATU ASTATKE & BLACK JESUS EXPERIENCE kann ich es nicht schliessen. Der ‚grosse Vorsitzende‘ des äthiopischen Jazz zieht mit der Band, die sich als ‚Global Funk Band‘ bezeichnet, weitere Register seiner beinahe genialen Fähigkeiten als Komponist/Arrangeur. Stellt dabei weder sich noch sein Instrument Vibrafon in den Vordergrund, sondern gewährt Bläsern, Gitarristen, den Stimmen den gebührenden Platz und lässt vor allen Dingen die vielhändige ‚Rhythmus-Maschine‘ marschieren. Beginnt die CD mit einem Schlagzeug-Groove, der von einer Rock-Combo stammen könnte, geht es ab Titel 2 deutlich afrikanisch zur Sache. Harmonien und Fragmente aus der heimischen Tradition verbindet er mit kritischen Gedanken aus ganz anderen Erdteilen. In ‚Living on stolen Land‘ dem längsten Track auf „To know without Knowing“ geht es um das verlorene Land der Aborigines, ohne Parolen oder geballte Fäuste, die ohnehin nicht seine Sache sind. Mit derart hypnotischen Grooves, ob leise oder laut, flott oder gemächlich, und dem eindringlichen Gesang erreicht er mit Sicherheit mehr Aufmerksamkeit.


Brasil international!

Mit „Apka!“ setzt die brasilianische Sängerin CEU ein neues Highlight auf ihre Schaffensliste. Fast vollständig programmierte Beats, jedoch ohne jegliche housy House Ambitionen, dafür mit einigen illustren Mitstreitern an ‚richtigen‘ Instrumenten (z.B. Marc Ribot und Seu George helfen). Den technischen Sounds von Synth-Bass, Keyboard und Drum-Maschine setzt sie ihre fantasievollen Gesangslinien entgegen, die sie für ihre breitgefächerten Interpretations-Varianten findet, von exotisch über erotisch zu typisch Brasil. Trotz der international verbreiteten Technik kommt der Brasil-Faktor keineswegs zu kurz. Jetzt darf der Sommer kommen.


Für diese hier gibt es extra etwas Vorlauf. Kommt erst zum 7. August. Es ist also noch genügend Zeit, die grauen Strähnen in Form zu bringen und den Akku des Rollators aufzuladen. The STOOGES „Live at Goose Lake“, vor fast genau 50 Jahren, das letzte Konzert der Früh-Punks. Gehört habe ich noch keinen Ton, bin mir aber sicher, dass dieses ‚Fundstück‘ (alle grossen Bands haben solche ‚Leichen‘ (Bänder) in irgendwelchen Kellern) von den Iggy Fans ordentlich gefeiert wird.

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Günter Günter

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