Von Günter, 26.08.2020

DR. RING DING/ ANALOG-FREUNDE/ FANTASTIC NEGRITO/ DORANTES/ RASM ALMASHAN

Specialist in all (Reggae-) Styles!

Was für ein Tagesstart! Sonnenschein und dazu die neue CD von DR. RING DING. Reggae, Dub, Ska, Cumbia, so breit war die Palette der Songs auf keiner seiner 16(!) Platten zuvor. Ob Old School Ska, wie in den 60ies, Pop orientierte Offbeats, die in den 80ern den Ton angaben oder Dancehall Style, der Doktor und seine exzellent aufgestellte neue Band bewegen sich sicher und glänzend eingestellt auf jedem Terrain. Auf einigen Tracks verstärkt durch FreundInnen aus der langen Karriere, Sista Gracy, Stephanie K, Tippa Irie und Michael von der Heide, die als Duett Partner dem jeweiligen Titel weitere Farbe verleihen, dazu wenige handverlesene Instrumentalisten (Markus Paßlick, Alfred Sicking, Benny Brown). Fast alle Songs stammen aus des Doktors Feder, dazu eine gelungen düstere Dub-Version von Radioheads ‚Creep‘ und Joni Mitchells ‚Both Sides now‘, das gleich in 3 Sprachen auf der CD enthalten ist. „The Remedy“, mit 17 Titeln und knapp 70 Minuten Laufzeit, ist sicher der Höhepunkt seines bisherigen Schaffens. Als kleinen Gruss an seine Fans in Latein-Amerika gibt’s als Bonus Track auf CD die charmante Cumbia ‚Maria Angelina‘ auf Spanisch. Kann m/f natürlich ‚für umsonst‘ anhören, besser ist jedoch kaufen, am besten als CD beim Doktor selbst. Da besteht zumindest die Chance auf verdienten Lohn für die geleistete Arbeit.


Gleich noch etwas mit lokalem Bezug. Die ANALOG-FREUNDE laden seit Februar zum ersten Mal zum Treffen ein. 28.8., Boheme Boulette, ab etwa 19.30h kann unter den geltenden Bestimmungen gefachsimpelt werden, dazu gibt’s wie immer ausgesuchte Musik, nicht nur analog.

Mitten aus der US Realität

Sein Debut ist ein fulminantes ‘Blues im 3. Jahrtausend‘ Werk. Der Nachfolger konnte mich nicht recht überzeugen, für das neue Album „Have You lost Your Mind yet?“ zieht er wieder alle Register. Blues ist die Grundstimmung, die jedoch durch unterschiedlichste musikalische Varianten gebeugt wird. Reminiszenzen an grosse Kollegen, von JB über Prince zu Muddy Waters und viele dazwischen kann m/f heraushören. Ohne zu kopieren übersetzt er deren Klang und Gestus in seine eigene Sprache. Seine sozialkritischen Texte formuliert FANTASTIC NEGRITO geradlinig wie gewohnt und findet von Funk zu Smoocher die richtigen Arrangements. Vielfältig instrumentiert und offensiv vorgetragen, engagiert und mitten aus der Realität.


Mit Magellan um die Welt

„La Roda del Viento“ ist der herausfordernde Versuch die erste Weltumseglung von Magellan und seinen Mannschaften musikalisch dar zu stellen. DORANTES, international renommierter Pianist mit Wurzeln im Flamenco, stellt sich diesem Unterfangen. Komponiert für Chor, Orchester und Jazz Combo bewegt sich dieses voluminöse Werk zwischen der Tradition dieser ‚National-Musik‘, jazzigen Improvisationen mit deutlichem Latin Einfluss und sowohl romantischen als auch herausfordernden Orchester-Passagen. Aufbruchstimmung, Unsicherheit, Meuterei, Tragödie aber letztlich ein gutes Ende (für wenige..) in Musik übersetzen, keine leichte Aufgabe, mit den Fähigkeiten eines Vollblutmusikers und der Hilfe einer grossen Anzahl Freunde hier spannend ins Format gegossen.


Zum Finale eine neue Stimme. RASM ALMASHAN stammt aus dem Jemen, lebt in Polen und verarbeitet auf ihrem „Yemenia“ neben Pop und arabischen Klängen vieles, das sie während ihrer Jugend von Mitschülern aus afrikanischen Nachbarstaaten lernte. Harmonisch und rhythmisch zwischen den Welten pendelnd, mit ‚europäisch‘ ausgestatteter Combo ergänzt um typische Instrumente aus dem Orient (Saiten, Trommeln), findet sich zwischen ihren selbst (mit-) geschriebenen Kompositionen auch ihre persönliche Interpretation von ‚Im nin ‘Alu‘, das ältere Jahrgänge als Hit in den 80ern erinnern könnten. Neben ihrer auffälligen Stimme, mit der sie sowohl englisch als auch in ihrer Heimatsprache singt, darf die handwerkliche Qualität der Band nicht unerwähnt bleiben. Komplexe Riffs und Wechsel meistert diese mit absoluter Präzision und klingt dabei nicht herausgefordert.

Archivtexte Ohrenschmauch

Günter Günter

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