Ohrenschmauch
Von Günter, 16.03.2011
BOLLYWOOD FUNK EXPERIENCE/ FRENCH FUNK EXPERIENCE/ LOS CUATRO DE LA SALA/ BEBO BEST/ BAR TUNES 5/ JAGUN/ DAZKARIEH/ BURN
Benzingipfel? Bei dem Wirtschaftsminister denke ich da eher an Spritgipfel (Schoppengipfel?). Und, meine lieben Beteiligten, unterschätzt nicht die durchaus berechtigte Sturheit der Deutschen, was das Reinheitsgebot angeht. Da bin ich echt froh, dass durch die Konsequenz meiner Herausgeber zumindest kein nahrhaftes Maiskorn durch den Auspuff verdampft bei der Auslieferung der NA DANN zu den zentralen Verteilerstellen.
Karneval ist (zum Glück!) vorbei, deshalb komme ich jetzt erst einmal mit ein paar „ollen Kamellen“. Für mich nicht so spannend, mir fehlt der Zugang zu den Filmen, aber den geneigten Fans schlage ich die „BOLLYWOOD FUNK EXPERIENCE“ mit 15 durchaus gewöhnungsbedürftigen Perlen aus dem Riesenfundus vor. Kein Schreck, Musik aus den beliebten Filmen der letzten 10 Jahre ist nicht darunter. Auch zwischen 1960 und 1990 waren die Inder schon ordentlich Zelluloid-verrückt.
Ein echtes Schmankerl ist die von KID LOCO zusammengestellte „FRENCH FUNK EXPERIENCE“. 22 mal B-Movie Gangsterfilm (Sound-) Tracks zwischen Easy Listening und französischem Killer-Funk (sic!) aus den End 60ern und 70ern. Das beste an den Beiden: Sie sind nebenbei sehr schön verpackt, die diskografischen Angaben korrekt bis sehr ausführlich und kosten nur knapp 10 Euro. Mehr aus dieser Serie wöchentlich!
Eines meiner deutschen Lieblings-Label, CHINCHIN, bringt am Freitag gleich 3 neue Produkte in die Läden. LOS CUATRO DE LA SALA ist ein stark am späteren PIAZZOLLA orientiert musizierendes Quartett. „Tango Manjar“ klingt entsprechend nicht so sehr nach Tanzveranstaltung, als vielmehr nach Zuhören bei einem köstlichen Getränk. Überwiegend akustisch (natürlich), bis auf 4 Remixes am Ende der CD, die dafür sehr für den frühen Club geeignet sind.
Das dritte Album von BEBO BEST und seinem SUPER LOUNGE ORCHESTRA entfernt sich nicht weit von den Vorgängern. Ok, weniger Sitar, als auf der ersten, ansonsten lässig eingängige Lounge-Klänge mit ausgesuchten SängerInnen. Also wieder erstklassiges, modernes Easy Listening. Diese Branche wird nicht aussterben!
Die dritte im Bunde ist die 5. Folge der Reihe „BAR TUNES“. Vol. 1 & 2 waren und sind immer noch großartig, 3 & 4 etwas gewöhnungsbedürftig, Folge 5 ist wieder unbedingt fußwippend süffig. BAJKA, BEBO, der BAHAMA SOUL CLUB und selbstverständlich TAPE FIVE (u.a.) lockern auf 15 Titeln den verspannten Rücken und Geist und verwandeln selbst einen trüben Märztag durch Augen schließen in ein Sonnenbad am Strand.
Eine auffällig andere Stimme im Spannungsfeld zwischen gediegenem Pop und leichtem Jazz habe ich auch noch anzubieten. Eva JAGUN heißt die Dame, das Album „My Blue Hour“. Von einer GERSHWIN Adaption abgesehen alles selbst geschrieben und komponiert. Dazu sehr passend „klein“ arrangiert und einfühlsam gespielt von ihrer Band und ausgesuchten Gästen. Gelungener Versuch!
Im europäischen Umland sehr erfolgreich, bei uns noch eher ein unbeschriebenes Blatt: DAZKARIEH aus Portugal mit ihrem Album „Ruido do Silencio“. Sie präsentieren eine sehr eigenwillige Mischung aus Harmonien und Rhythmen des Mittelmeerraumes und keltischer Folklore mit einer kräftigen Prise elektrisch verstärkter Gitarre.
Die letzten Sätze für diese Woche gelten (endlich mal wieder) einer Lokalen Band. BURN heißen sie und sind dem jüngeren Publikum nicht nur in dieser Stadt bereits sehr geläufig. „The Truth“, so der Albumtitel, wendet sich musikalisch deutlich an (meist) jüngere Menschen, rockt sehr ordentlich mit Wurzeln im „neuen“ Rock der späten 80er bis 90er. Also nicht zu brachial, identifizierbare Gitarren-Akkorde, Gesang gelegentlich mit mehreren Stimmen und einem leicht nach SIMPLE MINDS klingenden Keyboard. Korrekter Stoff für den rockenden Tanzboden, kein Wunder, gab es den Plattenvertrag doch erst nach einigen ausgedehnten Club- und Festival– Runden durch die Republik, da lernt m/f, was bewegt. Na Dann. Tschüß!
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