Ohrenschmauch
Von Günter, 21.12.2011
VONDA SHEPARD/ GERI ALLEN/ SANTA’S FUNK & SOUL CHRISTMAS PARTY/ JALLA CLUB No 2/ UKO/ LEE JAY COP/ LEONARD COHEN, EN BOCA DE../ ROOS JONKER
Das gibt Platz im FDP Sandkasten. Baby Hübner ist ausgestiegen, der Zappelphilipp hat die Hosen voll und wird bald von Mama heimgerufen. Jetzt kann sich endlich der Weinselige breit machen. Fehler werden nun mal gemacht. Auch hier. Aber in dieser Woche soll zum 50. Mal in diesem Jahr der Text zu den Bildern passen. Tollen Stoff für das Hör - und Seh- Abenteuer samstags in der Breiten Gasse 1 gibt es auf jeden Fall.
Den Anfang macht heute die Werkschau von VONDA SHEPARD. Vielen wohl noch im Gedächtnis als die blonde am Klavier in der Serie ALLY MC BEAL. „Solo“ ist, wie der Titel vermuten lässt, nicht einfach nur eine „Best of“. Für ihre aktuelle Platte hat sie die Lieblings-Titel aus ihrer schon ziemlich langen Karriere neu eingespielt. Ganz allein, Piano und Stimme; den Rhythmus verlangsamt , damit alle Töne zur Geltung kommen. Romantisch, klar, waren die Songs mit Band auch, aber hier kommen sie beinahe festlich daher. Und ganz ohne „Stille Nacht“ etc.!
Womit ich schon im Thema bin. Eigentlich zu spät, denn auf Lager hat sie nicht mal die nach allem gierende Krake ARMAZON. Weder „A Child is born“, die weihnachtlich inspirierte neue CD von GERI ALLEN, die mich stark UND positiv erinnert an „It‘s snowing on my Piano“ von Herrn WESSELTOFT. Jazzige Piano-Improvisationen über allseits bekannte Lieder aus der Zeit. Zusätzlich ein paar eigene Vorschläge. Wer auch schon mal eine etwas weiter ausufernde Bearbeitung der Melodie wechseln kann, hat hier ziemlich Kitsch-freien Stoff für’s Kerzen anzünden.
Noch „SANTA’S FUNK & SOUL CHRISTMAS PARTY“ die spätestens bei der Punschmengen-Halbzeit in den Player gehört. Opa ist nach dem Mit-Dirigieren seiner Märsche bereits eingenickt, Oma leistet ihm Gesellschaft und beide hören nicht mehr so gut. Also aufdrehen und die fein ausgesuchten Old School Funky Christmas Perlen bewegen Beine und Hintern. Die hat nicht nur Halbwertzeit für 2,5 Feiertage, sondern kann ohne böse Blicke auch Silvester oder wann immer zu Tanzzwecken aus der Tasche gezogen werden.
O.K., bleibe ich erst einmal beim Tanzen. Schwerste Konkurrenz für den Balkan Beat Boden von Herrn SHANTEL kommt mit „JALLA CLUB No 2“. Balkanische Beats plus Ska, fetten Reggae, etwas Spanien und noch einige andere Überraschungen. Diverse Sprachen des alten Kontinents von ganz vielen (mir) neuen Künstlern und Projekten. Das Beste: Mann/Frau kann (fast) endlos dazu tanzen, aber einfach nur anhören macht genauso viel Spaß, auch wenn es schwer fällt, den Bewegungsdrang zu bremsen. Volle Punktzahl!
Ein feines Schmankerl für die Freunde des Downbeat ist das (nach 10 Jahren) 2. Album von UKO „The Sister Sadie Life Show“, betitelt nach der neu zum Projekt gestoßenen Sängerin TANIA SAEDI. Eine sehr abwechslungsreiche Folge von Songs und Grooves unterschiedlichsten Gustos. Fette Bässe bilden die Basis für zum Teil sehr unkonventionellen Konstruktionen, die von TANIA’s stimmlichen Fähigkeiten mehr als nur zusammengehalten werden. Zum langsam daran Gewöhnen.
Eine sehr kurzweilige Mischung aus dem (ganz!) frühen TOM PETTY, britischem Pub-Rock der spät 70er und „Dirty Ass Rock’n’Roll“ liefern LEE JAY COP auf „Revolution oft he Dog“. Nicht nur für Menschen, denen die Gitarre das oberste Gebot ist.
Kommen wir nun zu 2 eher stillen VertreterInnen der Gattung wundervolle Musik. „LEONARD COHEN, EN BOCA DE..“ heißt ein weiteres Tribut Album für den Altmeister. Zum Teil Studioaufnahmen (z.B. LAMBCHOP), erheblich mehr Titel aber Live aufgenommen in Barcelona. Wundervolle Hörplatte, selten schroff arrangiert, Melodie und Grundstimmung nie weit vom Original. Diese Songs sind einfach immer gut, wenn sich jemand ernsthaft mit ihnen auseinandersetzt. Die sollte nie zu weit weg von der Abspielmaschine liegen!
Von der nächsten weiß ich nicht mal sicher, ob sie überhaupt in BRD erscheint. Muster ist da, Termin abgesagt. Bei Interesse: Alter Steinweg oder Breite Gasse. Es geht um ROOS JONKER, niederländische Sängerin, deren Album „Mmmmm“ eher der Abteilung Jazz zugeschlagen werden muss. Stimmlich erinnert sie gelegentlich an den Tonfall von BILLIE HOLIDAY, deren Blues sie auf die Jetztzeit übertragen sehr dezent, aber überzeugend intoniert.
Andererseits erinnert mich die Produktion mehr an die 1. Platte von ERYKHA BADU, mit dem Unterschied, dass Frau BADU’s Hip Hop Beat Anteil von ROOS oft durch eine dicke Portion bluesigen Swing ersetzt wird. Samples mit dem kratzenden Geräusch alter Vinylplatten, dazu frisch eingespielte Instrumente und gelegentlich sehr kunstvoller Gesang. Mit sehr wenig (materiellem) Aufwand selbst geschaffen, manchmal vielleicht noch etwas zu verspielt, aber ganz sicher eine sehr bestimmte Wortmeldung für die Liga der Stimmen von morgen! Selbst überzeugen in jedem gut sortierten Plattenladen, mit 30 Sekunden Schnipseln im Netz oder Samstags von 11-15.00h in der Breiten Gasse 1. (Sogar am 24. & 31.!)
Na Dann. Tschüss! i.m.trend@muenster.de